Review

Jason Bourne ist einmal mehr zurück – und stilgerecht wird die Trilogie vollendet.
Das ist schon praktisch als seltener Glücksfall zu betrachten, denn es ist eher selten der Fall, das eine Filmreihe ihrem Stil über volle drei Filme treu bleibt und so als Gesamtergebnis eine geschlossene Einheit ergibt.
Was Doug Liman 2002 vorgab, schloß Paul Greengrass dann mit den zwei Fortsetzungen kongenial ab, in Sachen Dramatik, Visualisierung, Schnitt, Charakterführung – weswegen man die drei Filme auch gut hintereinander weg schauen kann.

So wird denn nun auch endlich das Geheimnis um die wahre Identität und Herkunft des Superagenten Jason Bourne gelüftet, der Matt Damon nun schon sechs Stunden hinterher jagt.
Um es vorweg zu nehmen: besondere Überraschungen sind dabei eigentlich nicht zu erwarten, es gibt weder einen enthüllenden Supergau, noch dreht sich das Geschehen noch einmal um 180 Grad.
Nach den Ereignissen des zweiten Teils in Moskau kommt Bourne nun dem eigentlich Umformungsprogramm recht schnell auf die Spur und die führt action-set-piece-gerecht von Frankreich über Spanien nach Nordafrika, um schlußendlich in New York City zu enden, wo das sinistre Trainingszentrum stadtintern (etwas unrealistisch) seinen Sitz hat.

Rein charakterlich ergeben sich aus diesen Vorgaben an die Handlung leider auch beim dritten Mal nur wenig Entwicklungsmöglichkeiten: seit Bournes Freundin Marie tot ist, wird aus dem jungen Mann eben ein eiskalter Rächer und daran ändern sich auch in Teil 3 nichts Wesentliches. Ein wenig kommt gegen Ende die Tendenz zu mehr Menschlichkeit auf (als er einen auf sich angesetzten Killer verschont), aber sonst helfen weder ein Besuch bei Maries Bruder (Daniel Brühl in einer kleinen Nebenrolle) noch das reichlich sinnfreie dritte Auftauchen von Nicky Parsons (Julia Stiles), auch nur einen Blick hinter die Fassade dieses mimisch eingeschränkten Chiffres zu werfen.

Dafür fehlt auch die Zeit, denn die 110 Minuten sind noch mit reichlich Verschwörungen rund um die CIA vollgeproppt, Joan Allen und David Straithairn kämpfen um die Vorherrschaft bei der Verfolgung und Scott Glenn spielt die graue Eminenz im Hintergrund (dessen Szenen zu einem großen Teil heraus geschnitten wurden). Wer da wen austrickst oder reinlegt, ist interessante Nebenhandlung, kürzt aber den Spielraum der Titelfigur.

Die darf wiederum tricksen, rennen, springen und kloppen, was das Zeug hält, von der (noch interessantesten) Mäusejagd in der Londoner Waterloo Station über eine Über-unter-und-durch-alle-Häuser-Jagd in Tangier bis zum großen Autocrashfinale in New York.
Greengrass ist wieder virtuos mit seinem Team immer hart am Geschehen, filmt viel mit Handkamera, bzw. wirft sie mitten ins Geschehen. Die Folge (wie üblich): ein wildes Schnittstakkato über fast die gesamte Laufzeit, die Härte und Realismus suggeriert, allerdings wieder kein Fest für die Augen oder die Gesamtübersicht ist.
Die Überwachungsparanoia, die einen dabei beschleichen kann und soll, trifft er allerdings perfekt.
Von der nötigen Härte her gibt es nichts zu mäkeln, wenn es auch etwas albern wirkt, das die Agenten am Ende gleich dutzendfach ein Geballer ohne Rücksicht und Verluste auf den belebten Straßen New Yorks vom Stapel lassen, geradezu lächerlich für eine sonst im Geheimen agierende Organisation. Wie überhaupt es relativ sinnfrei ist, Jagd auf Bourne zu machen, anstatt ihn an Ort und Stelle seiner Herkunft relativ unauffällig abzufangen.

Letztendlich zählt aber auch für diesen „Bourne“ nur der Rausch der Bilder und das Pulsieren des Adrenalins und dieses moderne Stilmittel wird reichlich eingesetzt und weil das fertige Ergebnis nicht allzu dumm rüberkommt, gilt es schon jetzt als Klassiker.
Das aber wage ich nach Abschluß der Trilogie zu bezweifeln: die Filme sind als Actionhandwerkskunst sicherlich ein kleiner Meilenstein, dennoch haben die drei Filme substanziell nicht genug zu bieten, um über oberflächliche Schauwerte an sich hinaus zu kommen. Was Bourne in drei Filmen erfährt, hätte man bequem in einen packen können und so gut Damon seine Figur im Griff hat, seit Clint Eastwoods großen Tagen, war so wenig Mimik im Spiel, um Tiefe darzustellen.

Die Bournefilme sind schnell, flott und unterhaltsam, aber es mangelt ihnen an Herz, an Humor, an Charme – sie sind eine realistischere Alternative zur Überspanntheit der Bond-Serie, aber unverwechselbar macht sie nur der Kamera- und Inszenierungsstil. Niemand wird in ein paar Jahren sagen, die Filme sehe ich immer wieder gern, weil die Hauptfigur mich angesprochen hat, weil sie Witz, Herz, Sexappeal hatte – dieses Privileg gehört weiter Bond, desser Macher inzwischen längst dazu gelernt haben.
Bourne wird dafür immer der eisenharte Kämpfer für sich und einen Hauch Menschlichkeit bleiben – dafür kann und sollte man ihn mögen, wenn man ihn schon nicht dafür lieben kann. Aber möglicherweise genügt handgemachte Action manchmal ja einfach aus. (7/10)

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