Review

Selbstjustiz jetzt auch bei Frauen…21.12.2008

Alle Jahre wieder vor und nach Weihnachten habe ich mehr Zeit als üblicherweise, und damit steigt auch die Anzahl der Filme, die ich mir zu Gemüte führen kann. Das ist auf der einen Seite grundsätzlich erfreulich, läßt aber als positiven Nebeneffekt auch Vergleiche hinsichtlich der Punktvergabe besser zu. Man tut sich einfach leichter, wenn man innerhalb kurzer Zeit drei Filme sieht und eine Review schreibt, denn dann tritt der subjektive Moment eher in den Hintergrund, und es kann mit der Liebsten um jeden einzelnen Punkt gefeilscht werden. Selbstjustiz ist ja nun nicht jederfraus Sache, aber hier haben wir es mit einem eher ruhigen Beitrag zum Genre zu tun, der nicht auf vordergründige Action setzt, sondern sich eher mit dem Seelenleben der Hauptfigur befaßt, was nicht neu ist – auch bei „Death Sentence“ ist das so – aber dem Film hier wirklich zum Positiven gereicht.

Erica Bain ist glücklich. Ihr Job als Radiomoderatorin macht ihr Freude, sie wird ihren Freund bald heiraten, sie hat eine schöne Wohnung in New York und fühlt sich sicher. Doch binnen weniger Minuten wird all das ganz anders, als bei einem abendlichen Spaziergang der Freund von einer Gang wegen eines nichtigen Anlasses getötet und Erica schwer verletzt zurückgelassen wird. Nun ist ihr Leben aus den Fugen geraten, sie ist ein anderer Mensch geworden, eine Fremde in sich selbst. Aus Angst kauft sie sich illegal eine Waffe, die bald zum Einsatz kommt, eher zufällig. Doch sie kann und will sich der Polizei nicht stellen…nachvollziehbar, ist doch die Waffe nicht registriert. Doch von diesem Punkt an gibt es kein zurück mehr, weitere Bösewichte müssen sterben, und auch der ermittelnde Polizist Mercer kann sie nicht von ihrem Tun abhalten – er wird im Finale des Films indes einen relevanten Punkt im eigenen Leben überschreiten.

Zum Glück verläßt die Regie sich hier nicht auf Actionsequenzen, wenn diese vorkommen, fügen sie sich gut in den realistischen Grundton des Films ein und sind nicht spektakulär inszeniert. Man will auch keinen Actionthriller auf die Leinwand bringen, sondern einen ernsthaften Beitrag zum Genre. Das gelingt vor allem dank Jodie Foster, die ich eigentlich gar nicht mag, die aber hier einen wirklich guten Job abliefert und die Ängste und Seelenlage der Hauptfigur prima darstellt. Leider ist das Finale des Films nicht ganz überzeugend, hier biedert man sich ein wenig beim Publikum an, schade, denn ein anderes, eher traurigeres und eine Spur realistischeres Ende wäre besser geeignet gewesen, hätte sich dem düsteren Grundtenor feiner angepaßt. Dennoch ist der Film ein wirklich gelungener und diskussionswerter Beitrag zum kleinen Genre der Selbstjustiz, denn auch hier fragt man sich, was man wohl selbst in dieser Situation gemacht hätte…8/10.

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