Ein kantonesischer Horrorfilm mit Allerweltstitel. Gedreht von einem Regisseur, dessen Namen und Filmography höchstens den Eingeweihten mit ausgeprägten B - Movie Faible ein Begriff ist und der die letzten sechs Jahre nach der amateurhaften Trashgurke Devil Eye vom Erdboden verschwunden war. Besetzt mit einer Gruppe wenig unterscheidbarer Twens, die ausser einer mild erfolgreichen Popstarkarriere nicht viel vorweisen können und bis auf zwei etwaigen Ausnahmen sicher auch in Zukunft nichts Handfestes reissen werden.
Die Voraussetzungen für einen gemütlichen Gruselabend stehen so schon vor dem Blick auf Drehbuch und Umsetzung denkbar schlecht. Vieles deudet auf einen weiteren Teeniethriller der Marke Death Curse, Dating Death oder The Eye 10 hin; alles Filme, die zwischenzeitiges Aufbegehren der Hong Kong Filmlandschaft in Richtung trendiger Schocker wieder zunichte gemacht und selbst dem hartnäckigsten Befürworter nur ein stummes Schulterzucken als Verteidigung entlockt haben.
Mit entsprechend bescheidenen Erwartungen wurde Cash Chins Rückkehr ins Geschäft nebst dem zugehörigen Projekt von vornherein eher abschätzig oder im besten Fall zurückhaltend beobachtet. Als einer der ersten abgeschlossenen Arbeiten des sogenannten neuen mid-budget film Vorhabens "First Cut", dass sowohl auf eine Unterstützung durch soft money [ = kulturwirtschaftliche Medienförderung ] als auch der Refinanzierung durch den boomenden Chinamarkt abzielt, wurde Marketing und Promotion weitgehend auf das Internet statt die Printmedien verlegt. Immerhin strebte man diesmal sogar das Kino als Erstveröffentlichung statt den üblichen Heimvideomarkt an und stellte das fertige Werk sogar beim Cannes Film Festival potentiellen Käufern vor; ausserdem klingen die Wirkstätten hinter Entwicklung und Finanzierung mit Fortune Star Entertainment Ltd. und dem Infernal Affairs Macher Andrew Lau als Presenter durchaus wohltönend.
Ein gemässigter Erfolg sollte der bisherigen Strategie Recht geben und den Weg für weitere Versuche bahnen, dennoch werden sich die Macher hinter dem Deal für die Zukunft einiges einfallen lassen müssen, um weiterhin positive Bilanzen ziehen zu können. Vor allem auch deswegen, weil gerade in den nächsten Monaten sehr viele renomeeträchtige, auch für den internationalen Markt interessante Grossprojekte terminiert sind, deren Mundpropaganda bereits jetzt weite Kreise ziehen und derartige Durchschnittsware sicherlich ohne Schwierigkeiten verdrängen werden. Für mehr als einen weiteren Eintrag im Buch der Mittelmäßigkeit reicht es hierbei nämlich nicht. Auch wenn die Optik durchaus stimmt und in seiner stilistischen Verfeinerung sogar kleine Pluspunkte einfahren kann; alles Andere riecht stark nach kaltem Rauch und löst in dieser wie selbstverständlich leidlich-genügenden Machart im getragenen Rhythmus nicht unmittelbar weiteres Interesse an Nachfolgern aus:
Die Narranmoda Memorial School ist seit zwanzig Jahren als verflucht verschrien, dennoch herrscht dort weiterhin Betrieb, der mit der Ankunft von vier neuen Schülern noch hektischer wird. Handelt es sich doch um eine reine Mädchenschule, die nunmehr Zuwachs in Form von einigen Jungs bekommen soll. Während die Lehrerin Miss Fong [ Amanda Lee ] nebst ihrem persönlichen Spitzel Yat-man [ Theresa Fu ] wenig erfreut sind und strikt dagegen protestieren, jubeln Dick [ Steven Cheung ], Charlie [ Don Li ], Ben [ Dennis Mak ] und auch Hon-keung [ Tsui Tin-yau ] umso mehr in Anbetracht eines Bündels von der Männerwelt abgeschottener Mädels. Doch schnell müssen sie einsehen, dass die Gerüchte um die Schule als Todeshort so falsch nicht sind und vor allem das Brechen von Regel #1 ganz schnell zum Ausschluss aus dem Leben führt: "Falling in love is not allowed".
