Review

Zwischen seinen oscarverdächtigen und premierten Rollen muß und mußte Denzel Washington immer zwischendurch mal wieder Genre-Rollen annehmen, einerseits mangels anderer Angebote, andererseits der Abwechslung wegen. Denn als "Everyman" ist Washington prädestiniert, in beinahe jedem Film spielen zu können, vom sensiblen Drama bis zum Horrorthriller.

Seine früheren Genre-Versuche reichten von passabel ("Der Knochenjäger") bis fade ("Dämon") und "Virtuosity" liegt irgendwo in der Mitte. Im nachhinein gestaltet sich das so: recht hohes Budget, aktuelles SF-Thema mit Serienkillerbezug, aber wenig Box-Office-Performance. Liegts an Washington, der hier den vielgebeutelten Ex-Cop (inzwischen wegen Mordes im Knast) gibt? Wohl kaum, denn auch ein vielfarbiges Drehbuch kann schwach ausfallen.
Ein Blick in den Film und man ahnt, woran es liegt. Das hier ist B-Film-Ware, wie sie im Buche steht, eigentlich thematisch eine Videopremiere, inhaltlich mehrere Vorbilder und Genre-Schemata verkochend, nur ins Kino gekommen, weil die Cyberspace-Thematik gerade so aktuell war.

Derlei hat Regisseur Brett Leonard schon mit "Hideaway" verbraten und damit nur fröhliches Schnarchen produziert. Hier hat er ein wenig mehr Glück.
Trotzdem ist die Story platt und voller Klischees: Washington gibt das Versuchskaninchen, damit er mal was anderes sieht als graue Wände und ist in der virtuellen Realität der Einzige, der es ein wenig mit Sid 6.7 , einem virtuellen Killer der über 100 verschiedene Verbrecherpersönlichkeiten vereinigt, aufnehmen kann. Den gibt wiederum Russell Crowe in einem seiner ersten Hollywood-Auftritte und er bringt eine feine Bösartigkeit in den Film ein.
Natürlich wechselt der Cyber-Killer in die Realität und ab geht die Post.

Leider jedoch erlangt der Film auch danach kein höheres Level als durch so manchen schön FX-Effekt zu glänzen (wenn auch nicht zu überzeugen). Alles bleibt vorhersehbar und was noch schlimmer ist, der Film explodiert nicht.
Crowe ist zwar von einprägsamer Bösartigkeit, doch die Disko-Nummer, in der er die Angstschreie seiner Geiseln sampelt und zusammenkomponiert, interessiert uns nicht die Bohne. Gewiß, er es gewissenslos, aber ein wahrlich einprägsames Beispiel fällt dem Drehbuch nicht ein.
Washington hechelt in seinem persönlichen Drama und Konflikt (Frau und Kind tot, er verantwortlich, selbst den Killer hingerichtet) den Ereignissen bis zum Showdown hinterher und erleidet Rückschläge, um schließlich doch zu triumphieren. Vorher muß sich sein Konflikt allerdings in der Realität noch einmal wiederholen und die VR muß auch noch mal zum Einsatz kommen. Die ist übrigens recht formelhaft dargestellt, auch wenn die ersten Szenen in der VR (in der alle unwichtigen Personen sich ähneln und in den gleichen Anzügen rumlaufen, was eine unwirkliche reelle Atmo zur Folge hat) die besten des ganzen Films sind.

Es geht zwar zeitweise recht hart zu im Ländle Near Future, doch wenn schon jede Skriptwendung weithin sichtbar wird, so bleibt nur ein netter Film für einen langweiligen Abend, aber kein Blockbuster. Standard halt, erkennen sie die Vorbilder? (5,5/10)

Details
Ähnliche Filme