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    Eine Lobhudelei auf DEATH PROOF zu verfassen ist in der Tat eine Aufgabe, der sich der Autor kaum gewachsen fühlt.  Auf die Credits vor Tarantinos Lieblingsperversionsmotiv, nackten Frauenfüßen folgend, lernen wir die Protagonistin inmitten einer perfekt ausstaffierten Kulissenwohnung kennen. Jungle Julia (Sydney Tamiia Poitier) ist hippe Radiotalkshowmoderatorin im tiefsten, autokinofilmtauglichen Texas. Als ihre alte Freundin Arlene (Vanessa Ferlito) nach längerer Zeit mal wieder im Lone Star State zu Besuch kommt, wird erst einmal exzessiv dem Alkohol gefrönt und in nicht enden wollenden  - und gar nicht mal so guten - Tarantino-Dialogen geschwelgt. Julia verspricht dann, im wahrsten Sinne des Wortes aus einer Schnapslaune heraus, dem Mann, der Arlene zu einem Drink einlädt, einen schmierigen Lap Dance zu spendieren.Jetzt ist dieser Glückskandidat niemand anderes als der frauenhassende Stuntman Mike (Kurt Russell, sehr alt geworden), der mit seinem coolen Retroschlitten Death Proof Damen todsicher in Autounfälle verwickelt. Mike steht dann gefühlte neunzig Prozent der Laufzeit im Hintergrund, hört dem Geschnatter der Frauen zu, das mehr und mehr in Richtung SEX AND THE CITY für vermeintliche Filmkenner ausartet und erinnert an den Hund bei FAMILY GUY, der die Gespräche seiner jungen Geliebten mit ihren Freundinnen nicht mehr versteht. Irgendwann, im Niemandsland zwischen Filmreferenzgeschwurbel und Langeweile will der Stuntman dann seine Karre als Tatwaffe an Kim (Tracie Thoms) und Zoe (Zoe Bell) ausprobieren, hat aber übersehen, dass die beiden tatsächlich Kolleginnen seiner Zunft und ihm weit überlegen sind. Gut, wo fangen wir an?  Nun hat es GRINDHOUSE in der geplanten Filme-plus-Trailer-Form – ein Abend im Asikino eben -  leider nur in die wenigstens Kinos weltweit geschafft und Tarantino wird nach der dummen Teilung von Kill Bill in zwei Filme ein weiteres Mal Opfer der Publikumspolitik seines Studios. Ein Fakt, unter dem sein Neuling Death Proof deutlich leidet. Betrachtet man sich den Film als Nachtisch oder Absacker auf das Action- und besonders Zitatfeuerwerk PLANET TERROR und den Trailern, könnte er für Freunde von Smalltalkteppichen wie es RESERVOIR DOGS, PULP FICTION und ganz besonders JACKIE BROWN waren, noch genießbar sein. Allerdings ist auch hier ein Rückschritt festzustellen, da der Plauderreiz der erwähnten Filme nicht aufkommen will. Tatsächlich ist der tarantinoeskeste Dialog in PLANET TERROR (You look like Ava Gardner..) zu finden. Die Action wurde – bis auf eine Verfolgungsjagd im recht authentischen 70er Jahre Stil – völlig außen vor gelassen. Es kommt hinzu, dass man sich als aufmerksamer Beobachter des Gefühls nicht erwehren kann, dass hier weit weniger Liebe im Detail steckt, als in Rodriguez’ Begleitfilm. Im Gegensatz zu diesem fehlen Death Proof leider die optischen Spielereien wie Filmflecken, Durchläufer und andere Erkennungszeichen eines nostalgischen Filmerlebnisses wie es der Ausflug ins Schmuddelkino Grindhouse sein sollte. Die extreme, beinahe ins aggressiv machend gehende Beiläufigkeit des Dialogs könnte Absicht sein, spiegelt sich hier doch der Einfluss tatsächlicher 42nd Street Favoriten Tarantinos wie DORIS WISHMAN oder MIKE und ROBERTA FINDLAY wider. Da dies eine Kritik und kein Pressetext sein soll, kann ich nur auf den Rest des Projektes Grindhouse verweisen und den Tipp geben, sich irgendwo die vollständige Version zu besorgen.

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