Drei Menschen machen einen guten Film kaputt – 15.10.2007
Vorgewarnt durch zahlreiche Kritiken habe ich mir einen Platz in den hintersten Reihen des Kinos reserviert. Die ofdb ist ja nicht nur dazu da, auf unbekanntes Terrain hinzuweisen, sondern auch aktuelle Filme mit gewissen Ratschlägen zu versehen. Hektisch geschnitten soll er sein, der Film, das Auge irritierend, also ist ein Platz weit hinten im Kino das Mittel der Wahl. Aber es half nichts…obwohl ich ein abgehärteter Kinogänger bin und mich mit den Stilmitteln eines Tony Scott abgefunden habe, war der Film teilweise nicht zu ertragen. Die Augen zu schließen erweis sich alle zehn Minuten als unabdingbar, denn das Geschehen auf der Leinwand hatte etwas von den Sekundengewittern des „Uhrwerk Orange“, ist vergleichbar mit den Stroboskopblitzen der örtlichen Großraumdisco und macht den Betrachter zuweilen benommen. Man ist ja gern mittendrin im Geschehen, doch möchte man es auch als solches erkennen.
Und das ist angesichts des unheiligen Triumvirats Regisseur / Kameramann / Cutter leider im dritten Teil der Ereignisse rund um den Superagenten Bourne fast unmöglich. Direkt nach den Ereignissen des zweiten Teils setzt der Film ein und schildert wieder einmal die Jagd von Bourne nach seiner Identität. Personen, die dabei hilfreich sein könnten, ereilt ein garstiges Schicksal, und erst nach und nach, wie die Häute einer Zwiebel, erkennt Bourne die Ursprünge seines Lebens als Agent, erkennt, daß er sich aus freien Stücken einem Programm namens Blackbriar verschrieben hat, erkennt, daß die Hintermänner ihn so gar nicht am Leben lassen wollen und schafft es aber, mit Hilfe seiner schier unglaublichen Fähigkeiten den Häschern ein ums andere Mal eine Nasenlänge voraus zu sein. Die Story schließt einen feinen Kreis zu den Anfängen des ersten Teils und läßt wenig Raum für eine Fortsetzung, zum Glück, denn ein noch schnelleres effekthascherisches Treiben wäre nicht mehr zu ertragen.
Nach zehn Minuten Filmlaufzeit fragte ich meine Liebste, ob ich heute etwas am Auge habe, denn die Leinwand würde wackeln…nein, das sei so, auch bei Großaufnahmen stehe die Kamera nicht still. Wer ist nur für diese Unsitte verantwortlich? Sicher sind die Kämpfe und Verfolgungsjagden realistisch und hervorragend choreographiert, doch man kann einfach nicht erkennen, wer gerade wen schlägt und warum ein Auto sich überschlägt. Das nimmt dem Film völlig den Spaß, mag zwar als Schaubild einer Hetzjagd über den Erdball ganz nett sein, doch schon nach kurzer Zeit wendet man sich von der Leinwand ab. Das menschliche Auge ist für derart schnelle Schnitte nicht gemacht, die Handkamera mag zwar mitten im Geschehen sein, doch das Wackeln raubt jegliche Konzentration. Man erträgt den Film mehr, als man sich an ihm freut, und ärgert sich darüber, wie die Verantwortlichen es geschafft haben, ein absolut unansehbares Stück Zelluloid zu schaffen. An sich hätte ich neun Punkte vergeben, denn der Film ist intelligent, Matt Damon wieder überzeugend, doch angesichts der Unverfolgbarkeit des Treibens gibt es harschen Punktabzug – nur noch 6/10.