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Death Proof

Lange habe ich auf diesen Film gewartet. Nein, halt stimmt nicht. Ich habe auf Grindhouse gewartet. Death Proof ist eigentlich der zweite Teil in Rodruigez und Tarantinos Doublefeature Hommage an die Explotation Filme, die in runtergekommenen Schmuddelkinos meist im Doppelpack liefen. Jeder Teil sollte 60 Minuten dauern. So war es geplant und in den USA auch durchgezogen. Da Tarantino und Rodruigez jedoch genug Filmmaterial für 90 Minuten vorweisen konnten, entschieden sich die Weinsteinbrüder, beide hervorragende Geschäftsleute, die beiden Filme außerhalb der USA einzeln zu verwerten. So kommt nun Death Proof allein in einer 30 Minuten längeren Version in unsere Kinos.

Auch Deathproof unterteilt sich in zwei Teile, im ersten Teil begleiten wir ein Damenquartett auf den Weg ins Wochenende in eine schmuddelige Bar, hier scheint sich jeder zu kennen. Bier, Tequilla, Gras und einige gute Songs sind der Rahmen für Gespräche über untreue Partner, Sex, Anmache, Schnapps und noch so einiges andere. Eigentlich macht Tarantino hier nichts anderes als die Eingangsszene von Reservoire Dogs ins unermessliche auszudehnen. Doch da sitzt schon Stuntman Mike an der Bar, Kurt Russel in cooler Snake Plissken Manier. Und tatsächlich, er vermag die Szenerie mit Atmosphäre zu füllen. Bis es zum ersten Mord kommt dauert es jedoch noch ein paar weitere gut ausgewählte Songs und Filmzitate...

Schnitt und auf zum zweiten Teil. Wieder vier Damen, Gespräche über Sex, Autos und Filme. Stuntman Mike lauert ihnen schließlich auf, als sie eine "Probefahrt" mit Stunteinlage in einem Dodge Charger unternehmen. Die Verfolgungsszenen sind sensationell und gerade als der Film endlich Fahrt aufgenommen hat kommt auch schon "The End"

Death Proof merkt man spätestens nach 10 Minuten an, dass er nachträglich auf Spielfilmlänge getrimmt wurde. Zwar ist die Szenerie stimmig, die Dialoge gewohnt schräg, jedoch kommt im erstem Teil des Film auch schon einmal so etwas wie gepflegte Langeweile auf. Das liegt nicht an Tarantinos Liebe zum Detail, nicht an seinem Cameo, nicht an den guten Schauspielern. Es liegt einfach daran, dass seit Pulp Fiction mittlerweile 13 Jahre vergangen sind und wir die dargebotenen Dialoge so und auch anders in Tonnen von anderen Filmen vorgesetzt bekamen. Empfanden viele schon, dass in Kill Bill 2 zuviel geredet anstatt gehandelt wurde, trifft dies leider auch auf Deathproof in dieser langen Version zu und war sicherlich von Tarantino nicht so geplant. Dazu kommt, dass der Stoff an sich vielleicht gerade einmal Luft für 75 Minuten hätte. Aber Schwamm drüber, Tarantino macht an sich alles richtig, er bringt einen Grindhouse Exploiter aller erster Güte. Tonfehler, fehlende Szenen und Schnittfehler inklusive. Oben drauf einen Kurt Russel, der mal wieder wie in guten alten Zeiten so richtig die Sau raus lassen kann. Tarantino hat diesen Film erkennbar für sich selbst gedreht und dabei auf alle Gesetze Hollywoods geschissen und überrascht mit einem Film, den sein Publikum so nicht erwartet hätte. Wie einst bei Jacky Brown oder auch bei Kill Bill 1 und 2.

Ich gebe dem Film in dieser Version 7/10 Punkte. Ich finde für einen Exploiter ohne Handlung und einigen Längen eine recht ordentliche Wertung.

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