Es beginnt mit dem Fund einer toten Schwangeren: ermordet durch Stromschlag und auf den Straßen eines amerikanischen Ghettos abgelegt. Bald finden die ermittelnden Cops ihren Freund: erhängt in seiner Wohnung, offensichtlich zuvor gefoltert. Es dauert nicht lange, bis der alteingesessene und zynische Cop Eddie und seine neue Kollegin Helen den Täter ausfindig machen können. Die Spur führt in die Vergangenheit und schon bald ist nicht mehr klar, wie tief die Verbrecher der Stadt, aber auch die Polizei in die Geschichte verwickelt sind.
In düsteren, oft kalten Bildern erzählt der Film seine Geschichte um grausame Rache für ein bestialisches Verbrechen und moralphilosophische Experimente. Viele Bilder sind in zuckendes Blaulicht getaucht, der Großteil der Außenaufnahmen spielt sich nachts ab. In Verbindung mit einer Hand voll eingestreuter grausiger Gewaltszenen und einem dunklen, wenn auch recht zurückhaltenden Soundtrack entwickelt "WAZ" so eine extrem beklemmende Atmosphäre, in der es so etwas wie Hoffnung auf ein Happy End wohl kaum geben kann.
Dazu führen auch die krassen Figurenzeichnungen, die das Bild einer zynischen, emotionslosen Polizei zeichnen, die durch die Grausamkeiten, denen sie tagtäglich in den Ghettos amerikanischer Großstädte gegenüber stehen, selbst vollkommen abgestumpft sind. Je länger der Film läuft, desto schwerer wird es, moralische Unterschiede zwischen ermittelnden Cops und eiskalten Gangstern zu sehen. Wenn dann klar wird, dass der Mörder sich an brutalen Vergewaltigern und Mördern rächt, indem er sie grausam hinrichtet, wird es für den Zuschauer mitunter schwierig, seine Positionierung inmitten dieses Schlachtfeldes zu finden. Die ganze Zeit über bleibt der Film allerdings neutral, bezieht weder Stellung für Opfer noch für Täter und schafft es so, eine moralisch komplexe Geschichte zu erzählen und althergebrachte Täter-Opfer-Rollen aufzubrechen, ohne Gefahr zu laufen, grausame Gewalt als legitim darzustellen. Viel zu bestialisch sind die Folterszenarien, die in der zweiten Hälfte immer ausführlicher dargestellt werden, viel zu willkürlich auch die unschuldigen Opfer, die unter der Rache des Killers zu leiden haben. Hier gelingt es einem Thriller gekonnt, scheinbar feste Morallinien zu durchbrechen und den Zuschauer emotional aufzurütteln.
Zwar wirken besonders anfangs einige der Ghetto-Bilder allzu klischeehaft und auch die Schauspieler geben ihre Figuren auf Dauer etwas starr - selbst Stellan Skarsgard kommt als zynisch-verbitterter Cop, der ein schreckliches Geheimnis mit sich herumträgt, mit allzu wenigen Gesichtsausdrücken aus. Doch die extrem düstere Atmosphäre, die so intelligente wie grausame Story, die einige sehr ungemütliche Fragen über menschliche Tugenden wie Altruismus stellt, und verstörende Gewalt- und Folterszenen ziehen so konsequent in ihren Bann, dass man über kleine Schwächen der Inszenierung und Ungereimtheiten in der Story schnell hinweg sieht. Was bleibt, ist ein krasser, verstörender Thriller über die dunkelsten Seiten des Menschen, dessen Hauptfigur in ihrer selbst verschuldeten Tragik beinahe einer griechischen Tragödie entlehnt scheint. Spannung, Gewalt, moralische Ambivalenz und düstere Bilder - ein heftiger, aber sehr sehenswerter Thriller!