Review

Der zweite Teil der 70er-Jahre-Schundfilm-Homage "Grindhouse", diesmal mit einer Handlung, die damals schon unter aller Sau gewesen wäre: Stuntman Mike, ein irrer Psychopath, macht sich einen Spaß daraus, hübsche Mädels mit seiner aufgemotzten Stunt-Karre, die echt "todsicher" ist (aber nur, wenn man am Steuer sitzt), über den Jordan zu schicken. 14 Monate, nachdem er seine letzte Wagenladung Schnecken per Frontal-Crash gekillt hat, hat er es nun auf Abernathy und ihre Freundinnen abgesehen. Blöd, dass die selbst vom Fach, das heißt Stuntfrauen beim Film, sind und ihm deshalb Paroli bieten können. Zwischendurch wird viel gequasselt und gequatscht, zumeist über unwichtigen Scheiss... Im Grunde genommen ist das von Robert Rodriguez und Quentin Tarantino initiierte "Grindhouse"-Gedöns ja irgendwo doch ein ganz schnuckeliges Projekt gewesen, auch wenn es von Vornherein sowohl künstlerisch als auch finanziell zum Scheitern verurteilt war. Immerhin konnten sich die genannten Regisseure bei einigen eingefleischten Film-Freaks mit ihren Retro-Streifen zumindest aber mal wieder den unlängst angehefteten Kult-Status bestätigen lassen, wobei längst nicht alles, was die beiden mit ihren Wurstgriffeln antatschen, auch zu Gold wird. Nur wo Rodriguez mit seinem "Planet Terror" tatsächlich den Charme und das Feeling vergangener Schundfilm-Tage einfangen und überlebensgroß reproduzieren konnte, macht Tarantino das einzige was er wirklich gut kann, und bastelt sich aus den Serienkiller-, Car-Crash- und Girls-in-Peril-Versatzstücken... einen Tarantino-Film. Was bedeutet, dass man sich auf endloses Gelaber in jenen Momenten einstellen darf, in denen weder Schrott noch abgetrennte Gliedmaßen durch die Luft fliegen, und diese dann auch dummerweise noch den größten Teil von "Death Proof - Todsicher" bestimmen. Die Idee mit dem Auto als Mordwaffe stammt wohl aus "Highwaymen" oder - wenn man mal in der anvisierten Dekade bleiben will - aus solchen Straßen-Kloppern wie "Duell" und "Der Teufel auf Rädern", wobei bei den Vehikeln da immer noch etwas Mystisches mitgeschwungen ist. Genau das vermisst man hier, auch wenn das Motiv des Stuntmans weitestgehend im Dunkeln bleibt. Die Idee selbst und ihre filmische Umsetzung in den entsprechenden Szenen ist allerdings eine gute, aber das muss sie auch sein, denn sie hat den gesamten Film, der tatsächlich ohne Plot und Protagonisten auskommt, im Alleingang zu tragen. Neben Kurt Russell, der den psychopathischen Killer mit einigem Charisma mimt und sicherlich die Publikums-Sympathien noch am ehesten auf seiner Seite hat, wirken sämtliche anderen Darsteller (vornehmlich jung, hübsch und weiblich) dann auch mal gerade komplett austauschbar... was sie ironischer weise ja auch TATSÄCHLICH sind. "Death Proof - Todsicher" ist zwar mit vielen nachträglich eingefügten Film-Defekten und bewussten Anschluss-Fehlern liebevoll auf alt getrimmt, kann aber nicht verleugnen dem modernen zeitgeistigen Geschmack zu entstammen. Um wirklich als altmodischer Sleazer durchzugehen, sind die Dialoge nämlich viel zu geschliffen und das ständige Herumhantieren mit den Handys zu gewohnt, auch wenn der Look sich nach Leibeskräften bemüht, die seligen 70er Jahre heraufzubeschwören. Da macht Tarantino genau denselben Fehler wie Rodriguez und bedient sich eben moderner Techniken und Mittel, die den Filmemachern vor über dreißig Jahren halt nicht zur Verfügung standen, von dem ständig durchschimmernden, beachtlichen Budget ganz zu schweigen. Somit wirkt der Film also authentisch, aber leider nicht echt, da können noch so viele digitale Kratzer über das Material flimmern, wobei dieses Stilmittel zum Schluss ja auch aufgegeben wird... vermutlich, um nicht von der absolut spektakulären und völlig absurden Auto-Verfolgungsjagd abzulenken, die das letzte Filmdrittel bestimmt. Die ist dann wirklich jenseits von Gut und Böse angesiedelt, aber auch jenseits jeglicher Realitäten. Nach dem Sinn sollte man hier allerdings nicht fragen, denn Quentin Tarantino selbst ist zu sehr damit beschäftigt, seine geliebten Verweise und Insider-Gags in Wort, Bild und Ton einzubauen, die mal wieder beweisen, wie gut er sich in der (B-)Filmgeschichte und natürlich auch seinem eigenen Œuvre (das eigentlich ja eh nur eine große Zitate-Kiste ist) auskennt. Da ist auch der Score passend geklaut, unter anderem von Ennio Morricone, Pino Donaggio und Guido und Maurizio De Angelis, das kennt man ja schon. Außerhalb der 90minütigen "Grindhouse"-Fassung, die es nach dem Totalflop in den USA natürlich nicht in der vorgesehenen Form mit "Planet Terror" und den Fake-Trailern auf deutsche Leinwände geschafft hat, versucht man hierzulande, den Streifen als Stand Alone-Feature mit zusätzlich eingefügtem Material attraktiver zu machen. Na, ob das mal so eine gute Idee war ist fraglich, denn bei über 110 Minuten Laufzeit strotzt die Chose nun geradezu vor nervtötendem Blabla und einigen komplett überflüssigen Szenen, die dermaßen das Tempo killen, dass es schon nicht mehr feierlich ist. Ist ja schön, wenn man seine Schauspieler einfach an einen Tisch setzen und drauflos quatschen lassen kann und dann sieben Minuten ohne Schnitt die Kamera draufhält, aber so wirklich nötig wäre das nicht gewesen. Der Stunt- und Action-Part der Handlung, wenn man das durchsichtige Geseiere denn so nennen will, braucht allen ernstes eine verfickte Dreiviertelstunde, um mal sanft in die Gänge zu kommen. Und mir soll jetzt keiner was von Charakter-Entwicklung und so ’nem Käse daherlabern, das was hier entwickelt wird sind nämlich sicherlich nicht die Charaktere, sondern höchstens die Knackärsche in den Hot Pants. Unterhaltsam ist das Ganze allerdings in einigen Sequenzen schon und erfrischenderweise völlig frei von jeglichem Anflug der heute so oft bemühten Political Correctness. Da darf dann am Ende auch mal ungeniert den Rache-Gelüsten des Publikums ordentlich Zucker gegeben werden, als sei so was das Natürlichste auf der Welt. Da wähnt man sich kurz vorm Abspann beinahe noch mal kurz in einem alten Selbstjustiz-Knaller, schön. Nebenbei hat "Death Proof - Todsicher" zweifellos auch den filmischen Auto-Unfall mit dem meisten Bums seit der Massen-Karambolage aus "Final Destination 2" und glücklicherweise auch den entsprechenden "Mad Max"-schen Impact in Petto... nur leider eben keinen nennenswerten Plot. Oh, und ganz am Ende verschenkt man das Potential für einen knalligen Schluss-Gag, so was ist ja immer mächtig schade, ich hätte ja gern gewusst, was aus Jasper und dem Cheerleader geworden ist.

5/10

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