Virtuosity klingt irgendwie nach virtuellen Welten und damit liegt man gar nicht verkehrt. Der Film ist eine Mischung aus Science-Fiction, brutaler Action, interessanten Ideen, B-Movie Einlagen, exzellenten Darstellern sowie Leuten, die auch mal gerne vor der Kamera stehen wollten, aber bereits mit der Statistenrolle einer Parkuhr überfordert wären.
Fangen wir mal vorne an. Die Story ist ganz klar Science-Fiction. Sie spielt zeitlich in ferner Zukunft, grob geschätzt nach der nächsten Eiszeit. Die Simulation virtueller Welten ist grafisch und inhaltlich deutlich weiterentwickelt - man kann sich dies wie eine frühe Alpha-Version von "Matrix" vorstellen. Parallel dazu wurde auch die Nanotechnologie etwas weiterentwickelt. Aus einem Datenspeicher von ca. 50 Megabyte - ich weiß nicht, ob derart kleine Speicher nach der nächsten Eiszeit noch verfügbar sind - sowie einer blauen Brühe von Nanorobotern entsteht unter Zugabe von Glas ein Android. Für viele vermutlich nichts Neues.
Interessant wird die Story durch den Umstand, dass diese Simulation genutzt werden soll, um Polizisten auszubilden. Dazu hat man ein kriminelles Monster aus den Daten von 200 Mördern geschaffen, an dem sich die Beamten dann üben sollen. Dummerweise mischt ein etwas neben sich stehender Wissenschaftler das neurale Netzwerk von dieser Persönlichkeit mit der besagten blauen Flüssigkeit. Entstehen tut ein Android, der nicht unbedingt allen Gutes tun will.
Gutes tun will dagegen ein Ex-Bulle, der aufgrund von unglücklichen Umständen eingebuchtet wurde. Nach der Entstehung des Androiden bekommt er dazu Gelegenheit. Nach Bewältigung der leichten Aufgabe den Androiden zu erledigen, winkt ihm die Begnadigung. Somit folgt er der blutigen Spur des publicity-süchtigen Androiden und ballert sich gemeinsam mit ihm durch den Rest des Films, häufig in Begleitung einer passabel aussehenden Psychologin.
Die Darstellerriege ist sehr gemischt. Ein mal wieder exzellent spielender Denzel Washington wird begleitet von einem gut spielenden Russell Crowe, dessen Gestikarmut in diesem Film ganz gut zum Androidentum passt. Neben einigen akzeptablen Schauspielern sind auch einige von denen dabei, die mit der oben erwähnten Parkuhr-Darstellung überfordert wären. So sieht die Psychologin noch ganz passabel aus, erträglich ist sie auch - solange sie keine Texte hat. Letzter kommen in der gesamten Bandbreite von "für den Anfang nicht schlecht" bis "bitte Aufhören" rüber. Verstärkt wird dies teilweise auch durch Szenen, die eher in einem schlechten B-Movie Platz hätten. Diese fallen vor allem deswegen auf, weil der Film prinzipiell durchaus professionell gemacht ist. Glücklicherweise wird der Film im wesentlichen von Denzel Washington und Russell Crowe getragen.
Wenn man mit den erwähnten Schwächen leben kann, kommt man in den Genuß eines Action-Thrillers, der durchaus zu fesseln vermag. Dazu trägt auch die weitgehend schrankenlose Brutalität des Androiden bei, obwohl sie drehbuchseitig relativ fantasielos ist. Virtuosity ist sicher kein Film, dessen Storyline man am nächsten Abend noch beim Italiener diskutiert. Das weitgehende Abschalten der hochgelegenen Organe hilft ungemein den Spassfaktor zu erhöhen. Man wird dann nach gut eineinhalb Stunden feststellen, dass der Abspann durch das Bild läuft.
Die DVD (RC2, deutsch) kommt mit anamorphem 2,35:1 Bild und Dolby Digital 5.1 Sound. An dem Bild ist nichts auszusetzen und rummsen tut es auch gewaltig - was will man bei einem Action Film mehr? Bonusmaterial sucht man, von einem einsamen Trailer abgesehen, vergeblich. Etwas schwer dürfte die Beschaffung in diesem, unserem Lande sein. Ein FSK Logo hat der Film nicht, laut SPIO/JK Gutachten ist er aber strafrechtlich unbedenklich. Das nehmen wir doch erfreut zur Kenntnis.
Fazit: Ein Wechselbad der Gefühle, bei dem aber letztendlich die positiven gewinnen. Die Story muss man akzeptieren können, wer mit Science-Fiction und virtuellen Welten nichts am Hut hat, sollte einen ganz großen Bogen um den Film machen. Freunde von harter Science-Fiction-Action werden ihre Freude haben, sofern sie die B-Movie Einlagen verschmerzen können.