Sehr gediegenes Krimidrama geschrieben und inszeniert von Paul Haggis (L.A. Crash). Das amerikanische Militär verliert hier sein prächtiges und patriotisches Gesicht, man dürfte über diesen realistischen Beitrag nicht gerade erfreut gewesen sein. Haggis ist mit "Im Tal von Elah" ein Film gelungen, der sich drastisch von anderen Militärkrimis distanziert. Da wären erstens die Charaktere. Es kristallisiert sich keine Heldenfigur heraus, auch gibt es keine Abenteuer oder Actionszenen zu bestehen.
Hank Deerfield (Tommy Lee Jones) macht sich auf einem Militärstützpunkt in New Mexico, auf die Suche nach seinen verschwundenen Sohn Mike (Jonathan Tucker). Nachdem er aus dem Irak zurückkehrte, ist er spurlos verschwunden. Bald wird Mikes Leichnam gefunden, völlig zerstückelt. Mit Hilfe der Polizistin Emily Sanders (Charlize Theron) kommt Hank der unvorstellbaren Wahrheit immer näher.
Allein der Charakter Hank Deerfield ist sehr interessant. Er selbst war auf diesem Stützpunkt stationiert und hat trotz dem Verlust seiner zwei Kinder, immer noch eine hohe Meinung vom Militär. Keinesfalls patriotisch, das gibt es hier nicht. Stattdessen bekommen wir in ruhigen Bildern serviert, wie sich ein Mensch im Krieg ändern kann. Haggis weiss zu zeigen, dass der Krieg nicht nur Menschenleben fordert, sondern sie auch nur zerstören kann. Man ist danach nicht mehr derselbe und genau dies ist Mike passiert. Der Grund für den Mord ist also auch in seinem 18 monatigen Aufenthalt im Irak zu suchen.
Trotzdem muss Hank noch fleissig ermitteln, denn die Militärpolizei und die Polizei haben sich wegen der Zuständigkeit stetig in den Haaren, auf Kooperation kann er hier kaum hoffen. Da Hank selbst lange mit Verbrechen zu tun hatte, fördert er schnell Indizien zu Tage und kann sich auch auf die Hilfe von Emily verlassen. Haggis führt den Zuschauer ständig auf falsche Fährten. Die Auflösung ist dann beinahe zu einfach geraten, gerade das beeindruckte mich. Haggis wollte hier kein typisches Unterhaltungswerk schaffen. Leider muss man ihm auch eine zu langsame Umsetzung ankreiden. Einige Sequenzen hätte man sich doch sparen können, dies führt auch zu kleinen Spannungsschwankungen. Mit Biegen und Brechen drückt Haggis seine ruhige Inszenierung durch, sowie stets real zu bleiben. Zusätzlich wurde die Kulisse sehr trist ausgelegt. Richtig schöne Bilder gibt es nicht und trotz der oft wechselden Umgebung wirkt alles ziemlich karg, gewollt natürlich. Der Score von Mark Isham hält sich immer im Hintergrund und schlägt nur wenige und leise Töne an.
Die Darsteller sind ein Ass im Ärmel, ganz besonders Tommy Lee Jones, der eine oscarreife Vorstellung liefert. Charlize Theron überrascht mit einer zurückhaltenden Performance. Ihr Aussehen musste für die Rolle wieder ein wenig leiden, doch so passt sie in diesen tristen Film. Bis in die Nebenrollen ist "Im Tal von Elah" perfekt besetzt. Unter anderem Susan Sarandon, Jason Patric, Josh Brolin und James Franco.
Was der Krieg aus dem Menschen macht, verpackt Haggis in reale und triste Bilder. Er ist kaum auf Unterhaltung aus, daher fehlt dem ungewöhnlichen Film auch größtenteils das Tempo. Spannung und tolle Darsteller sind auf jeden Fall gegeben und "im Tal von Elah" zieht einem schnell in seinen Bann.