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1966 waren auch im US-Western bereits revisionistische Tendenzen spürbar, noch bevor sich der Spätwestern so richtig formiert, so auch zu sehen „Duell in Diablo“ des Regisseurs Ralph Nelson, der vier Jahre später mit „Soldier Blue“ noch deutlich herber an Mythen sägen sollte.
Das Verhältnis von weißen Siedlern und Indianer wird auch hier als ein gestörtes beschrieben, doch weitaus ambivalenter als in diversen vorigen Westernklassikern. Protagonist Jess Remsberg (James Garner) ist mit einer Indianerin verheiratet, rettet aber die weiße Ellen Grange (Bibi Andersson) vor Apachenkriegern, die sie verfolgen. Diese wiederum war früher einmal von dem Stamm gekidnappt und mit einem der ihren verheiratet worden, floh nun aber. Sowohl Jess als auch Ellen sind, der eine mehr, die andere weniger, Grenzgänger zwischen zwei Lebenswelten, zwei Kulturen. Vermittler können sie allerdings nicht sein, denn dafür sitzen die Feindschaften zu tief.
Doch auch innerhalb der Siedlergemeinschaft gibt es Spannungen: Ellens Mann Willard (Dennis Weaver) ist nicht unbedingt erfreut seine in seinen Augen entehrte Frau wiederzusehen, auch diese ist in ihrer lieblosen Ehe nicht glücklich. Und Jess sucht den Mörder seiner Frau, deren Skalp man ihm überreicht. Damit nimmt „Duell in Diablo“ gleichzeitig Züge eines Kriminalfilms an, denn für Jess stehen nicht die Gebietskämpfe oder der Frieden der Gemeinschaft im Mittelpunkt, sondern die Tätersuche.

Da Hinweise ihn nach Fort Concho führen und ein Treck in dessen Richtung starten soll, lässt sich Jess als Scout anheuern. Ebenfalls mit von der Partie sind die Granges, die Waren in Fort Concho verkaufen wollen, und der Ex-Soldat Toller (Sidney Poitier), der Pferde einreiten soll, während der Treck zieht. Allerdings wird die Truppe von den Apachen attackiert…
Persönliches Drama, Indianerwestern und kriminalistische Mördersuche in einem – „Duell in Diablo“ bietet eine interessante Mischung verschiedener Genres, wobei der Krimipart in den Hintergrund tritt, sobald der Kampf ums nackte Überleben losgeht. Erst in den letzten Minuten nimmt Nelson die Tätersuche wieder auf, präsentiert dabei aber eine durchaus überraschende, in der Rückschau allerdings vollkommen nachvollziehbare Enthüllung, welche sich als moralisch nicht ganz einfach erweist. So kann auch Jess nicht unbeschwert der Rache frönen, sondern muss erkennen, dass selbst diese vermeintlich klare Sache deutlich komplizierter ist als angenommen.
Ähnlich sieht es mit den anderen Feindschaften aus: Indianer wie Siedler haben teilweise durchaus nachvollziehbare Gründe, sind Akteure in einem Konflikt, in dem jede Seite nur die kürzlich begangenen Gräuel des anderen und nicht die eigenen der Vergangenheit sieht. Doch auch sonst regieren Misstrauen und Zwietracht: Die Granges können definitiv nicht mit-, aber anscheinend auch nicht ohne einander, mit der Figur des schwarzen Cowboys Toller wird die Frage nach Rassismus im wilden Westen immerhin ansatzweise thematisiert (was hier aber nicht das Hauptthema im Gegensatz zu vielen anderen Poitier-Filmen der 1960er ist), während die Belagerungssituation für äußere Spannung sorgt. Angriffe der Indianer, Ausbruchsversuche, späteres Verbarrikadieren und Ausharren in einem behelfsmäßigen Gefechtsposten aus Wagen – das sorgt für schweißtreibende Momente, aber auch knallige Actionszenen, in denen Pfeile und Tomahawks gegen Revolver und Gewehre eingesetzt werden. Mit dem Aspekt von nach Hilfe reitenden Scouts und Soldaten kommt ein spannungsförderndes Wettlauf-gegen-die-Zeit-Element hinzu, was für weitere Kurzweil sorgt.

Trotzdem fällt „Duell in Diablo“ im letzten Drittel etwas ab, wenn das Ganze allzu generisch wird: All die differenzierten Ausarbeitungen zum Verhältnis von Indianern und Siedlern sind schlussendlich Wurst, wenn erstere letzteren ans Leder wollen, denn damit sind die Sympathien recht klar verteilt. Auch die langsame Dezimierung der Soldaten und Zivilisten durch die Indianer folgt bekannten Mustern, bei denen wenige Hauptfiguren übrig bleiben, der Rest je nach Menge der Dialogzeilen und Wichtigkeit der Rolle früher oder später abtreten muss. Das sorgt zwar immer noch für ganz schicke Westernaction, nutzt sich mit der Zeit aber etwas ab, während das überraschende Finale dann nur noch wie ein Nachtrag wirkt.
James Garner trägt den Film in der Hauptrolle als umsichtiger Scout, bringt neben seiner gewohnten Lockerheit auch die anderen Facetten des verbitterten, rachsüchtigen Jess unter. Sidney Poitier ist ihm ein guter Spielpartner, der sich hier aufs überzeugende supporten beschränkt, während Bibi Andersson in der erfreulich vielseitigen weiblichen Hauptrolle ebenfalls punkten kann. Der Rest vom Fest schlägt sich ebenfalls ordentlich, zumindest soweit das Drehbuch es erlaubt.

So bleibt ein actionreicher, vielschichtiger und gut gespielter Western mit Anleihen beim Kriminalfilm. Dass „Duell in Diablo“ im letzten Drittel ein wenig zu Stangenware mutiert und seine guten Ansätze zeitweilig fallen lässt, ist schade, insgesamt ist Ralph Nelsons revisionistischer Western dennoch ein schönes Stück Genrekino.

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