Mittendrin statt nur dabei, dies ist ein immer beliebter werdendes Motto im Actionfilmbusiness und Regisseur Greengrass verwendete auch schon in dem ebenfalls von ihm inszenierten The Bourne Supremacy verwackelte Handkamerabilder und schnelle Schnitte um dieses zu erreichen. Leider misslang dieser Versuch auch schon damals, aber was wir hier zu sehen bekommen, sprengt ganz einfach den Rahmen! Der komplette Film wirkt wie von einem parkinsonkranken Kameramann aufgenommen und dann von einem psychopathischen Cutter zusammengeschnitten. In den Fights ist absolut gar nichts mehr zu erkennen, keine Schläge, coolen Moves etc. und auch die zahlreichen Verfolgungsjagden sind durch die verwendeten Stilmittel fast nicht mehr zu gebrauchen! Entgegen der Meinung des Regisseurs zieht den Zuschauer eine solche Darstellung nicht in den Film herein, nein, es verstößt ihn! Teilweise herrlich gut choreografierte Kämpfe und spektakulär arrangierte Verfolgungsjagden werden so unüberschaubar gemacht wie nur irgend möglich. Das Auge des Betrachters schaltet verwirrt ab, ja man könnte tatsächlich selbige schließen, da bekäme man genauso viel mit! Absolut ungelungen, ja nervig, nervös und in keinem Falle irgendwie damit zu rechtfertigen, dass sich der Zuschauer so mitten im Geschehen fühlt. Das ist absoluter Bullshit!
Gelungen an The Bourne Ultimatum ist die ausgeklügelte Story, auch wenn sie mir im Gegensatz zu den ersten beiden Teilen etwas zu verworren und zu hektisch und zu rasch aufeinanderfolgend präsentiert wird. Das passt somit zur Komplettdarstellung des Streifens. Der Schluss ist sehr atmosphärisch und bis dahin ist es halt eine mehr oder weniger spannende Dauerhatz. Durch die oben genannten Stilmittel wird meiner Meinung nach aber auch die Spannung stark behindert: Thrill konnte bei mir kaum möglich werden, auf Grund besagter Hektik - sehr schade!
Fazit: Ein storytechnisch guter Thriller mit leidlicher Spannung aber sehr stimmungsvollem Ende und guter Integration in den Vorgänger. Dazwischen viel Action, eigentlich vom Feinsten, jedoch kaputtgemacht durch Wackelbilder und Schnittstakkatos. Diese Stilmittel verfehlen ihre Wirkung voll und ganz und führen bei mir zu massivem Punktabzug, denn genervt werden will ich im Kino nicht! Vielleicht wird diese Art der Inszenierung auf dem heimischen TV erträglicher, auf großer Leinwand ist sie jedoch einfach nur schrecklich!
Wird dieser Film aber so erfolgreich wie ich befürchte, bleibt diese Art der Darstellung dem Actionfreund in Zukunft sowieso nicht mehr erspart. Sie wurde ja schon in anderen Filmen der letzten Jahre massiv eingesetzt, ich erwähne nur M:I 3. Da bleiben saubere, optisch gelungene Inszenierungen wie Collateral oder Live Free or Die Hard und der optisch überragende Shooter vielleicht die glorreichen Ausnahmen....leider!
6 von 10