Schon wieder ein Jahr ins Land gezogen und erneut steht der lange Abend des gemütlichen Gruselns an. Bereiten wir noch schnell einen Grabhügelkuchen und eine abgetrennte Hand aus Hefeteig und passierten Tomaten vor und stürzen uns auf die Wahl zum passenden Film:
„Trick ´r Treat“ könnte kaum mehr Halloween enthalten, denn hier geht es atmosphärisch und humorvoll zugleich zu und am Ende mischt gar noch der Geist von Samhain mit.
Selbstverständlich spielt die Handlung an Halloween, die in parallel ablaufende Episoden erzählt wird: Da gehen Kinder dem Geheimnis eines vor dreißig Jahren verunglückten Schulbusses in einer Schlucht nach, entpuppt sich ein Schuldirektor als zwielichtige Gestalt mit tiefer Grube im Garten und bereitet sich eine junge Frau im Rotkäppchen-Kostüm auf ihr „erstes Mal“ vor.
Vom ersten Moment an stimmt man uns auf Halloween ein und liefert erste kleine Verweise zu Carpenters gleichnamigen Klassiker, als die Egoperspektive einer Figur hinter der Maske das spätere Opfer anvisiert, während ringsum verkleidete Kinder durch dunkle Gassen laufen.
Die Musikuntermalung stimmt, die Ausstattung offenbart Detailverliebtheit und selbst die eher unbekannten Darsteller (abgesehen von Anna Paquin und Brian Cox) fügen sich problemlos ins Geschehen.
Besonders angenehm ist der zügige Szenenwechsel. Man verharrt nie lange bei einem Handlungsstrang, sonder baut sie Schritt für Schritt auf, ohne den Zuschauer lange im Regen stehen zu lassen. Beginnend bei einem Paar, zu einem dicken Kind, welches an die falsche Adresse gerät, hin zum Schuldirektor, der während des Grabens vom alten Nachbarn gestört wird.
Das Schöne: Erst die Sicht des Grabenden, später die Sicht des Nachbarn mit gleichen Dialogen, nur anderer Perspektive, denn hier wird eine weitere Episode erzählt, die sich ebenfalls an diesem Abend abspielt.
So wird für reichlich Abwechslung gesorgt und es gibt so manche Überraschung mit Vampiren, Werwölfen und Untoten zu erleben, die innerhalb ihrer Twists zwar nicht immer umhauen, doch untermauern, dass sich da jemand ordentliche Gedanken um ein stimmiges Gefüge gemacht hat.
Zudem gibt es in Bezug aufs Handwerkliche Lob auszusprechen, denn nicht nur die Kamera arbeitet grundsolide, sondern einige überaus weiche Szenenübergänge fallen positiv ins Auge.
Lediglich der Blutgehalt könnte ein wenig höher ausfallen, denn in der Sparte ist nichts Explizites auszumachen.
Kurzweiliger und unterhaltsamer könnte ein Streifen zu Halloween also kaum ausfallen.
Man gruselt sich beim Kürbis-Kopf-Kind genauso wie beim Flashback zum verunglückenden Schulbus, freut sich für einen Moment mit einem alten Kauz und ist im Endeffekt moralisch befriedigt, wenn es letztlich immer die richtigen erwischt.
Halloween ist zwar schon wieder vorbei, aber der Streifen funktioniert auch außerhalb der Saison…
8 von 10