The dinner is served. Robert Rodriguez bittet zu Tisch. Seine Grindhouse-Schlachtplatte „Planet Terror“, die bessere Hälfte des Tarantino/Rodriguez -Features, lässt nicht nur den Geist der schmuddeligen Bahnhofskinos wieder aufleben, sondern versteht sich darüber hinaus als selbstironische Hommage an ein in Zeiten emotionsloser Multiplexe von der Mehrheit der Kinobesucher weitestgehend längst vergessenes Genre.
100 Minuten gibt er Vollgas, mixt die Zutaten klassischer Grindhouse-Themen munter zusammen, holt ein paar altgediente Recken wie Michael Biehn („The Terminator“, Aliens“) oder Jeff Fahey („Freefall“, „No Tomorrow“) aus der Verbannung und lässt es nach allen Regeln der Kunst auf der großen Leinwand nur so schmoddern. Rodriguez ist bekanntlich selbst ein Film-Geek und hat sich hier einen feuchten Traum erfüllt: Ein Film für Geeks – für sich. Wo sein Name drauf steht, steckt halt meist Dampf hinter.
Ein entwichener Kampfstoff verwandelt als Wurzel allen Übels Menschen in eine hungrige Zombiemeute mit ekelhaften Eiterbeulen, pulsierenden Auswüchsen und allem drum und dran. Eine Handvoll Überlebender versucht sich in der siffigen Kneipe von J.T. (Fahey) zu verschanzen und anschließend den Weg freizuballern, während Bruce Willis mit seinen Soldaten ganz eigene Pläne verfolgt und wenig beeindruckt von der ausgebrochenen Epidemie sein Ding durchzieht.
Cameos für die Fanfraktion (u.a. obligatorisch Michael Parks als Earl McGraw), Zitate am laufenden Band (mit Vorliebe John Carpenters Musik & seine Sets), Querverweise (u.a. „Kill Bill“), over the top Actioneinlagen, ein missing reel, eine Prise schmuddeliger Erotik, herrliche Dialoge, trockene Oneliner und natürlich Splatter en masse zeichnen „Planet Terror“ aus.
Tausendsassa Rodriguez (Regie, Drehbuch, Kamera, Schnitt, Ton, Score) sprudelt nur so über vor Leidenschaft, pflegt herrlich getimt alle in so einer Situation erdenklichen Klischees ein und folgt grob der Struktur von „The Fog“. Das verkratzte Zelluloid mit all seinen Fehlern und Wacklern atmet die vergangene Ära zwar nicht durchgehend, zollt aber anständig den unzähligen Vorbildern seinen Tribut.
Während sich die F/X – Spezialisten hemmungslos austoben, stimmen die spielfreudigen Akteure in den zackigen Rhythmus mit ein und haben einen Bärenspaß daran, die Archetypen des Genres wieder aufleben zu lassen. Vom mysteriösen Pistolero über knapp bekleidete Mädels bis hin zum zynischen Arzt, dessen Oberstübchen mal einer intensiveren Überholung bedarf, findet sich alles in „Planet Terror“ an, der vom unappetitlichen Zombiehorror bis hin zu postapokalyptischen Endzeitszenarios jedes beliebte Thema jener Zeit aufgreift und zu einem in höchstem Maße kurzweiligen Filmspaß vereinheitlicht.
Beabsichtigte Plotholes, die Abwesenheit von Logik & Verstand, diverse Vorhersehbarkeiten und natürlich der großzügige Einsatz möglichst plakativer Blutfontänen garantieren diesem Geniestreich nicht zuletzt ein ständiges Augenzwinkern in Richtung Publikum. Dabei scheinen knapp 100 Minuten für Rodriguez gar nicht genug Zeit, um alle Ideen unterzubringen. Optisch extra düster, schmuddelig und auf eine liebevolle Art billig, grundiert er „Planet Terror“ mit einem unsauberen Look, der letztendlich mitverantwortlich für die keinesfalls gruselige wohl aber so wunderbar archaische Atmosphäre des Film ist.
Fazit:
Kult-Regisseur Robert Rodriguez gelang mit „Planet Terror“ ein Mordsgaudi, der trotz enttäuschender Einspielergebnisse langfristig mit Sicherheit seine Anhänger finden wird – spätestens im heimischen Kino. Mit Liebe zum Thema brennt der mexikanische Filmemacher ein grandioses Feuerwerk ab, das speziell für Fans so einige Extras bietet, daneben aber auch Zuschauer neugierig machen dürfte, die mit dem Begriff Grindhouse bisher nichts anzufangen wussten. „Machete“ kann kommen.