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Nach Death Proof nun also Planet Terror, der zweite (eigentlich ja erste) Teil der Grindhouse-Anthologie der Herren Tarantino und Rodriguez. Ein kurzer Rückblick auf Quentins Beitrag: Ein machohafter Autocrashfilm mit schicken Ladies und einem fiesen Kurt Russell als blutrünstiger Stuntman Mike wandelt sich schließlich zu einem gänzlich 70er-untypischen, da fast feministischen und zudem wortgewaltigen Ungetüm, das es auf vielerlei Art dennoch versteht, ein gewisses nostalgisches Flair zu vermitteln.
Rodriguez' Planet Terror schlägt da ganz andere Bahnen ein: Hier gibt's ein blutiges Zombiemassaker, das vor Testosteron nur so trieft; das (durchweg gut gebaute) weibliche Geschlecht wird nur aus lüsternen Perspektiven gefilmt, während die maskuline Besetzung das Heft in der rauhen Hand hat. Die Rollen sind klar verteilt: Zwar ist Rose McGowan (ihre schauspielerischen Verbrechen in der unsäglichen TV-Serie Charmed mag man ihr nach Sichtung dieses Films und Death Proof, in dem sie auch mitspielte, glatt verzeihen) die Protagonistin, die gegen Ende des Films mit einer ganz speziellen Waffe den bösen Jungs auch ordentlich einheizen darf; allerdings dient dies ständig nur dazu, sie in immer neuen sexy Posen erblicken zu dürfen. Der bewundernde, geradezu devote (in seiner Perspektive aber immer noch männliche) Blick Tarantinos auf die Weiblichkeit fehlt Rodrigeuz völlig.

Das ist auch gut so! Denn Planet Terror ist nun einmal Teil des Grindhouse-Projekt, und dazu gehört auch das Erschaffen dieses ganz speziellen, ungeschliffenen Flairs. Die bereits in Death Proof eingeführten optischen Verfremdungen wie Kratzspuren, Farbverfälschungen und ganze Filmrisse reichen dazu bei weitem nicht aus, im Gegenteil: Sie werden sogar noch zur stilistischen Verfeinerung der wieder einmal sehr professionell gelungenen Optik eingesetzt. Auch der dreckige Look des Streifens mit seinen heruntergekommenen Diners, rissigen Straßen und schrottreifen Vehikeln ist einfach zu homogen und makellos vollkommen, als dass man darin eine wirkliche Nachahmung des kantigen, ungeschminkten Stils der 70er sehen könnte. Die Schauspieler (darunter auch wieder einige nette Gaststars) sind ebenfalls gekonnt in Szene gesetzt und selbst in den hirnrissigsten Dialogen noch treffsicher. Der teilweise gar von Carpenter entliehene Soundtrack mischt sich einen Tick zu voluminös und bombastisch in das Gezeigte, um noch dessen eigentlichen Minimalismus transportieren zu können (die Erwähnung dieses Regisseurs im Rahmen der zahlreichen sonstigen Anspielungen will ihn allerdings bitte nicht in den Trashkontext des Grindhouse-Kinos eingeordnet wissen). Sogar der reichlichst vorhandene Gore (wie kam dieser Film nur an seine KJ?) ist perfekt in das Geschehen eingegliedert.
Kurz gesagt: Bis auf wenige wirklich kantige Umschnitte und herbe Momente versucht Planet Terror nicht wirklich, die Unvollkommenheit des rauhen Trashfilms nachzuahmen. Stattdessen lässt sich dieser Film viel eher als generelle Hommage an damalige Gewaltstreifen sehen, die sich aus allen Bereichen nur das Beste herauspickt und auf Grindhouse-Basis einen rundum gelungenen Rodriguez darstellen will. Dies gelingt dem Film auch zweifellos. Was also tun, um das Gezeigte nicht zu glatt wirken zu lassen? Richtig, Machismo muss her. Und hier wird in dieser Hinsicht einiges geboten. Da werden einer Frau die Hände mit einer Betäubungsspritze völlig zerstochen, sodass sie von einer peinlichen Situation in die nächste gerät und sich sogar die Hand bricht (dieser demütigende Humor ähnelt in Abstrichen gar ein bisschen dem, was Miike häufig an den Tag legt). Da hakt die Filmspule (virtuell) genau bei dem Frame, der die Protagonistin in einer besonders scharfen Pose präsentiert. Da hat ein Zuhälter seine beiden Damen fest im Griff, was diesen aber auch sichtlich gefällt.
Diese herrlich überspitzten, geradezu karikierten Szenen tragen viel zur Aufrauhung der Atmosphäre bei und stoßen wegen der beschwingten, humorvollen und selbstironischen Art des Film auch nicht übel auf. Manchmal erscheint die Darstellung der eindeutigen Geschlechterordnung fast naiv und ähnelt damit der unverblümten Art des zugrundeliegenden Grindhouse-Kinos.

Insgesamt bietet Planet Terror trotz eigentlich viel traditionellerer Story weit weniger nostalgisches Flair als Death Proof. Dazu ist er einfach zu treibend in seinem Pacing, zu aufgeklärt in seiner Ironie und zu gelungen in seiner ununterbrochenen Action. Diese Kritikpunkte sind zugleich seine größte Stärke, denn Rodriguez vermag erneut ein furioses und durchweg unterhaltsames Feuerwerk abzubrennen, das von vorn bis hinten einen Heidenspaß macht. Ein spritziges Blutbad!

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