Das in Hollywood die Kuh solange gemolken wird, wie sie noch Geld abwirft, ist kein Geheimnis. So verhält es sich auch mit der kommerziell erfolgreichen Actionkomödie Rush Hour, welche Jackie Chan auch in den Staaten zum ganz großen Durchbruch verhalf. Die Betonung auf „kommerziell“ gewinnt in Falle von Rush Hour eine ganz besondere Bedeutung, denn das Erfolgsrezept basiert in erster Linie auf flachen Zoten gepaart mit stumpfsinniger Action. Kein Wunder das nicht einmal Chan selbst mit dem Ergebnis zufrieden ist, aufgrund der erheblichen Gagen aber natürlich gern bereit ist seine persönlichen Ansichten zurückzustellen. Der überraschende Erfolg an den Kinokassen sicherte natürlich die nicht minder erfolgreiche Fortsetzung Rush Hour 2, viel mehr wundert das es ganze sechs Jahre gedauert hat bis die Filmreihe in die nun dritte Runde geht.
Nunja, jetzt ist es ja soweit und die Erwartungen sind dementsprechend hoch. Warum aber hohe Erwartungen an ein Kommerzprodukt wie "Rush Hour 3" stellen? Sind wir mal ehrlich, mehr als abendfüllende, leichte Unterhaltung wird wohl kaum geboten und die beiden Hauptdarsteller, insbesondere Chan, werden auch nicht jünger. Obendrein gehört die Konstellation von Jackie Chan und Chris Tucker als gleichberechtigte Partner in Buddy-Movie Manier zwar zu den unterhaltsamsten Elementen aber gleichzeitig auch nervtötensten Elementen im Film. Das dem so ist, liegt erwartungsgemäß wieder einmal an Chris Tucker und seiner unnachahmlichen Art die Nerven des Zusehers zu strapazieren. Wer sich am schrillen Overacting des Darstellers erfreuen kann, wird sicher auch am neuesten Ableger seine helle Freude haben. Was dieses Mal besonders stört sind die schwulen Tendenzen in der kumpelhaften Beziehung zwischen Chan und Tucker, die den Heterozuschauer eher abschrecken dürften. Wer will schon einen Actionhelden wie Jackie Chan zusammen im Duett singen hören mit Chris Tucker? Mir stellen sich da jedenfalls die Nackenhaare auf.
„Rush Hour 3“ ist eine überflüssige Fortsetzung, die zwar für den Moment ganz passabel unterhält aber genauso schnell wieder in Vergessenheit gerät. Damit hat der Film so einiges mit dem Nährwert von Fastfood gemein, und das sagt schon einiges über Qualitäten des Filmes aus. Bei genauerer Betrachtung fällt auf das sich die Hauptcharaktere in keiner Form weiterentwickelt haben und auch im dritten Leinwandabenteuer keine tiefergehende Charakterisierung stattfindet. Ok, wir erfahren das Chan einen Bruder hatte und von ihm getrennt wurde… das dient aber nur der überzogenen Theatralik, weil dieser Bruder gleichzeitig auch ein böser Schurke ist und man sich natürlich in einer moralischen Zwickmühle befindet wenn man dem eigenen Bruder ans Leder will. Immerhin wurde mit Hiroyuki Sanada für den Part von Kenji ein glaubwürdiger Schauspieler gewonnen, der auch in den Actionszenen seinen Kontrahenten das Wasser reichen kann.
Nun erwartet man ja das bei einem satten Budget von 120 Millionen Dollar hinten was Vernünftiges bei rauskommt, doch auch hier wird wieder nur Halbgares geboten. Eines ist klar, Jackie Chan hat seinen Zenit längst überschritten. Große Stuntfeuerwerke wie in alten Zeiten und Handkantenaction sollte man also von vornherein nicht erwarten, zumal die amerikanischen Sicherheitsrestriktionen da besonders streng sind. In „Rush Hour 3“ wird sein Part des Inspektor Lee aber deutlich in den Hintergrund gedrängt und kann sich nicht einmal mehr in den Actionszenen richtig profilieren. Im Gegenzug darf Tucker verstärkt auch mal selber austeilen, was vorher eigentlich immer Chans Aufgabe war. Leider präsentieren sich ein Großteil der Action schlicht zu handzahm und unspektakulär, als das hier wirklich Begeisterung aufkommen könnte. Die flotte Verfolgungsjagd als Auftakt des Filmes ist zwar nett, aber es dauert ziemlich lange bis wieder Richtig Fahrt aufkommt.
Um die inhaltlichen Defizite und die Unzulänglichkeiten der Geschichte zu kaschieren hat man daher die Handlung wohl nach Frankreich verlegt, was den Film zwar an sich kein Stück weiterbringt aber zumindest geschickt Zeit schindet. Dabei dürfen natürlich Klischees und oberflächige Gags auf Kosten der Franzmänner nicht fehlen, darüber kann man als Europäer nur noch müde schmunzeln aber immerhin der Durchschnittsamerikaner darf köstlich lachen. In Sachen Inszenierung lehnt man sicher mehr als deutlich an die Taxi-Filme an und liefert sich ein paar kurzweilige Verfolgungsjagden durch die City von Paris. Das ist zwar nicht wirklich innovativ, aber immerhin ganz passabel geklaut. Witziger Gag am Rande ist der Cameo des Filmemachers Roman Polanski, als französischer Kommissar.
Highlight des dritten Teils ist ohne Frage der Showdown auf dem französischen Wahrzeichen schlechthin, dem Eifelturm. Hier findet „Rush Hour 3“ immerhin wieder etwas zu seinen Stärken zurück. Die Action ist durchaus halsbrecherisch und dynamisch eingefangen, auch wenn unübersehbar auf CGI zurückgegriffen wurde. Das ärgert zwar etwas, da man von Chan eigentlich echte Stunts erwartet, anders wäre ein solches Finale aber wohl nicht zu realisieren gewesen. Immerhin darf sich Jackie einmal richtig austoben und zwischen den Metallpfeilern herumturnen, Purzelbäume schlagen, eben das komplette Programm. An die früheren Tage von Jackie reicht das Dargebotene dann insgesamt leider nicht heran und man sieht doch recht deutlich, dass es langsam Zeit für die Pensionierung wird. Wenn schon ein Spinner wie Chris Tucker mehr mit den Händen herum fuchteln darf gibt das jedenfalls zu denken.
Fazit:
„Rush Hour 3“ ist eine konventionell inszenierte Fortsetzung die sich strikt an die Konventionen der beiden Vorgänger hält. Eine persönliche Note oder Kreativität sucht man leider genauso vergebens wie gute Gags. Die wenigen guten Comedyszenen, wie etwa das Namenspiel in der Kung Fu Schule, verlieren in der deutschen Synchro zudem völlig ihren Sinn. Das Duo Chan & Tucker ist zwar nach wie vor für kurzweilige Unterhaltung gut, um das Nichts an Inhalt zu überdecken passiert aber schlicht zu wenig Spektakuläres. Action ist zwar durchaus enthalten aber weit weniger als in den vorangegangenen Teilen, da fragt man sich schon wofür all die Millionen drauf gegangen sind. Insgesamt also eine gleichermaßen unnötige wie überflüssige Fortsetzung, welche gerade noch für einen Filmabend vor der heimischen Glotze taugt. Im Vergleich zu den eh schon nicht herausragenden Vorgängern, ein weiterer Schritt zurück. Enttäuschend! (5,5/10 Punkten)