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Einen kurzen Moment stockt man. Sind das nicht dieselben Schauspieler wie in „No Country for old Men“? Die Hauptrolle spielt in beiden Filmen Tommy Lee Jones, eine wichtige Nebenrolle spielt Josh Brolin und sogar Barry Corbin ist mit von der Partie …
Aber nicht nur die Schauspieler wirken vertraut, auch die Bilder sehen sich täuschend ähnlich. Kein Wunder, schließlich hat bei beiden Filmen Roger Deakin die Kamera geführt.

Und endlich versteht man, was bei der Oscarverleihung schief gelaufen ist.
Anstatt diesem hochgradig gelungenen - jedoch äußerst kritischen - Film von Paul Haggis die höchste Ehre zu erweisen, hat man einfach ins Popcornfach gegriffen und den dämlichen Western der Coen-Brüder geehrt.
Die beiden Filme sehen sich ja auch täuschend ähnlich.
So subtil kann Kritik versteckt sein.

Doch zurück zum „Tal von Elah“. Die Erwartungen an Paul Haggis waren nach L. A. Crash dramatisch hoch und hundertprozentig hat er sie leider nicht erfüllen können.
Trotz einer hervorragenden Story und besten Darstellern fehlt dem Film im mittleren Teil die Spannung und auch etwas Tempo.
Im Vergleich mit aktuellen Werken fällt das zwar nicht auf, die sind durch die Bank eher schlechter, aber verglichen mit L.A. Crash ist alles etwas weitschweifiger und weniger zwingend.

Doch davon abgesehen ist „Im Tal von Elah“ einer der besten aktuellen Kriegsfilme, obwohl das Wort Krieg hier etwas in die Irre führt. Eigentlich ist es ein Post-Kriegsfilm. Dementsprechend sieht man auch keine "echten" Bilder von Kampfhandlungen. Wenngleich Gewalt und Brutalität in keiner Phase verschwiegen wird.

Die Story handelt von Hank Deerfield (Tommy Lee Jones), dessen übriggebliebener Sohn (der Erstgeborene fiel in einem früheren Einsatz) sich bereits einen Tag nach seiner Rückkehr aus dem Irak nicht mehr bei seinen Eltern meldet.
Auf dem Militärstützpunkt gilt er als verschollen. Der Vater (ein überzeugter Patriot und nicht immer angenehmer Zeitgenosse) findet sich mit den allgemeinen Beschwichtigungen nicht ab und sucht selbstständig nach Spuren. Dabei hilft ihm die alleinerziehende (und gutaussehende!) Polizistin Emily Sanders (Charlize Theron).

Zu viel sollte man nicht über die – wie von Paul Haggis gewohnt – gut konstruierte und intelligente Geschichte erzählen. Alles hat Hand und Fuß und ist extrem glaubhaft. Man sollte sich am besten überraschen lassen ...

Schade ist lediglich, dass Susan Sarandon (Ehefrau von Hank) die ganze Zeit über eindimensional spielen muss, eigentlich wäre da mehr drin gewesen.
Großartig ist jedoch unbestreitbar die darstellerische Leistung von Tommy Lee Jones (wenngleich er vieles von Billy Bob Thornton – aus Monster's Ball - abgeguckt hat). Nach Wunsch des Regisseurs sollte übrigens Clint Eastwood die Rolle des Hank spielen, aber dieser lehnte ab, weil er nicht mehr als Schauspieler arbeiten wollte.
Sehr überzeugend spielen im Film auch Charlize Theron (die trotzdem ein schöner Hingucker ist) sowie die übrigen Soldaten auf dem Stützpunkt.

Insgesamt ist dadurch ein Film gelungen, der tief bewegt und gleichzeitig nachdenklich macht. Der einzige inhaltliche Kritikpunkt geht an den Vater, der doch selber bei seinem Einsatz in Vietnam nicht nur Heldenhaftes erlebt haben dürfte.

Aber das schmälert diesen großen Film nicht. Paul Haggis ist wieder ein Glanzlicht gelungen. Man darf auf seine nächsten Streiche (Streifen) gespannt bleiben.

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