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So lockt man Fans aktueller Terror- und Folterstreifen an, indem man aufs Cover eine blutige Hand mit Nagel in der Fingerkuppe platziert und draufschreibt „Welche Qualen erträgst du?“.
Da kann man auf den ersten Blick ja noch nicht ahnen, wie aus einer erwarteten „Saw“ – Kopie nichts anderes als ein düsterer Cop-Thriller wird, der zwar seine Stärken hat, letztlich aber nichts Innovatives hervorzaubert.

Angesiedelt in den dreckigsten Gegenden New Yorks gehen der alternde Detective Eddie (Stellan Skarsgård) und seine neue Partnerin Helen (Melissa George) einer Mordreihe nach.
Den Opfern wurde jeweils ein W-Delta-Z in die Haut geritzt und schon bald stellt man eine Verbindung zu den Opfern her, deren Vergangenheit ein grausames Geheimnis verbindet.

An der Story ist wahrlich nicht viel dran, das Motiv der Morde ist schnell ausgemacht, die Person dahinter ebenfalls frühzeitig, woraus der Streifen auch erst gar kein Geheimnis macht.
Interessant ist allerdings der Umstand der Tötungen, da immer paarweise vorgegangen wird, indem eine Person solange gefoltert wird, bis sie einer geliebten Person gegenüber, angeschlossen an Stromkabeln, aus lauter Verzweiflung per Hebel den Todesstoß versetzt.
Folter-Film-Freunde sollten jedoch erst gar keine expliziten Bilder erwarten, allenfalls der letzte Akt bietet ansatzweise einige Gewaltszenen.

Bis zu diesem erstreckt sich einige Ermittlungsarbeit, in der die düsteren Kulissen eine trostlose Atmosphäre schaffen. Weniger die wackeligen Bilder der Handkamera beeindrucken da, als die baufälligen Bruchbuden, die düsteren Gänge, dreckigen Straßen, eine Drogenfrau mit einem dreijährigen Kind neben sich und dergleichen.
Knallharte Gangs spielen ebenso eine gewichtige Rolle, wie das Verhalten mancher Cops, die das Ableben einiger Opfer vehement befürworten, während sich andere mit der vorherrschenden Gewalt schlicht arrangieren. Nur Helen, die noch voller Tatendrang steckt, eckt gewaltig an und muss von dem erfahrenen Eddie mehrfach in die Schranken gewiesen werden.
Trotz einiger Klischees kann die Charakterisierung der Hauptfiguren genügend Interesse am Geschehen bewirken, was nicht zuletzt am ordentlich performenden Duo Skarsgård/George liegt, aber auch Selma Blair meistert eine nicht unbedeutende Nebenrolle souverän.

Was dem Gesamtbild allerdings fehlt, ist das Besondere, etwas, was man nicht in zahlreichen anderen Cop-Thrillern zuvor gesehen hat. Das Rache-Motiv bringt da kaum überraschende Aspekte auf den Tisch, die Ermittlungsarbeiten mit Zwischenstation bei einem dubiosen Forscher allenfalls eine kurze Spannungssteigerung mit leichter Actioneinlage und das Verhältnis zwischen Eddie und einem geheimen Informanten wird nicht tief genug durchleuchtet, um für wirklich emotionale Momente zu sorgen.
Lediglich der vergleichsweise harte Showdown hebt das bis dato vorherrschende Mittelmaß noch einmal deutlich positiv an und versteht es, auch mit nur angedeuteten Foltereinlagen, den Schmerz körperlich spürbar werden zu lassen und nebenher einen kleinen Plot Twist einzubinden.

Andererseits bleibt am Ende nicht mehr hängen als ein solider Thriller, der kaum bemerkenswerte Momente liefert. Während die Gestaltung der Leichen und einiger Wunden überaus gelungen ist, mangelt es an visuellen Kniffen und durchdachten Kameraperspektiven. Storytechnisch schwächelt die Dramaturgie ein wenig, die Gleichung einer Verhaltenstheorie bleibt zu oberflächlich und auch das Verhältnis zwischen Copduo Eddie/Helen erfährt eine zu bemüht wirkende Entwicklung, die psychologisch nicht immer ganz nachvollziehbar erscheint.
In der Quintessenz punkten jedoch die glaubhaften Darsteller, die düsteren Schauplätze und der effiziente Showdown: Durchaus goutierbar, aber eben kein Highlight.
6,5 von 10

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