Zwei Dinge sollte man bei Remakes immer beachten. Handelt es sich um ein reines Remake, wie bspw. bei Psycho, der fast alles vom Original übernimmt oder handelt es sich um eine sogenannte Neuinterpretation, wo die Story sich zwar ein wenig an das Original anlehnt, aber im Großen und Ganzen doch eigene und neue Wege einschlägt? Beim Halloween Remake tritt Regel Nr.2 in Kraft und man sollte diesen Film auch als Neuinterpretation bewerten. Ausgerechnet Trash-Regisseur (Haus der 1000 Leichen, The Devil's Reject) Rob Zombie nahm sich vor, das Remake von diesem großen Meilenstein zu kreieren. Nun, als erstes sei gesagt (und das dürfte wirklich Niemanden überraschen), der Film kommt nicht ansatzweise an das Original heran. Der Film geht, wie bereits beschrieben, viele neue Wege. So nimmt er sich z.B. in der Anfangsphase sehr viel Zeit für den Menschen, bzw das Kind Michael Myers. Anders als im Original, wächst Michael hier in einer total chaotischen und gewalttätigen Familie auf und wird zusätzlich noch in der Schule schwer gemobbt. Zudem tötet er hier nicht nur seine nackte Schwester, sondern noch 3 weitere Personen und das auf brutalste Art. Ich muss sagen, dass mir hier das Original besser gefiel. Das Michael ursprünglich aus einer völlig in Takten Familie kam, machte seine Mordlust irgendwie unheimlicher. Rob Zombie versucht, in einer kuriosen Art, Verständnis für Michael zu erzeugen und distanziert sich ein klein wenig vom "Fluch", den Michael gepackt hat. Nach der Mordserie von Michael landet er natürlich in der Anstalt für besonders schwere Geschöpfe, wo es dann auch das erste Gespräch zwischen Dr.Loomis und Michael gibt. Diese Phase des Films ist völlig neu, dafür aber super spannend gemacht. Auch wenn der kleine Mann, der Michael Myers als Kind verkörpert, ein klein wenig nervt und nicht ganz so große Überzeugungsarbeit leisten kann, ist die Atmosphäre während dieser Klinik-Phase sehr bedrückend und Angst einflößend. Einige Jahre später ist Michael erwachsen und dann geht langsam schon Alles seinen gewohnten Gang. Michael bricht aus der Anstalt aus, was hier ebenfalls viel detaillierter, wenn auch nicht unbedingt origineller, gezeigt wird und macht sich auf den Weg nach Haddonfield. Ab hier erinnert dann Vieles endlich an das Original und es gibt viele kleine Anspielungen auf das Original. Was aber neu ist, ist die Beziehung zwischen Michael und Laurie. Im Original will Michael Laurie mit allen Mitteln töten; hier im Remake ist Laurie der wunde Punkt bei Michael. Er will sie hier wiedersehen, weil er sie vermisst und ihn an die einzig schöne Zeit in seiner Kindheit erinnert. Natürlich gilt das nur für Laurie, alle anderen Teenies werden von Michael, wie üblich, attackiert und getötet. Da Rob Zombie hier Regie führt, dürfte bekannt sein, dass der Film nicht nur viel nackte Haut zu bieten hat, sondern auch in der Brutalität ordentlich nach oben steigt. Zwar ist das Remake nicht ganz so brutal wie Halloween 6, aber auch hier gibt es die Ein oder Andere Szene, wo man wirklich Gänsehaut bekommen könnte. Die Schauspieler haben mich zum Teil überrascht, zum Teil aber auch gelangweilt. Die negativen Beispiele sind, bis auf einer Ausnahme, die Teenies, die Alle total eindimensional agieren. Besonders die schauspielerische Leistung von Scout Taylor-Compton als Laurie Strode kann nicht ansatzweise mit der Darstellung von Jamie Lee Curtis mithalten. Sie wirkt hier viel verrückter, ja beinahe schon viel "schlampiger und billiger" als im Original. Das einzige positive Beispiel bei den Teenies ist Danielle Harris als Annie. Danielle Harris kennt man bereits aus Halloween 4 und 5, wo sie für ihr Alter eine grandiose Leistung als "Jamie" ablieferte. Hier spielt sie zwar auch nur ein typisches (und nacktes) Opfer (in dem Fall eher Halb-Opfer) von Michael, dafür erzeugt sie mit ihrem Schreien und ihrem Erscheinungsbild einen wunderbaren Nostalgie-Flash. Brad Dourif liefert als neuen Sheriff auch eine sehr solide Leistung ab. Wie sieht es aber aus mit dem großartigen Dr. Loomis? Malcolm McDowell hat in diesem Film die schwere Aufgabe, in die Fußstapfen von dem charismatischen Donald Pleasence zu treten. Zwar erreicht McDowell bei weitem nicht den Charme von Pleasence, kann aber durch seine eigene Art trotzdem als Loomis, zumindest in diesem ersten Teil, überzeugen. Ja, ich gebe zu ich bin überrascht, aber das Remake bzw. die Neuinterpretation von Rob Zombie ist größtenteils gelungen. Der Film besteht eigentlich aus zwei total verschiedenen Hälften. Beide Hälften haben ihre Stärken und ihre Schwächen, dadurch ist es schwierig zu sagen, welche Hälfte nun besser ist. Also nehmt meinen Rat an, nach Halloween H20 fangt ihr bitte DIESES Remake an und verbannt Halloween Resurrection aus eurem Kopf!
Fazit : Keine überragende, aber eine unterhaltsame Neuauflage des Meilensteins. Nur am Ende zieht sich der Film noch viel zu lange hin, wo das Original schon längst geendet hat. Trotzdem sollte man als Fan der Reihe diesen Teil gesehen haben. Leider kreierte Zombie dann mit der Fortsetzungen einen Film, der fast so schlimm war wie Halloween Resurrection. Fortsetzung folgt....
7/10