Zum dritten Mal plündert Herbig nun bereits seine „Bullyparade“ und ausgerechnet seine „Sissi“ – Parodie setzt er mit Animationsfiguren um. Kommt mir persönlich sehr entgegen, da das alberne Geschwuchtel mit verkleideten Typen wohl kaum länger als fünf Minuten zu ertragen wäre. Doch trotz gegebenen Unterhaltungswertes muss man auch hier Abstriche machen, da allzu viele Aspekte der Vorbilder nicht zu erkennen sind und die Qualität der Animation an manchen Stellen arg zu wünschen übrig lässt.
Vielleicht ist es auch die austauschbare Story, die dem Werk insgesamt die Seele entzieht: Kaiserin Lissi wird von einem Yeti entführt, der einen Pakt mit dem Teufel einging. Ihnen auf der Spur sind zwei Jäger und Ehegatte Franzl mit Frau Mama und Feldmarschall.
Das Ergebnis wirkt wie „Shrek“ für Einsteiger.
Wobei die eigentliche Hauptfigur, die mit dem witzigsten Dialekt und der treffendsten Mimik, der Yeti ist. Sein trockner Ruhrpott-Slang und der oft angepisste Gesichtsausdruck bringen zahlreiche Schmunzler, die man den eigentlichen Hauptfiguren Lissi und Franzl reichlich schuldig bleibt.
Denn die werden zunächst in ihrem alltäglichen Treiben auf dem Schloss gezeigt, bevor der Yeti Lissi unterm Arm nimmt und davonbraust. So eine Revuenummer Richtung „Moulin Rouge“ langweilt da eher, ihr fehlt der freche Unterton, wie einigen anderen Ideen auch, viele Szenen bestehen aus altbackenem Slapstick und angestaubten Kalauern.
Ab der Entführungsszene kommt allerdings ein ordentliches Tempo auf, die Gagdichte steigt und für Abwechslung wird durch einige Schauplatzwechsel und fulminante Verfolgungsjagden gesorgt. Da droht Lissi unterm Eis zu ertrinken, eine Baumrinde dient als Snowboard und wenn die bayrischen Jäger nicht gerade mit Kartenspielen beschäftigt sind, holpern sie von einem Missgeschick ins nächste.
Am Ende kommen die Teufel (Badesalz sind nun mal zwei, da müssen auch Widerworte gestattet sein) noch mal ins Spiel, ein einschneidendes Missverständnis wird natürlich aufgeklärt und mit ein bisschen Glück findet jeder Topf seinen Deckel, auch wenn er ein bizarrer König mit Sonnenbrille ist, der sich ansonsten lieber der Melancholie und Einsamkeit hingibt.
Alldem fehlt allerdings die liebevolle Anlehnung an seine Vorbilder, auch wenn der Feldmarschall nicht von ungefähr an Josef Meinrad erinnert und in einigen Momenten für irrwitzige Einlagen sorgt. Abgesehen von der durchweg auffallend treffenden Synchro mit allerlei Mundarten (den einen Bayer kann man kaum verstehen, man weiß aufgrund der wechselnden Tonlage aber immer, was er meint), fehlen den Figuren charmante Eigenheiten, besondere Merkmale, die sicherlich auch auf die schwache Animation zurückzuführen sind, die primär in Sachen Mimik, Kleidung, Haare arg schwächelt.
So schleicht sich denn im Verlauf auch immer mehr das Gefühl ein, es weniger mit den Figuren aus „Sissi“ zu tun zu haben, sondern eher mit austauschbaren Erscheinungen, denn „wild“ erscheint Kaiser Franzl hier in keiner Szene.
So fällt der Gesamteindruck entsprechend zwiespältig, wenn auch insgesamt eher positiv aus: In Sachen Animation ist selten Liebe zum Detail erkennbar, der Story mangelt es an Einfällen mit Biss und einige Gags aus der Retorte zünden seit dem Bühnenprogramm eines Jürgen von Manger nicht mehr.
Auf der anderen Seite erlebt man dieses oftmals turbulente Abenteuer mit viel Kurzweil, auch wenn die Einführung ein wenig schwächelt, kommt innerhalb weniger Minuten ein atemberaubendes Tempo auf, das zu keiner Zeit Durchhänger aufweist.
Dazu außerordentlich abwechslungsreich synchronisiert, musikalisch treffend ausgestattet und zumindest in Sachen flüssiger Bewegungen und Hintergründe (Eislandschaften, Verformung zum Showdown) passabel animiert.
Man wird sehen, ob sich Bully für seine Hommage an „Wickie“ wieder steigern kann, genügend Aufwand hat er dafür im Vorfeld ja bereits betrieben…
6 von 10