Zappel-Philipp @ work. Regisseur Paul Greengrass spendiert Elite-Agent Jason Bourne (Matt Damon, „Saving Private Ryan“, „The Departed“) nun endlich seine wahre Identität, beantwortet alle offenen Fragen und macht reinen Tisch mit den zwielichtigen Figuren der CIA – ein Ende mit ordentlich Zündstoff also.
Wer schon an den ewigen Wackeleien in „The Bourne Supremacy“ seine helle Freude hatte, wird hier nun endgültig auf seine Kosten kommen. Greengrass und sein Protegé Oliver Wood („Die Hard 2“, „Face/Off“) können die Kameras nicht für den Bruchteil einer Sekunde still halten und sorgen spätestens bei der nächsten Actionszene für ein heilloses Chaos, weil aufgrund ihrer neurotischen Wuselei die Inszenierung kaum mehr genießbar ausfällt.
Nichtsdestotrotz ist der (hoffentliche) Abschluss der Trilogie eine runde Sache, die fast zwei Stunden ein ziemlich hohes Tempo geht, Spannung und Dramatik allerdings oft durch ihre hektischen Regie suggeriert. Spaß macht der Film (weitestgehend) trotzdem noch.
Jason Bourne ist also wieder da und sucht nach wie vor nach seiner wahren Identität. Eher zufällig liest er in der Zeitung einen Artikel über sich und hofft über den verantwortlichen Journalisten an mehr Informationen zu gelangen. Die CIA hat aber längst spitz bekommen, dass sie ein Leck hat, lässt den Schreiberling liquidieren und sucht nach der undichten Stelle in den eigenen Reihen, während Bourne mit seinen alten Spielgefährten wieder Katz' und Maus spielt, um ihnen zuvorzukommen.
Nach „The Bourne Identity“ und „The Bourne Supremacy“ baut der Spannungsbogen im dritten Teil trotz ständiger Locationwechsel deutlich ab, da der unkaputtbare Bourne, egal wie weit man ihn die Enge treibt, sowieso alle kommenden Schachzüge vorhersieht und sich dann, ohne eine Miene zu verziehen, instinktiv durch die feindlichen Agenten schießt/prügelt, bis er wieder untertaucht und neben einigen Leichen mal wieder einen fassungslosen Einsatzleiter zurücklässt, der schon den Plan B und einen Sündenbock für den Notfall in der Tasche hat.
Ruhige Momente kann Bourne auch deswegen nie genießen. Sein erneutes Zusammentreffen mit Nicky Parsons (Julia Stiles, „Save the Last Dance“, „The Omen“) erlauben wenigstens ein kurzes Durchatmen und neue Erkenntnisse, Daniel Brühls Szene hätte man dagegen ebenso gut streichen können. Dann geht es aber auch fix weiter. Weitere feindliche Agenten warten in Reichweite auf ihre 5 Minuten Ruhm, bevor Bourne sich nonchalant um sie kümmert. Martial Arts, Schießereien, Verfolgungsjagden per pedes, Roller oder Auto, „The Bourne Ultimatum“ fährt das komplette Programm auf, verwechselt die dynamische Umsetzung nur leider mit einer in Schnittstakkatos ersaufenden, heillosen Unübersichtlichkeit.
Weitaus interessanter sind da schon fast die Rangeleien innerhalb der CIA. Black Operations müssen vertuscht werden, da Bourne strenggeheimes Material stiehlt und alsbald Unruhe und Misstrauen in den eigenen Reihen ausbricht, woraus letztlich für Bourne auch die Schlüsselfigur resultiert, die seinem Gedächtnis endgültig auf die Sprünge hilft und die Trilogie zu einem würdigen Abschluss verhilft. Am Ende hätten es sogar noch ein paar Sätze mehr sein dürfen.
Fazit:
Bei Schorse Michael Bay und Tony Scott schreit gleich jeder laut auf, bei Paul Greengrass soll es also nun Kunst sein?
„The Bourne Ultimatum“ bildet ein solides Ende der Treibjagd, die endlich die Wahrheit ans Licht bringt, alle Fragen klärt und sich dabei tatsächlich mit einigen Überraschungen hervortut. Greengrass' Inszenierung ist allerdings eine einzige Zumutung, die zumindest in den Actionszenen stilistisch ähnlich arbeitende Regisseure wie Chorknaben dastehen lässt.
Die Schauspieler, allen voran der überzeugende Matt Damon, erledigen ihren Job solide (Scott Adkins hat nur eine sehr kleine Nebenrolle) und John Powells („Shrek“, „X-Men: The Last Stand“) Score fällt weit entfernt von Mobys erstklassiger Bourne-Hymne „Extreme Ways“ über die volle Distanz nie auf. Summa summarum ein zufriedenstellender Ausklang um den ehemals an Amnesie leidenden Elite-Agenten, dessen Actionszenen sich in realistischen und dennoch spektakulären Bahnen bewegen. Eine Fortsetzung wäre durchaus im Bereich des Möglichen, aber genauso unnötig. Umgehauen hat mich keiner der drei Filme, kurzweiliges Entertainment waren sie aber allemal. Mag daran liegen, dass ich immer mehr über Jason Bourne erfahren wollte, als alle drei Filme preiszugeben bereit waren.