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Im L.A. des Jahres 1999 sollen angehende Polizisten mittels einer Virtual Reality-Simulation für den harten Streifendienst fit gemacht werden, in der sie ihre Fähigkeiten gegen ein speziell geschriebenes Programm namens "SID 6.7", das die Persönlichkeits-Profile von 200 verschiedenen Serienkillern und Psychopathen in sich vereint, unter Beweis stellen müssen. Als bei einem Testlauf eine Versuchsperson ums Leben kommt, entscheiden die Geldgeber, das Projekt einzustampfen. Lindenmeyer, der Entwickler von "SID 6.7", ist gar nicht begeistert davon, dass seinem Baby einfach so der Hahn zugedreht werden soll, und ermöglicht dem Cyber-Killer daraufhin die Flucht in die reale Welt, indem er das Programm in einen künstlichen Körper transferiert. Da er nun nicht mehr an die Sicherheits-Protokolle des Computers gebunden ist, legt "SID 6.7" auch gleich so richtig los und startet eine Killing Spree, die sich gewaschen hat. Die Verantwortlichen holen nun den wegen Mordes im Knast einsitzenden Ex-Bullen Parker Barnes, der "SID 6.7" schon in der Simulation Paroli geboten hatte, aus seiner Zelle und bieten ihm die Begnadigung an, falls er es schafft, den praktisch unverwundbaren Massenmörder zu stoppen. Für Barnes wird die Sache jedoch schnell unangenehmer als gedacht, denn unter den vielen Persönlichkeiten von "SID 6.7" befindet sich auch die des Mörders seiner Familie, den er bereits schon einmal auf eigene Faust zur Strecke gebracht hatte... Mit "Virtuosity" hat Brett Leonard mal wieder reichlich Gelegenheit, seinem seit "Der Rasenmäher-Mann" latent vorhandenen Virtual Reality- und Cyberspace-Fimmel zu frönen, was sich bei diesem "Terminator"-esken Action-Thriller natürlich nicht ganz so störend bemerkbar macht, wie es bei seiner Koontz-Adaption "Hideaway - Das Versteckspiel" aus dem gleichen Jahr der Fall war. Obwohl der Film mit Oscar-Preisträger Denzel Washington und einem kurz vor seinem Leinwand-Durchbruch stehenden Russell Crowe in den Hauptrollen sowie einer bekannten Nebendarsteller-Riege durchaus prominent und fähig besetzt ist, bestimmen hier weniger die darstellerischen Leistungen, als eine Vielzahl computergenerierter Trick-Effekte und die beinahe Nonstop-Abfolge von Stunts und Schiessereien das Bild. Anders als James Camerons "Terminator 2 - Tag der Abrechnung", dem es gelungen ist, eine ausgefeilte Charakter-Zeichnung, Action ohne Ende und bis dato noch nicht gesehene F/X-Sequenzen unter einen Hut zu bekommen und dadurch ein ganz eigenes Kapitel in der Filmgeschichte zu schreiben, ist "Virtuosity" (der sich selbst sicherlich in derselben Tradition sieht) also tatsächlich nur eine mit Computer-Grafiken aufgemotzte Materialschlacht. Einige dem Fundus des Science-Fiction-Genres entliehene Ideen sind mittlerweile quasi auch schon Allgemeingut und dienen auch hier wieder mal nur zur Tarnung der dürftigen Storyline, die dann aber wenigstens mit einiger Rasanz vorangetrieben wird, so dass einem gar nicht so sehr auffällt, wie unoriginell das alles im Grunde genommen doch ist. Den gängigen Vorbildern (neben den besagten "Terminator"-Streifen standen auch Ridley Scotts Replikanten-Hatz "Blade Runner" und sogar das Stallone-Vehikel "Demolition Man" Pate) wird da ganz schön hofiert, aber glücklicherweise auf einem qualitativ so hohen Niveau, dass die Chose vor jenen günstiger produzierten B-Movies, die dasselbe Feld beackern, immer noch die Nase vorn hat. Die in regelmäßigen Abständen eingespielten CGI-Morphing-Effekte entsprechen dabei dem technischen Standard dessen, was Mitte der 90er Jahre machbar gewesen ist und sorgen somit für ein professionelles, wenn auch inzwischen veraltetes Erscheinungsbild. Angesichts des lediglich aus Versatzstücken zusammengestoppelten Skripts ergreift Russell Crowe hier immerhin die Gelegenheit beim Schopf, in einem von jedweden Restriktionen befreiten Bösewicht-Part hemmungslos vom Leder zu ziehen. Seine Over-the-top-Performance rettet den Streifen zugegeben ein wenig über jene erzählerischen Durststrecken hinweg, in denen sich stellenweise Langeweile breitzumachen droht... was immer dann der Fall ist, wenn es mal nicht kracht. Die Inszenierung von Brett Leonard ist ansonsten makellos, allerdings hat er es wieder mal nicht gepackt, an die formale Durchschlagskraft seines stylischen Zombiefilm-Debüts "Dead Pit" anzuknüpfen und diesem einen adäquaten Nachfolger zur Seite zu stellen. Aber da waren die Effekte ja auch noch handgemacht. Fazit: Trotz Star-Besetzung wirklich nur in den Action-Szenen "virtuos".

6/10

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