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Als Witwer hat man es nicht leicht, aber Dan (Steve Carell) meistert die Erziehung seiner drei Töchter relativ gut. Er steht morgens pünktlich auf, schreibt seine Kolumne in der örtlichen Zeitung und schmiert den dreien ihre Pausenbrote, wäscht ihre Wäsche und agiert mit einer gewissen Lockerheit. Für das Wochenende steht dabei ein Besuch bei den Großeltern in Rhode Island an, zudem auch der Rest der Familie erscheinen wird. Hier beginnen erste Querelen, denn seine älteste Tochter will Dan nicht den Wagen fahren lassen und seine mittlere Tochter reißt aus den Armen ihrer großen Liebe. Die Stimmung im Wagen ist fortan gedämpft und um etwas abzuschalten schickt Dans Mutter (Dianne Wiest) ihn in die Stadt um die Zeitung zu kaufen. Dort lernt Dan im Buchladen die extrovertierte Marie (Juliette Binoche) kennen und nach einem langen Gespräch stellt er fest, dass er sich in sie verliebt hat. Während er dies zu Hause seine Familie eröffnet stellt ihm sein Bruder Mitch (Dane Cook) seine neue Freundin vor: Marie! Dan ist sichtlich geschockt, ebenso wie Marie und im Laufe der nächsten Tage wollen beide zwar was im Buchladen war vergessen, die Eifersucht nimmt bei Dan allerdings überhand, als seine gesamte Familie herzlich mit ihr auskommt. Nicht nur durch sein eifersüchtiges Verhalten grenzt er sich allmählich von den anderen ab, sondern auch in seiner Beziehung zu seinen Töchtern verschlechtert sich mehr und mehr die Stimmung – und wo immer er hinsieht findet er nur Marie.

Ein Mann verliebt sich in die Freundin seines Bruders bzw. verliebt sich eine Frau in den Bruder ihres Freundes. Das ganze geschieht unter der Prämisse, dass die drei sich gemeinsam ein gesamtes Wochenende mit der Großfamilie der Brüder unter einem Dach befinden. Besagte Großfamilie ist auch ein Bündel an Harmonie und Liebe, trotz der Schrulligkeit der einzelnen Charaktere. Das hat ein bisschen was von Woody Allen und seinen Filmen Hannah and Her Sisters sowie September, noch sehr viel mehr gemeinsam mit Thomas Bezuchas The Family Stone aus dem Jahr 2005. Damals brachte Dermot Mulroney Sarah Jessica Parker nach Hause, damit sich sein Bruder Luke Wilson in sie und sie sich in ihn verlieben konnte. Obendrein verliebte sich Mulroney dann in Claire Danes, die Schwester von der Parker. Eine typische Hollywood-Dramödie eben. Wegen seiner Vorhersehbarkeit ist es dann auch nicht verwunderlich, wenn am Ende des Filmes Carell und Binoche doch zueinander finden, Cook vertröstet wird und die beiden Töchter das bekommen, was sie wollten (Autofahren und Freund). Selbstverständlich muss der Hauptcharakter dabei eine Katharsis durchmachen, Läuterung erfahren, Bereuen und für seine Schuld gerade stehen, damit ihm am Ende alles Glück der Welt zufallen kann. Bei Filmen wie Dan in Real Life kommt es also nicht darauf an was für eine Geschichte man erzählt – denn ihr Ausgang ist einem bereits bekannt -, sondern wie man sie erzählt. Und im großen und ganzen unterscheidet er sich hier nicht sehr viel von seinem politisch unkorrekterem Pendant Family Stone oder anderen Filmen desselben Themas.

Drehbuchautor Pierce Gardner entwarf die Geschichte basierend auf eigenen Erlebnissen, da auch seine Frau ein Kind einer Großfamilie ist und bei Familientreffen schnell mal dreißig Menschen anwesend waren. Die andere Komponente entwickelte Regisseur und Autor Peter Hedges, bekannt geworden durch seine Drehbücher zu What Eats Gilbert Grape? und About a Boy. Zudem holte sich Hedges für die musikalische Untermalung des Filmes einen seiner Lieblingskünstler, den norwegischen Musiker Sondre Lerche. Bedauerlicherweise wissen weder Gardner noch Hedges über Klischees hinaus zu geraten, von dem Elternteil, dass seinem Kind eine Szene vor dessen Freunden bereitet, wie die aufreizend angezogene Tochter, bis hin zum elterlichen Sexgespräch und einem Sturz vom Dach. Diese Szenen funktionieren trotz ihrer Ausgewaschenheit noch relativ gut im Film, zeugen aber von der fehlenden Frische des gesamten Themas. Selbst manche Dialogzeilen dürften sich in so manchem Filmlexikon finden, so abgenutzt sind diese. Daher kann man dem Film nicht einmal vorwerfen aus seinem Potenzial nichts zu machen, da er eigentlich kein solches besitzt. Die vorhersehbaren Spannungsbögen verpuffen, da man gedanklich Carells Figur fast zuzurufen scheint, was er denn jetzt laut Klischee machen müsste, nur um dies mit einiger Verzögerung auch beobachten zu können.

Das größte Problem hat man mit der amerikanischen harmonischen Familie, wie sie hier wie so oft propagiert wird. Fröhliches gemeinsames Kreuzworträtsellösen als Geschlechterkampf oder privat initiierte Talentshows, jeder ist mit Spaß und Freude bei der Sache, alle haben sich eigentlich lieb, auch die Brüder, welche dieselbe Frau begehren. Dans Töchter hegen zwar ihre pubertären Aggressionen gegen ihn, ganz tief innerlich lieben sie ihn aber doch auch. Und wenn Carell seiner mittleren Tochter hohnvoll vorwirft, dass man nicht nach drei Tagen mit jemand das Wort „Liebe“ gebrauchen kann, nur um selbst die ganze Zeit entgegen seiner Äußerung zu agieren, ist das schon nicht mehr komisch, sondern bedauernswert. Es gibt jedoch auch seine schönen Momente im Film, wenn Dianne Wiest ihren Sohn in die Waschküche ins Bett schickt und vorher noch die Waschmaschine anschmeißt, die zum Ausschalten des Lichtes rattert. Die zehnjährige Marlene Lawston als Dans jüngste Tochter ist ein Höhepunkt für sich und der Film wartet bis in die Nebenrollen mit vielen bekannten und talentierten Gesichtern auf. Da sind in Nebenrollen John Mahoney (Frasier), Jessica Hecht (Friends), Amy Ryan (Gone Baby Gone) und Emily Blunt (Charlie Wilson’s War) zu sehen, auch wenn gerade Ryan und Blunt wegen ihrer geringen Präsenz relativ verschenkt wirken. Carell selbst kann im Film ebenso wenig beeindrucken wie Binoche, da beide nicht sonderlich gefordert werden und mit einem Minimum an Gesichtsausdrücken schaffen ihre Szenen zu überstehen. Letzten Endes ist Dan in Real Life ganz nett, scheitert jedoch an seiner Einfallslosigkeit und dem fehlenden eigenständigen Humor.

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