Review

Der Punisher-Regisseur versucht sich also jetzt auch noch an einem "Cannibal Holocaust"-pseudo-Remake? Na, dass kann ja was geben.

"Wir sind Amerikaner, verdammte Scheiße nochmal!"

So könnte man dann auch den Charakter der vier Abenteurer beschreiben, die sich nach Papua-Neuginea aufmachen um den in den 60ern verschollenen Rockefeller-Filius zu finden, der jüngst von dem Kumpel eines Kneipenbruders an irgend einem Fluss gesehen wurde.
Bei soo vagen Hinweisen ist ja klar was nun passiert: Der Rucksack wird geschultert, der Reiseführer gepackt und die Handkamera geschultert: Welcome to the Jungle!

Nachdem man schon eher schlecht als recht durch die dritte Welt (bewaffnete Auto-Klau-Milizen und störrische Grenzbeamte) gewandert ist, befindet sich unser Trupp nach einer guten halben Stunde dann auch schon im Dschungel und keift sich gegenseitig an, da ja jetzt, wo es drauf ankommt, die weltlichen Güter zur Zerstreuung fehlen, die Ignoranz regiert und man sich lieber endlos fetzt, anstatt sich auf die Abenteuer-Fährte zu schwinge.

Die Gruppe teilt sich auf in unsympathische Gruppe und mega-unsympathische Gruppe, beide mit Handkamera am Start. Drei mal darf der etwas Genre-erfahrene Leser nun raten was passiert.
Ach ja und Kannibalen springen da auch noch irgendwie rum.

"Oh mein Gott, ich will das nicht sehen, ich will das nicht sehen!"

Stammelt die "Heldin" des Films nachdem ein paar verputzte Freunde gefunden wurden. Und wenn man bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingeschlafen ist, denkt man in etwa das Gleiche.
Um ein paar Typen von Kannibalen fressen zu lassen brauch es hier eine gesamte, nervige Stunde. Klar, in dieser Zeit wird mit der Handkamera und dem "ganz nah dabei"-sein ein bestimmtes Feeling aufgebaut, nur funktioniert es durch die himmelschreiend blöden Figuren nicht im Ansatz. Statt in die Handlung weiter reingezogen zu werden hofft man eigentlich nur noch darauf, dass die Figuren ein möglichst schnelles, grausames Ende bereitet bekommen, damit man von deren Dummheit befreit wird.
Kostprobe?
"Lasst diese Begräbnisstätten in Ruhe, die Eingeborenen sind ziemlich eigen was das angeht und wenn ihr sie (sowohl die Begräbnisstätten, als auch die Eingeborenen) anrührt, dann seid ihr so gut wie tot!" warnt der australische Händler im tiefsten Busch.
Sofort in der nächsten Szene hat dann Unsympath Nummero Uno ein paar Schädel aus dem Totenschrein gestohlen: "Die lassen sich sich super bei e-bay verhöckern!"

Jetzt bitte einmal vor lauter Blödheit gegen die Stirn schlagen, danke sehr.

Die letzten zwanzig Minuten sind dann wenigstens "ganz nett", endlich kommen mal ein paar Eingeborene vor ("Keine Sorge, die sind sicher friedlich!" Haha!), man stolpert über Leichenteile ("Hatten die Missionare von vorhin nicht auch so einen Kanister, oh my god!") oder filmt mal tote Freundinnen ab ("Ich will das nicht sehen!" sagte sie und läuft einmal mit der Kamera drum herum). Die Handkamera-Optik verkommt zum bloßen Gimmick und der Schluss-Gag entlockt da nur noch ein müdes Schulterzucken.
Das wars? Das wars.

Eigentlich ist der Streifen ja nicht einmal sonderlich schlecht gemacht. "Doofe, ignorante Amerikaner gehen vor lauter doofer Ignoranz drauf und werden von Kannibalen gefressen" ist die Story des Films und genau das wird auch geboten.
Spannung, Nervenkitzel oder schlicht und ergreifend Unterhaltung bringt das Ganze aber leider nicht. Maximal die tollen Naturaufnahmen die man auf der Reise der vier Hohlköppe zu Gesicht bekommt sorgen für einige stimmige Momente.

Nachdem schon "The Punisher" einige Macken hatte ist nun "Cannibals - Welcome to the Jungle!" fast schon ein Totalverlust
und Regisseur Jonathan Hensleigh sollte sich mal an die inszenatorische Nase fassen um seinen weiteren filmischen Kurs zu bestimmen, denn bislang gehts leider in Riesenschritten abwärts. Was Gale Anne Hurd dazu gebracht hat diesen Schmarn zu produzieren weiß man leider auch nicht. Schade, gerade bei so einem Streifen wäre ein etwas kritischer Audiokommentar mal eine feine Sache. Oder vielleicht dann doch zuviel des Guten.

Summa summarum: Kann man sich anschauen, wenn man dem Blair Witch Projekt nicht ganz abgeneigt war (keine Sorge, die Kameraführung hier bei den "Cannibals" ist sehr viel ruhiger) und die guten alten Menschenfresser aus dem Grabbelregal vermisst, ansonsten aber spricht am ehesten noch das schöne deutsche 3D-Cover für den Film. Wenn so ein Gimmick dann aber mit das Beste an der Vö ist, ist das doch schon ziemlich ernüchternd.

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