Michael Dougherty hatte für Bryan Singer Drehbücher zu „X-Men 2“ und „Superman Returns“ geschrieben, dafür produzierte Singer dessen „Trick ’r Treat“.
Bereits die Auftaktsequenz sorgt für wohlige Gänsehaut: Ein Paar kommt am Halloweenabend heim, er geht ins Haus, während sie im Garten schon mal die Deko abnimmt und gegen diverse Regeln des Abends verstößt. Irgendetwas fällt sie an, wobei „Trick ’r Treat“ geschickt mit Zuschauererwartungen spielt, damit sich das Publikum auch ordentlich verjagt, wenn dann nun die Attacke des (nicht zu sehenden) Unholds ansteht.
Nach dem Vorspann erzählt „Trick ’r Treat“ dann vier weitere Geschichten: Ein mörderischer Schuldirektor sucht Opfer, der Ausflug einiger Kinder hat schwere Folgen, ein paar Mädels suchen nach Dates mit besonderem Ausgang und ein alter Griesgram wird von einem seltsamen Wesen attackiert...
Das erinnert vom Aufbau her an George Romeros „Creepshow“ und der im Comicstil gehaltene Vorspann zollt Romeros bekanntem Horrorepisodenfilm, der sicher auch die „Treehouse of Horror“-Folgen der Simpsons beeinflusst haben dürfte, Tribut. Erzählerisch ist „Trick ’r Treat“ allerdings Episodenfilmen wie „11:14“ oder „Magnolia“ näher, da die Figuren alle in der gleichen Stadt sind, die Geschichten alle am selben Halloween spielen und die Figuren einander immer wieder begegnen. Ein paar kleinere Zeitsprünge und Rückblenden machen das Konzept dann noch interessanter, da zwischendurch auch mal eine Geschichte verlässt, um eine andere weiter oder zuende zu erzählen.
Überraschend hochwertig ist die Besetzung, die unter anderem die „X-Men 2“-Darsteller Brian Cox und Anna Paquin auffährt. Cox als griesgrämiger Nachbar ist echt klasse und gibt sich dermaßen heruntergekommen, dass man ihn anfangs gar nicht erkennt. Anna Paquin als Mitglied der Mädelsclique beweist Wandlungsfähigkeit im Laufe der Episode und auch die restlichen, eher unbekannten Darsteller liefern durch die Bank weg überzeugende Performances ab.
Die Episoden sind nicht nur geschickt miteinander verwoben, auch die Mischung aus Grusel und Humor steht im richtigen Verhältnis zueinander. Die Schockeffekte sind gut platziert, der Look ist mit seiner düsteren Farbgebung wirklich extrem schick anzusehen und die Maskeneffekte super getrickst, denn „Trick ’r Treat“ fährt mehr als ein übernatürliches, unheimliches Wesen auf – von gelegentlichen Bluteinlagen mal ganz zu schweigen, aber Splatter oder ähnliches steht hier nicht im Vordergrund.
Vor allem aber ist „Trick ’r Treat“ so erfrischend witzig wie sonst kaum eine Horrorproduktion der letzten Zeit. Sicher rabenschwarz und politisch nicht immer korrekt, aber bei der Episode um den Schuldirektor dürfte kaum ein Auge trocken bleiben, wenn das Leichenverbuddeln im Garten zum Problem wird und der zur richtigen Zeit gerufene Satz „Charlie Brown is an asshole“ mit perfektem Comedy-Timing gerufen. Schön schwarz ist auch die Episode der Mädelsclique mit seiner finalen Wende, während die anderen Geschichten mehr auf Spannung setzen.
Ein wenig Kritik muss sich „Trick ’r Treat“ aber trotzdem gefallen lassen. Da wäre zum einen die Episode mit den Kindern, die bekannte Mythen wiederkäut und von daher etwas vorhersehbar daherkommt (vor allem das Ende der Geschichte), so stimmig das Ganze auch gemacht ist; da lobt man sich den geschickten Einsatz von Kunstnebel. Zum anderen kommt das Ende sehr abrupt, so interessant die letzte Episode noch die Vergangenheit des Griesgrams aufklärt und den Kreis zu ihm schließt. Doch ein etwas sanfterer Ausstieg aus dem Ganzen hätte sicher gut getan.
Aber sei es drum. Trotz seiner kleinen erzählerischen Mängel ist „Trick ’r Treat“ ein erfrischend schwarzhumoriger, durchweg spannender und fein inszenierter Episodenhorrorfilm. Seltsam, dass dieser direct to DVD erscheint, während uninspirierte Sequels Marke „Saw V“ und „Final Destination 4“ ins Kino dürfen.