Review

Daß Michael Herbig seit seinem "Schuh des Manitou" sozusagen "carte blanche" hatte, dürfte wohl inzwischen auch dem Letzten bekannt sein, insofern ist es nicht verwunderlich, wenn auch die übrigen bekannten Formate aus seiner Erfolgsshow "Bullyparade" irgendwann zu Filmehren kommen würden.
Seine Parodien um "Sissi - Wechseljahre einer Kaiserin" waren ja dann damals auch heiß im Rennen um den zweiten abendfüllenden Bully-Film und wenn man sich jetzt das entsprechende Endstück "Lissi" ansieht, haben die Zuschauer wohl gut daran getan, sich für das "Traumschiff" zu entscheiden, wenn da auch schon nicht alles in Butter war.

Vermutlich weil ihm andere Produkte dann doch noch mehr am Herzen lagen, hat Herbig dem Korsett der Kaiserin als Realfilm dann abgeschworen und stattdessen einen Animationsfilm draus machen lassen, das ziept auch nicht ganz so am Budget.
Bedenken konnte man schon lange vor dem Projekt haben, denn während man die Schwuletten vom Traumschiff durchaus in eine richtige Sketchhandlung einbauen konnte, weil sie Charakterzüge aufwiesen, funktionierten die Sissi-Gags eigentlich nur dadurch, daß sie die Künstlichkeit der K.u.K.-Monarchenfilme bis ins Surreale erweiterten. Wo auf dem Traumschiff als Science-Fiction alles möglich war, entsprachen die Sissi-Filmchen einem handlungsarmen Ausflug ins Bizarre.

Doch wer einen abendfüllenden Film produzieren will, braucht dann doch ein Drehbuch, das, was man ungeschützt vorweg schicken kann, ziemlich behelfsmäßig, improvisiert und albern daherkommt. Irgendein komplett durchgeknallter Schmarrn um einen sprechenden Yeti (für den man deutlich bei "Shrek" geliehen hat), der einen Pakt mit dem Teufel schließt, um die schönste Frau der Welt zur Hölle zu schicken. Das ist nun wieder Sissi, hier ein makelloses Mägdelein mit einem kerzengeraden Gatten, die sich im Absolutismus wie die Dekadenz persönlich benehmen.
Natürlich funktioniert der urtypische Witz der "Wechseljahre" samt Mann im Frauenkostüm gar nicht, insofern bleibt nur, möglichst viele bizarre Witze und Wortspiele unterzubringen.

Das haben Herbig, Tramitz und Kavanian dann auch tunlichst getan (auch wenn man nicht tun tut oder so...) und so poltert man durch die einführenden Szenen und albert mit dem armen, alles erleidenden Feldmarshall, der sich auch noch der Avancen von Lissis Schwiegermutter erwehren muß.
Das Gute am "wilden Kaiser" ist, daß man ganz genau festlegen kann, was gut und was schlecht ist. Der Film ist aufgebaut wie ein ZAZ-Film, man feuert einfach ununterbrochen Gags ab und hofft, daß sich das Publikum an die guten erinnert und die schlechten Gags vergißt. Gut ist der Film immer, wenn die Wortspiele und visuellen Gags möglichst abstrus oder noch besser sexuell eingefärbt sind.
Selbst die Resteverwertung aus der Bullyparade (so taucht Kavanians Rocker als Märchenkönig Ludwig der II auf und einmal gibt es sogar eine Szene mit "Bullys Tapete") klappt relativ problemlos und hier und da brennt tatsächlich ein kleines Feuerwerk wie der Geniestreich mit dem Navigationssystem der Kutsche, dem Monika John, die Veteranin aller Kinderserien der 70er ihre Stimme lieh. Auch dann, wenn Herbig die Grenzen des Films außer Kraft setzt, beim Prolog oder einem vorzeitig tragischen Ende in der Mitte des Films, funktioniert der abseitige Witz.

Was nicht funktioniert, ist der generelle Plot, der spätestens nach fünf Minuten im wildesten Slapstick ersäuft. Das findet zwar trotzdem seine Fans und ist auch alles ganz nett, kann aber eher die Kinder bei der Stange halten. Die Yeti-Jäger Ignaz und Erwin fand vermutlich auch nur Herbig selbst lustig und die Herren Knebel und Nachtsheim (aka "Badesalz") als Leibhaftiger sind sowieso regionale Geschmackssache.

Dennoch ist der Film kein totales Wrack, aber er scheint aus vielen unterschiedlichen Faktoren zusammengeschraubt worden zu sein und das spürt man. Die Animation ist natürlich nicht auf Pixar-Niveau, aber als deutsche Leistungsschau durchaus beachtlich und sehr detailreich, wenn auch lange nicht so fotorealistisch wie man das fast schon gewöhnt ist. Für die Figuren fand sich ein eigener Stil, doch da klafft die Lücke sehr weit auseinander, denn gerade Lissi (die natürlich Herbigs Züge tragen muß) paßt irgendwie nicht in die übrige Menagerie der übliche Comedyfiguren. Für die Actionsequenzen genügt es aber ohne Probleme.

Insofern präsentiert sich dem Betrachter ein arges Stilmischmasch, daß zwar weitestgehend amüsiert, wenn man auf Albernheiten steht, aber einen doch ständig im Unklaren läßt, was das alles nun soll und wieso das alles wie ein übereiltes Patchworkbild wirkt, in das man alles geklatscht hat, was gerade noch auf der Palette war.
Für Bully-Fans uneingeschränkt zu empfehlen, ansonsten sollte man das Endprodukt mit Vorsicht genießen, obwohl als die Abstrusität in den Gefilden des Animationsfilms, die es geworden ist, kommt es schon fast wieder an die bizarren Sissi-Gags der Vorlage heran. (5,5/10)

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