Review

Ein ganz merkwürdiger Tarantino ist das mal wieder.
Sein „Death Proof“ geht todsicher auch als Feministinnen-Film durch, denn er erinnert mich entfernt sogar an „Thelma & Louise“.
Wahrscheinlich das Resultat seiner Hommage: Einerseits an die Weiblichkeit, andererseits an B-Action-Movies der 70er.
Funktioniert prinzipiell auch ganz gut, wenn da nicht die endlosen Frauengespräche jegliches Interesse für Minuten erlahmen ließen.

Denn es herrscht bis zu dem Zeitpunkt komplette Langeweile, als Kurt Russel in Form von Stuntman Mike auftaucht. Bis dahin wohnt man vier Damen bei, die mit Frauenabend im Roadhouse beschäftigt sind. Auch wenn hier Filmzitate bis zum Overkill die Dialoge durchstreifen, - die Charaktere bringt mir das nicht näher.
Erst als Russel, mit Narben im Gesicht und beim Fressen an der Bar in Nahaufnahme abgelichtet wird, geschickt mit der Aufmerksamkeit einer Blondine spielt, um ihr anschließend sein todsicher konstruiertes Stuntauto vorzustellen, kommt Leben in die Geschichte.

Dass die erste Filmhälfte dann jedoch so abrupt endet und holprig zur zweiten wechselt, kann trotz kurzer und knackiger Splattereffekte kaum als gewollt angesehen werden.
Langes Vorspiel, dann die vier Mädels im Auto, Russel im Auto, 30 Sekunden Action und Schnitt ins Hospital, wo Russel mit mittelschweren Verletzungen erwacht.
Unpassend noch die Szene mit zwei Rangern, die Russel zwar für einen Killer halten, aber die Staatsanwaltschaft habe bereits abgewiegelt, - mit Spurensicherung hat man es hier wohl nicht so.

Ziemlich genau zur Mitte der Laufzeit bekommen wir die Situation noch einmal serviert, jedoch mit einem neuen Frauenteam, bestehend aus zwei Stuntfrauen, einer Dunkelhäutigen und einer Süßen, die man ständig veräppelt.
Aber auch hier wieder der gleiche Schwachpunkt. Minutenlanges Gelaber im Auto über Männer, Sex und Unfällen beim Filmdreh, - pure Langeweile, die Zeit reicht, um sich eine große Tüte Popcorn zu beschaffen.
Schlimmer noch: Als Kerl bekomme ich zu diesen Damen noch weniger Zugang, da sich im ersten Quartett zumindest noch attraktive Erscheinungen befanden, was ich bei Team Zwei nicht so empfinde (die Süße, Mary Elizabeth Winstead, spielt im Verlauf keine Rolle mehr).

Hoch spannend und actionmäßig erstklassig inszeniert gestalten sich jedoch die letzten knapp 20 Minuten. Die Damen beschaffen sich einen Dodge Challenger, Stuntfrau Zoe (auch in Wirklichkeit eine) macht während der schnellen Fahrt „Schiffsmast“, bis Russel aus dem Nichts auftaucht und es zu einem Duell kommt, dass in diesem Fall nicht so glimpflich für den Kerl ausgehen dürfte.
Von den Dialogen hin zu den Actionszenen ein glatter Tempoanstieg um 100 Prozent.
Und im Nachhinein leuchtet auch ein, warum die zweite Damenschaft nicht allzu feminin ausfällt, - schließlich bedarf es für einen aktiven Gegenschlag „Lass uns die Sau umlegen“ auch toughe Erscheinungen.

Merkwürdige Ausfallerscheinungen baute Tarantino auch als Verbeugung in Form von gewollten Bild – und Tonfehlern ein. Da wird mal ein Dialog mitten im Satz geschnitten, laufen senkrechte Störungen durchs Bild oder bleibt die Farbe mal aus. Allerdings setzt er dieses Stilmittel nicht konsequent ein, - in der zweiten Hälfte ist mir da zumindest nichts in Erinnerung geblieben.
Ähnlich ergeht es da dem scheinbar endlosem Zitieren zahlreicher Film – und Serienvorbilder, da fällt ein „so langsam bin ich zu alt für so einen Scheiß“ („Lethal Weapon“) mal eben in einem Nebensatz, was in seiner geballten Form auf Dauer ein wenig aufgesetzt wirkt, weil man eben um jeden Preis möglichst viel unterbringen will.
Mal gut, dass Kurt Russel als schmieriger, aber auch charmant auftretender Psycho ein paar gelungene Lacher verbuchen kann, denn ohne seinen augenzwinkernden Einsatz bliebe eine Menge Unterhaltungswert buchstäblich auf der Strecke.

Am Ende fühle ich mich durch „Death Proof“ durchaus unterhalten, wenn auch mit oben genannten Einschränkungen, die teilweise in die Minuten gehen.
Dafür können die kurzen Splattereffekte, später auch die rasanten Actionszenen auf ganzer Linie überzeugen und entschädigen. Meinetwegen auch ein paar hübsche Einstellungen von Vanessa Ferlitos Hintern…
7,5 von 10

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