Regisseur Paul Greengrass macht genau da weiter, wo er im zweiten Teil aufgehört hatte, und wenn man dem dritten Teil der "Bourne Trilogie" überhaupt etwas vorwerfen will, dann das er keine Story erzählt. Denn in "Das Bourne Ultimatum" räumt Jason Bourne nur auf - und zwar den ganzen Dreck, der sich in dem schmutzigen Geheimdienstgeschäft um ihn herum angesammelt hat.
Während in der "Bourne Identität" noch ruhige und private Szenen die langsam wachsende Erkenntnis des Jason Bourne symbolisierten, machte Paul Greengrass in der "Bourne Verschwörung" damit Schluss, indem er gleich zu Beginn Franka Potente, die Bournes Freundin Maria spielte, killen liess und danach das Tempo gnadenlos anzog.
Sofort zu Beginn des dritten Teils gibt die Musik, die mit ihrem tiefen Streicherrythmus stark an das Vorspiel zum ersten Akt der "Walküre" erinnert, das Tempo vor, das danach nur noch in wenigen (und dann stimmigen) Momenten unterbrochen wird. Zwar liegt Bournes vordergründige Intention darin, seine eigene Geschichte, der er im zweiten Teil schon sehr nah kam, vollständig aufzuschlüsseln, aber das ist für Greengrass nur der Vorwand, hier einen amerikanischen Geheimdienst zu demaskieren, der sich der politischen und gesellschaftlichen Kontrolle entzogen hat und seine eigenen Regeln und Methoden aufstellt.
So kommt es schon am Anfang zu einer der stärksten Szenen des jüngeren Actionfilms, als Jason Bourne versucht einen Journalisten zu treffen, von dem er sich Informationen erhofft. Da dieser kurz zuvor in einem Telefonat ein Stichwort formulierte, dass sofort die gesamte Überwachungsmaschinerie in Gang setzte, hatte die CIA schon dessen Spur aufgenommen, ohne zu ahnen, dass dieser Bournes Wege kreuzen würde. Die Spannung entsteht aus dem strategischen Spiel, dass Bourne mit der CIA spielt, die dazu noch rücksichtslos einen Scharfschützen in Gang setzt. Und auch wenn dem Zuschauer klar ist, dass Bourne so früh kaum zum Opfer wird, so ist die Konsequenz und Qualität seiner Widersacher so hoch, dass man nie sicher sein kann, ob die anderen Zielpersonen auch davonkommen.
Matt Damon bleibt als Jason Bourne auch hier ohne tieferes charakterliches Profil, aber trotzdem funktioniert er erstaunlich gut als Sympathieträger. Während sein Gegner über einen technisch hochgerüsteten Apparat und eine große Zahl an Einsatzteams verfügt, setzt er diesem sein Improvisationstalent, gepaart mit einem perfekten Reaktionsvermögen entgegen. Wenn er in solchen Situationen mit stoischem Gesichtsausdruck jedesmal die Reaktionen der CIA vorhersieht und fast ballettartig immer schon an der Stelle steht, an der einer der Mitarbeiter gleich auftaucht, dann klappt die Identifikation mit ihm wie von selbst.
Eine der größten Qualitäten des Films liegt besonders darin, dass Greengrass trotz des hohen Tempos, der ständigen Ortswechsel und der manchmal fast chaotischen Szenen, immer den Überblick bewahren kann. Dadurch wird der Einsatz der Handkamera, die bei vielen Actionszenen in der Öffentlichkeit die unübersichtlichen Situationen authentisch vermittelt, sehr sinnvoll und trägt zur Spannung bei. Ein weiteres Plus liegt in der musikalischen Begleitung. die ohne sich in den Vordergrund zu spielen, immer das Tempo vorgibt und den Zuschauer damit regelrecht in das stakkatoartige Geschehen miteinbezieht. Greengrass gelingt damit, dass sein Film trotz der vielen Actionsszenen und seltenen ruhigen Momenten nie nervös und unausgeglichen wirkt, wozu auch die Garde an großartigen Nebendarstellern beiträgt.
Mit Fortschreiten des Films dringt Jason Bourne immer mehr in den inneren Kreis der Entscheidungsträger ein und kommt damit näher zu der Wahrheit über sein eigenes Schicksal - doch letztlich spielt das kaum noch eine Rolle und Matt Damon versucht gar nicht erst, die neuen Erkenntnisse gross zu kommentieren oder daraus Konsequenzen zu ziehen. Die Entscheidung ,selbst nicht mehr zu töten ,hatte er schon viel früher getroffem.
Übrig bleibt das Bild eines dreckigen Krieges, der hinter den Kulissen stattfindet, und der keinerlei Rücksichten kennt. Und auch, wenn es nur ein schöner Traum ist - Spass macht es allemal, wenn wie hier ein einzelner Mann einen solchen Laden wenigstens einmal gepflegt auseinandernimmt (9/10).