Ein gefährliches Giftgas macht sich über einer texanischen Kleinstadt breit. Kommen Menschen damit in Kontakt, werden sie für gewöhnlich zu Zombie-ähnlichen Kreaturen. Doch ein kleiner Trupp Auserwählter ist anscheinend immun...
Planet Terror ist bekanntermaßen Rodriguez' Beitrag zum Grindhouse-Projekt - eine Hommage an die Exploitations und B-Movies der 80er, deren Qualitäten zwar mehr als umstritten sind, ihr Charme aber niemals vergessen. So gestaltet sich auch die Geschichte nicht sonderlich tiefgründig oder eigenständig. Dem Gedanken hinter dem Projekt getreu, verquickt Rodriguez unzählige Anspielungen auf die nennenswerten Vertreter des Genres, ohne sich aber jemals wirklich ernst zu nehmen. Sein Können, das er zuletzt wohl am beeindruckensten mit Sin City präsentierte, ist im Film allgegenwärtig.
So verlässt er die ausgetretenen Pfade seiner 08/15-Story alleine schon durch seine unvergesslichen Figuren - die Wahl der Darsteller ist dabei mehr als nur Mittel zum Zweck. Protagonistin ist die Gogo-Tänzerin Cherry, sexy, zynisch und perfekt verkörpert von Rose McGowan, welche hier mehr von ihren Qualitäten zur Schau stellen kann, als in allen anderen Projekten zuvor, einschließlich Death Proof. In einer aus der Verkümmerung wieder auferstehenden Beziehung zu ihr steht der eigentliche (Anti-)'Held' des Films El Wray (vgl. From Dusk Till Dawn) - ein reservierter Superschütze der praktisch jeder Situation gewachsen ist. Freddy Rodriguez hat zwar bereits ein paar Achtungserfolge vor Planet Terror vorzuweisen, doch für diese Rolle scheint er wie geschaffen. Nicht zuletzt, weil die Chemie zu McGowan stimmt. Vorzüglich sind aber auch Michael Biehn in der klischeehaften Rolle des grimmigen Sheriff Hague mit äußerst delikaten one-linern, Josh Brolin als abgebrühter Arzt, Marley Shelton als dessen Frau und viele mehr, in Nebenrollen auch Quentin Tarantino (als Vergewaltiger), Tom Savini und Bruce Willis. In Sachen Vielfalt steckt der Film seine Vorbilder also locker in die Tasche, ohne aber darum bemüht zu wirken.
Des Weiteren sind auch die Dialoge von aller erster Güte. Während Tarantino immer noch einem Dogma hinterherläuft und das Maß der abschweifenden Dialoge schon seit Kill Bill nicht mehr richtig einschätzen kann, trifft Rodriguez hier voll ins Schwarze und präsentiert harmonische, coole sowie zynische Dialoge ohne zu sehr abzuschweifen. Absichtlich nicht gerade tiefsinnig, so dass die Brücke zu seinen Vorbildern immer gewahrt bleibt. Der Regisseur hat sich zudem erneut selbst um die Musik gekümmert und einen der stimmigsten Scores der letzten Jahre hingehauen, der zwar bisweilen in der Instrumentalisierung noch an Rodriguez' Begleitung des Frank Miller Comics erinnert, aber mit äußerst gelungenen, eigenen Themen aufwartet.
Erstaunlicherweise soll es tatsächlich Miesmacher geben, welche die absichtlichen Plot- und Logiklöcher kritisieren. Dass mit dem Fehlen einer Filmrolle praktisch ein Wink mit dem Zaunpfahl existiert, ist da eigentlich die Krönung. Der Film gelangt mit dieser exzessiven Naivität in gänzlich neue Sphären einer Persiflage. Es ist einfach amüsant, wie Fragen fast schon plakativ offen gelassen werden - wie kann Cherry mit ihrer Waffen-Beinprothese schießen und woher kommen die neuen Figuren nach der fehlenden Filmrolle? Rodriguez hat den ganzen Film in selbstironischer Art mit solchen Ungereimtheiten gespickt und verweist somit geschickt auf die charmanten Schwächen des Genres.
Den gezielt platzierten, absichtlichen Schwächen gegenüber steht aber eine beeindruckende Präsentation in visueller Sicht. Abgesehen von den (auch schön anzusehenden) Bildfehlern gibt es erstklassige Explosionen zu sehen, superbe Kamerafahrten und -einstellungen, heiße Mädels mit wenig Kleidung und natürlich tolle Shootouts. Dazu gehören natürlich das Mutanten-Make-Up, die Splattereinlagen und die Goreeffekte, alles herrlich überdreht und somit eigentlich schon wieder unglaubwürdig. Trotzdem fehlen in der Standard-Kaufversion leider die (in dieser Hinsicht) besten Szenen, weshalb von dem Erwerb dieser abzuraten ist.
Fazit: Rodriguez orientiert sich mit seinem Grindhouse-Beitrag stärker an den eigentlich Vorbildern als Tarantino und kreiert einen wunderbar eindringlichen, amüsierenden Film über Zombies und haufenweise Action. Die zahlreichen, coolen Figuren mit den tollen Dialogen, die perfekt getroffene Atmosphäre, Effekte, Musik, und das detailverliebte Brimborium bilden zusammen einen Genuss erster Güte, der niemals langweilig wird.