Nach der „History of Violence“ (2005) bleibt Regisseur David Cronenberg seinem Lieblingsthema treu: Der Darstellung von Gewalt, dem sich auch dieses Mal die Story leicht unterordnen muss.
Zugute kann man „Tödliche Versprechen“ allerdings halten, dass der Zuschauer diesmal nicht so viele dramaturgische Kröten schlucken muss, wie im Vorgängerfilm.
Inhaltlich geht es um die Verstrickungen der Russenmafia, was bislang in noch nicht zu vielen Filmen thematisiert wurde.
Einen negativen Beigeschmack liefert allerdings die zweifelhafte Authentizität. Mehrere Passagen des Films werden auf Russisch gesprochen und bekommen keine deutschen Untertitel. Das kennt man sonst eher von Filmen von Fatih Akin oder anderen Autorenfilmern. Doch der Effekt ist stets derselbe: Viele Zuschauer bleiben außen vor. Spaß macht das nicht.
Doch zurück zur Story.
Nach einer ziemlich brutalen Einlage beginnt die eigentliche Story:
In das Krankenhaus einer Londoner Ärztin (Naomi Watts) wird ein schwangeres 14-jähriges Mädchen eingeliefert, das die Entbindung nicht überlebt. Anhand des russischen Tagebuchs des Mädchens versucht die Ärztin, die selber russische Vorfahren hat, Verwandte ausfindig zu machen und lernt einen hilfsbereiten russischen Restaurantbesitzer (Armin Müller-Stahl) kennen, dessen Visitenkarte im Tagebuch steckt.
Einfach wird die Geschichte dadurch nicht, denn der Restaurantbesitzer, sein Sohn Kyrill und dessen Chauffeur (Viggo Mortensen) gehören der russischen Mafia an.
Einer Organisation, die nicht lange fackelt, mit Verrätern kurzen Prozess macht und sich grundsätzlich durch eine Rohheit auszeichnet, die man nur „menschenverachtend“ nennen kann.
Durch mehrere Verwicklungen werden die Ärztin und der Chauffeur zu den Hauptfiguren dieses Gewaltfilms, der dennoch seinen Reiz hat, allerdings manchmal ein bisschen zu sehr über die Strenge schlägt.
Wie schon in "History of Violence" zeigt Cronenberg häufig Szenen, die sonst nur in Horrorfilmen auftauchen. Grundsätzlich sterben in diesen Filmen Monster oder Zombies auf diese Weise, doch bei Cronenberg tun sich Menschen diese Art der Gewalt an, die von der Kamera auch nicht ausgeblendet wird. Der Film ist nicht zuletzt dadurch sehr bildstark.
Eine herausgehobene Rolle spielt der Chauffeur (Viggo Mortensen), der bereits in Cronenbergs letztem Film die Hauptrolle innehatte. (Und scheinbar immer noch keine Lust auf eine Heldenrolle hat – obwohl er eigentlich darauf festgelegt sein könnte, schließlich war er zuvor im „Herr der Ringe“ der König Aragon).
Doch wie dem auch sei. Mortensen spielt die Zwiespältigkeit des Killers, der einerseits Gefühle für die hübsche Ärztin hegt, andererseits bedingungslos an seinem Aufstieg im kriminellen Milieu arbeitet, sehr überzeugend.
Interessant ist der Film vor allem wegen seiner Einblicke in das Machtgefüge des russischen Clans, was vor allem für den gezeigten Aufnahmeritus gilt.
Beliebig wirken allerdings die kriminellen Verstrickungen der Russenmafia, die scheinbar mit allem, was verboten ist, hantiert (Diebesgut, Mädchen, Drogen) und auch mit jedem der als brutal gilt (Tschetschenen) Geschäfte macht.
Dramaturgisch verwirrend ist dann allerdings eine kurze Szene mit einem Geheimdienstmitarbeiter, die wirklich überhaupt keinen Sinn macht.
Zum Schluss endet das hemmungslos brutale Werk glücklicherweise nicht ganz trostlos, allerdings kommt auch dieses Mal, wie schon in der „History of Violence“, der Schluss etwas zu abrupt.
Der größte Unterschied zum Vorgängerfilm ist, dass der Blutrausch diesmal eine Story hat.