Mit etwas Verspätung erschien der HK-Streifen „Who am I?“ alias „Jackie Chan ist Nobody“ erst nach dem „Rush Hour“-Boom in Deutschland.
Wie so häufig ist die zugrundeliegende Prämisse reichlich bekloppt, es geht um Meteoritenfragmente, die nicht nur noch hochexplosiv sind, sondern auch massig Energie erzeugen können. Die Wirkungen führen im Film zu einigen leider recht schlecht getricksten CGI-Explosionen – und dazu, dass sämtliche Geheimdienste, vor allem der CIA darauf gallig sind. Von einer Spezialeinheit wird das Zeug beschafft, doch Verräter reißen es sich unter den Nagel.
Ein Mitglied der Einheit (Jackie Chan) erwacht jedenfalls ohne Erinnerung in Afrika – seine Frage „Who am I?“ („Wer bin ich?“) ist nicht nur der Originaltitel, sondern wird auch sein Name bei den Eingeborenen. Hier verweilt der Film dann leider etwas zu lange, zeigt das Stammesleben und WhoamIs Teil daran einfach zu lange und hätte ruhig etwas kürzer ausfallen können. WhoamI lernt jedoch, dass die anderen Mitglieder seiner Einheit tot sind.
Er verabschiedet sich von dem Stamm, um herauszufinden, was passiert ist und wer er ist. Doch sowohl der CIA als auch die Verräter halten ihn für einen Mitwisser – die einen wollen ihn ausfragen, die anderen ihn töten und so wird er bald von allen verfolgt...
Im Vergleich zu früheren HK-Filmen Chans setzt „Who am I?“ nicht nur auf die Fähigkeiten seines Hauptdarstellers, sondern auch auf das Script. So wird die Identität der Fieslinge sehr früh gelüftet, doch viele Puzzlteile bleiben noch im Dunkeln, sodass „Who am I?“ relativ spannend daherkommt, teilweise sogar falsche Fährten legt (z.B. der scheinbare Hinweis auf einen elften Mann in dem Streichholzbriefchen). Ein paar der Twists sind vorhersehbar, doch das Agentengerangel ist ziemlich gut geschrieben.
Allerdings bedeutet dies auch, dass die Action nicht so extrem im Vordergrund steht und so geht es in der ersten Hälfte noch recht selten zur Sache. Den ersten richtigen Nahkampf gibt es erst nach knapp einer Stunde, doch von da an legt „Who am I?“ ordentlich los. Ein paar nette Verfolgungsjagden bietet das Ganze ebenso wie Fights und Stunts, die Chan natürlich selbst ausführt. Highlights sind hier das Abseilen vom Dach und die Szene, in der er die Schrägfassade eines steilen Hochhauses herunterläuft – angefangen im 20ten Stock. Die Nahkämpfe nehmen erst gegen Ende zu und haben ein paar nette Ideen in der Choreographie, wie z.B. Zweckentfremdung von Holzschuhen. Ganz klares Highlight jedoch der ausgiebige Fight gegen die beiden Kampfsportexperten auf dem Dach, der zu Chans besten Kampfszenen gehört.
Was den Humor angeht, grimassiert sich Chan hier nicht so einen zurecht wie früher, von einzelnen Szenen wie mit der gelähmten Zunge mal abgesehen. Dafür gibt es immer noch einigen Slapstick, z.B. wenn Rennfahrerin Yuki (Mirai Yamamoto) WhoamI für einen Eingeborenen hält oder WhoamI bei einer Verfolgungsjagd schalten muss, dabei aber auf der Schaltkonsole des Autos sitzt. So geht „Who am I?“ immer noch als lockerer, humorvoller Jackie Chan Film durch, ohne dass der Klamaukpegel zu große Höhen erreicht.
Chan ist hier auch voll in seinem Element und spielt den Mix aus Humor und Hieben ziemlich überzeugend. Als weibliche Sidekicks machen Michelle Ferre und Mirai Yamamoto einen wirklich guten Job und auch Ron Smerczak als Bösewicht strahlt genug Charisma aus, um zu überzeugen.
Die Einleitung dauert etwas zu lange und die Action nimmt erst in Hälfte zwei Fahrt auf, doch ansonsten überzeugt „Who am I?“ mit einer recht guten Story, einer guten Portion Humor und vor allem tollen Fights.