Review

Es ist immer wieder das Gleiche mit den Filmfirmen. Es ist irgendwie ein Muss geworden, auf der Rückseite ein Zitat abzudrucken, das angeblich irgendjemand mal irgendwann gesagt oder geschrieben hat. Und das ist bei Majors genauso wie bei den Independents. In diesem Fall steht dort „Harter, gnadenlos konsequent erzählter Neo-Noir-Thriller". So, wenn ich mir diesen Film dann ansehe und genau das erwarte, würde ich abschalten und die DVD meinem Videothekar um die Ohren hauen. Das eigentlich Schlimme dabei ist aber, dass „Tödliche Diamanten" (ein selten dämlicher deutscher Titel) gar kein schlechter Film ist, doch viele werden eben etwas ganz anderes erwarten.

Der Streifen handelt von zwei Profigangstern namens Georges (Eddy Mitchell) und Pierrot (Sagamore Stevenin). Ersterer ist gerade erst aus dem Knast entlassen worden und verdient seine Brötchen mit dem Knacken von Parkuhren. Pierrot und er hatten in der Vergangenheit schon einmal zusammengearbeitet, was für Georges nicht gerade positiv endete, denn dieser Bruch war der Grund, weswegen er jahrelang einsaß. Trotzdem lässt er sich erneut auf einen Raub mit dem Jungspund ein. Und anfangs sieht alles auch gut aus, denn der Einbruch funktioniert ohne größere Komplikationen. Jetzt müssen die Diamanten nur noch verhökert werden. Also wenden sich die beiden an einen Hehler. Dieser stellt sich aber als nicht allzu vertrauenswürdig heraus und will die beiden linken. Währenddessen ist Pierrot eine Beziehung eingegangen - und zwar mit dem weiblichen Opfer des Einbruchs. Obwohl er jede Sekunde auffliegen kann, zieht ihn die Dame magisch an. Als der Hehler partout nicht mit der Kohle herausrücken will, entführen die beiden dessen Frau. Das wiederum schürt weitere Komplikationen.

Womit wir wieder bei der Überschrift wären. Film-Noir kann man bei „Tödliche Diamanten" (ich muss es einfach noch mal erwähnen - wer lässt sich solch behämmerte Titel einfallen?) noch durchgehen lassen. Aber „gnadenlos"? „Thriller"? Und besonders bei „konsequent" wird es dann schon sehr fragwürdig. Hier gibt es wenige bis gar keine Gewaltszenen und besonders spannend ist der Streifen auch nicht.

Trotzdem - wahrscheinlich bedingt durch das Milieu, in dem der Film spielt - strahlt er eine gewisse Eleganz aus, die auch durch die beiden Gauner gut verkörpert wird. Das sind keine simplen, beknackten Dumpfbacken, sondern zwei durchaus charmante Gangster. Insbesondere Sagamore Stevenin spielt diese Rolle sehr galant - ein wenig im Stile von Sean Connery in „Verlockende Falle".

Gegen Ende ergibt sich noch die ein oder andere Situation und Wendung, die so nicht zu erwarten war. Der Film erinnerte mich in seiner Machart ein wenig an „The Good Thief" mit Nick Nolte. Und genau für diese Klientel ist der Film auch geeignet

Dennoch glaube ich, dass die Mehrheit der Zuschauer diesen Streifen nicht mögen wird, da das Tempo sehr gering ist und sich auch die ganze Laufzeit hindurch wenig verändert. Da ist man eben aus Hollywood anderes gewohnt - und dieser Streifen ist nun mal in Frankreich gedreht worden, wo eh alles etwas gelassener zugeht.

Ich persönlich mag solche Filme recht gerne, aber mein Geschmack ist auch wahrlich nicht zwingend massenkompatibel.

6 Punkte

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