Kaum ein anderes Genre entbehrt seit Ewigkeiten jeglicher Innovation und bringt dennoch in sehr regelmäßigen Abständen sehenswerte Vertreter auf die Kinoleinwände wie der Sportfilm. Diese hauptsächlich von Komödien und oberflächlichen Dramen Spielwiese wird bevorzugt vom US-amerikanischen Kino dominiert, was sicherlich aus der großen Faszination der Amerikaner für Sport als Massenevents resultiert. In Europa dagegen erfreut sich das Genre zwar großer Beliebtheit, wird vom Kinopublikum aber meist vermieden. „The Comebacks“ ist nun die unvermeidliche, pubertäre Verballhornung dieser Filme, in denen fast immer die Underdogs die Sympathie auf ihrer Seite haben. Dementsprechend ist der Protagonist des Films ein abgetakelter Versager, der es nie zu einer eigenen Karriere gebracht hat und als Trainer schon in unterschiedlichsten Sportarten glorios gescheitert ist. Passend dazu trainiert er ein unfähiges Team, dem jede Motivation abgeht – bis es zur obligatorischen Erfolgsgeschichte kommt, die man in dieser Form schon etliche Male begutachten konnte. Nur eben bisher nicht so laut, schrill und entsetzlich modern.
Spätestens seit „Scary Movie“ feiert die Filmparodie, einst die Domäne von Mel Brooks, eine unheilvolle Renaissance. Vergleicht man etwa den Stil des Klassikers „Frankenstein Junior“ mit jenem der neuen parodistischen Bewegung, so erkennt man leicht, dass dem heutigen Publikum möglichst geschmacklose Fäkalwitze offensichtlich wichtiger sind als eine liebevolle Auseinandersetzung mit den parodierten Vorbildern. Im Zuge des Erfolges von „Scary Movie“ ließen die Genrevertreter dann alle Hüllen fallen – um über diese Reihe oder deren unsägliche Nachfolger wie die Machwerke des Duos Seltzer/Friedberg („Date Movie“) lachen zu können, muss man nicht nur sehr schadenfroh sein – die betreffenden Filme muss man nur vom Hörensagen oder vom Trailer kennen. Ganz so erbärmlich geht „The Comebacks“ glücklicherweise nicht vor – immerhin bemüht sich das Drehbuch um einen gewissen roten Faden, der uns dramaturgisch durch die flache Gag-Revue leitet. Leider bleiben die Klassiker des Genres beinahe gänzlich unberührt, im Sportfilm der letzten zehn Jahre sollte man sich aber schon ein wenig auskennen.
Das der Film ein wenig Kenntnis über die Vorbilder abverlangt ist leider nur ein guter Ansatz, über den „The Comebacks“ dann nicht hinweg kommt. Statt die abstrusen Genremechanismen zu karikieren bietet er die immergleiche Story auf, nur eben hysterisch überzeichnet. Zusätzlich zielen die meisten Gags auf die üblichen homophoben und schwer sexistischen Plattitüden - was aber zum endgültigen Scheitern führt ist schlichtweg die Auswahl der parodierten Filme: Da man sich hauptsächlich auf Komödien stürzt, bleibt eine echte Verzerrung der Genre-Klischees aus. Nur wenn beispielsweise die aufmüpfige Tochter ihren Vater provozieren will mit einer Beziehung zu einem Schwarzen, dann lugt ein gehässiger Blick auf den bekannten Sozialkitsch, der sich aber schnell wieder verabschiedet zugunsten dem unverhohlenem Schielen auf die Zielgruppe der MTV-Teenies, die ja bekanntlich jeden noch so stupiden Schrott bereitwillig abfeiern. Das angestrebte Publikum soll sich also keine Gedanken über die dilletantische Zerfahrenheit machen – und schon gar nicht im Langzeitgedächtnis behalten.
Fazit: Obwohl „The Comebacks“ sich etwas über den katastrophalen Zustand des Genres erheben kann, bleibt dennoch unterm Strich nichts weiter als ein viel zu langer, gepflegt belangloser und angestrengter Film zurück. Eine eigene Linie zu finden gelingt Regisseur Tom Brady zu keiner Zeit, Darsteller wie Carl Weathers werden gänzlich verschenkt und letztlich stellt der Film beinahe keinen Anspruch an sich selbst.
03 / 10