Warum nun plötzlich doch männliche Teilnehmer Fuss in das architektonische Band der Venus fassen dürfen, wird nicht einmal in einem narrativen Alibi erwähnt. Vielleicht um den pietistischen Durchhaltewillen zu testen und zu stärken. Denn wo der gemeine Slasher immer die heilige Jungfrau überleben lässt und automatisch all die bestraft, die bereits ihre Unschuld hergegeben haben oder auch nur Anstalten machen, ausserehelich zu verkehren [ nächtliches Gemeinschaftspicknick, Rauchen, Alkohol, Strippoker, Petting etc. ], so erwischt es hier bereits Diejenigen, die sich nur der pubertären Rebellionsbereitschaft und adoleszenten Sturm-und-Drang Phase anschliessen. Schon das zarte Händchenhalten, die erste Liebe, der erste Kuss wird angesichts der angepeilten minderjährigen Zuschauerschar aufs Korn genommen und als Strafe abverurteilt; schlimmer als die Akne ist die Androhung des kommenden Todes, wenn man durch die imaginäre Mikrofonstimme in ein nichtexistentes Lehrerzimmer gerufen wird und sich dort folgenden Höllenqualen ausgesetzt sieht.
Dabei müssen die Heranwachsenden, die innerhalb des Schulgeländes wie in einem gußeisernen Keuschheitsgürteil eingeschlossen und in ihrer sexuellen Identität meist noch unklar sind, von vornherein quasi das Reglement und die Verstösse und Missetaten der Eltern ausleben: Ursache des Fluches und der vielen Vermisstenmeldungen der letzten Jahre ist ein Eifersuchtsstreit unter bigamen Erwachsenen, der vor 20 Jahren in Mord, Brandstiftung und Suizid mündete. Eine puritanische Ideologie, die sich mit dem sakralen Eheversprechen nebst wertebezogenen Themen im Gepäck in einen unsichtbaren Sündenbock-Albtraum mit 'bis-dass-der–Tod-uns-scheidet'-Zeremonie verwandelt.
Die verbotenen Lüste, der Entzug der Selbstkontrolle und die Triebverdrändung nebst Folgen sind entsprechend der Altersklasse in weitgehend harmlosen Bildern ohne Verschachtelungen und Irritationen gehalten. Aber gleichzeitig dennoch so latent vorhanden, dass man sich gerade wegen der Frömmigkeit auch bar psychologischer Begründung deutlich ausmalen kann, was hinter den katholisch tugendhaften Grundmauern in den Gedanken der [noch] Unerfahrenen gespielt wird. Da braucht man nicht nur die Schulmädchenuniform als fetistische Codierung, um beizeiten den Sturz irrationaler Autorität anzudeuten. Mit der Penetration der Jungs in das Reich der Mädchen verwandelt sich die moralische Lehranstalt in eine sinistre Mischung aus Kindergarten, Gefängnis und Zoo. Die Disparität der Erziehung - wobei nicht die Eltern, sondern Miss Fong als staatliche disciplinary master das Glaubensprofil vorgibt - und den Bedürfnissen ihrer "Kinder" als Basis für den Einbruch des Unheimlichen in die scheinbar intakte Normalität. Das Übertreten der Regeln führt automatisch zum Öffnen einer zweiten Ebene, in der das Phantastische die Oberhand über das Alltägliche gewinnt: Das damals abgebrannte, gar explodierte Lehrerzimmer erscheint und man wird zum Appell gerufen.
Nur schade, dass dieser Themenbereich weder schöpferisch noch künstlerisch interessant verwendet wurde und ausser einer exotisch-humoristischen Anwandlung sehr reißbrettartig, wie als komplett maßgeschneidertes Mainstream-Kino für ein rein kapitalgedecktes System entworfen wirkt. Es fehlt an gleich mehreren Bindungen des Genres, so dass sowohl die Geschehnisse als auch die Menschen in ihr eher nachlässig behandelt und unzureichend gezeichnet werden und nur mit Synthetischen Mythen in verschwommenen digitalen Effekten aufwarten können. Weder gibt es die blutigen Auseinandersetzungen für den Liebhaber des Splatters noch auf der gegenüberliegenden Seite die Konfrontation mit dem Seelenleben der Charaktere. Es liegt nur wenig Gewicht auf einem steigernden Konflikt im Figurenensemble, einer kondensierten Atmosphäre, dem Spieltempo noch kann man heranschleichende Überraschungen, schockartige Überrumpelungen oder eine permanente Unruhe mit angereichertem Unwohlsein erzeugen. Die häufig benutzten Formen der Rückwendung und der Vorausdeutung greifen auf tradierte Klischees zurück und verdammen jede noch vorhandene Ungewissheit in die spannungstötende Eindeutigkeit. Der Mangel an Revolution und Radikalität wird nur notdürftig mit abrupten Blenden, jähen Schreien auf der Tonspur, Negativaufnahmen, zunehmend aufdringlichen Farbartefakten, hart wechselnden Kontrasten, gedämpften Licht- und Schattenverteilungen und natürlich auch den unnatürlichen Distanzen zwischen Betrachter und dem betrachteten Objekt mitsamt den entsprechenden subjektiven Aufnahmen überdeckt.