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Äußerst gelungenes Bondabenteuer von John Glen, der ja beinahe Garant für besonders gute Beiträge der Reihe ist.
Schon die Pre-Credit-Sequenz ist Amüsement pur: 007 alias James Bond (Roger Moore) will bei einer kubanischen Revoluzzerversammlung eine Bombe platzieren und fliegt auf. Doch souverän entflieht und jagt die Veranstaltung mittels Rakete noch in die Luft. Das Ganze mit Leichtigkeit, viel Humor (Bond landet sein Fluchtflugzeug an einer Tankstelle für Sprit) und einem überraschend kurzen Haarschnitt für Bond, der sich als kubanischer General ausgeben muss.
In Ostberlin wird derweil Agent 009 ermordet, doch sterbend kann er noch einen Hinweis abliefern, welcher den britischen Geheimdienst auf Kunstschmugglern führt. Bei einer Auktion stößt Bond auf den sinistren Kamal Khan (Louis Jordan), der in die Sache verwickelt ist. Was das Ganze zu bedeuten hat, weiß er noch nicht, während der Zuschauer bereits erfährt, dass ein kriegstreiberischer russischer General seine Finger im Spiel hat und die Chose mehr als nur ein simpler Kunstschmuggel sein muss.

Bond folgt Khan nach Indien, um mehr über dessen Pläne zu erfahren. Der will Bond jedoch gerne beseitigen und so häufen sich Anschläge auf das Leben von 007. Der lässt sich aber nicht abschrecken, kann mehr über Khan erfahren – nur die Rolle der geheimnisvollen Octopussy (Maud Adams) ist ihm nicht klar…
„Octopussy“ ist ein Bondspektakel erster Güte, das mit Tempo und einer wirklichen guten Story aufwarten kann. Bisweilen ist das Treiben um Schmuggler, Zirkusleute und Russengeneräle vielleicht etwas verworren, doch stets spannend und teilweise auch wirklich überraschend. So bietet „Octopussy“ bis zur obligatorischen Weltenrettung reichlich Kurzweil und vor allem exotische Locations en masse. Gerade das Indienszenario steckt optisch nahezu jeden anderen Bond in die Tasche und bietet alles, was man von so einer Szenerie erwartet: Dschungel, Basare, Fakire, vielerlei Getier usw.

Zudem kommt „Octopussy“ mit sehr viel Humor her, der das Treiben wunderbar auflockert: Bond reißt mal wieder coole Sprüche in großer Menge, darf an einer Stelle „Tarzan“ parodieren und kommt im Ballon in Briten-Farben zum Finale. Ebenfalls sehr amüsant ist der gewohnte Besuch in Q’s Werkstatt, in der fiese Gimmicks vorgeführt werden, von denen Bond hier zwei mitbekommt: Den Säurefüller und die Peilsenderuhr. Miss Moneypenny (Lois Maxwell) darf mal wieder mit James flirten, hat aber wie M (Robert Brown) nur einen kurzen Auftritt.
Sehr stark sind auch die Figuren auf Girl- und Fieslingsseite. Octopussy kommt überraschend stark und schlagkräftig daher, hat aber auch eine charmante Seite, ebenso wie ihre Handlangerinnen. Khan ist ein überzeugender Gentlemanschurke, als rechte Hand hat er einen charismatischen Schläger dabei und Helfershelfer wie die Messerwerfer-Zwillinge bereichern den Film auch. Nur der Sowjetgeneral bleibt im Vergleich dazu etwas blass und unentwickelt.

Im Bereich Action kann „Octopussy“ mit der üblichen bunten Mischung aus Stunts, Konfrontationen und genüsslich zelebrierter Zerstörung aufwarten, die hier sehr humorvoll daherkommt. Bei der Verfolgungsjagd auf dem Basar zweckentfremdet Bond diverse Gegenstände auf amüsante Weise und brüllt bei einer Menschenjagd im Dschungel sogar einen Tiger an. Spektakulär auch die Hatz auf dem Zug und auch sonst sind die Actionszenen wirklich famos gemacht. Nur der Showdown ist da etwas zu unspektakulär und schnell vorbei, da hilft auch Kletterei auf einem fliegenden Flugzeug wenig.
Roger Moore als humorvollster Bond liefert dafür eine seiner besten Vorstellungen ab und spielt mit extrem viel Charme. Maud Adams als Bondgirl ist große Klasse und Louis Jordan als Schurke ein weiterer Glücksgriff. Lois Maxwell, Desmond Llewelyn und Robert Brown sind gewohnt gut, die Nebendarstellerriege bietet auch keine Angriffsfläche für Tadel.

Der Showdown könnte beeindruckender ausfallen, doch davon abgesehen ist „Octopussy“ einer der besten Bondfilme: Exotische Locations, viel Witz, reichlich Tempo und gute Action zeichnen John Glens Film aus.

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