Review

Rob Zombie wärmt die Reihe neu auf und das aus einer vollkommen anderen Perspektive. In Carpenter's Original weiß man so gut wie gar nichts über Michael Myers, außer das er das personifizierte Böse ist. Rob Zombie entmystifiziert MM und stellt ihn als Opfer seiner Umweld da. Er wächst in den sogenannten White Trash Verhältnissen auf und seine Familie kann regelrecht als asozial bezeichnet werden.

Rob Zombie wollte Michael Myers Hintergründe aufdecken, warum er tötet, warum er so ist wie er ist, was hat ihn dazu gemacht etc. Zombie hat es getan und dabei offensichtlich die einfachste Lösung genommen: White Trash. Wer Rob Zombie gut kennt, weiß dass White Trash einfach sein Ding ist. Er scheint einfach ein Faible dafür zu haben. Bisher kam es in all seinen Filmen vor, warum also nicht auch in Halloween. Das Rob hier wieder einmal sehr tief in die Klischeekiste greift, ist nicht zu leugnen und auch nur schwer zu übersehen. Und genau deshalb wird Zombies Halloween so oft runtergemacht. Ich habe kein Problem damit.

Zombie packt das ganze nämlich gut an und weiß es ordentlich zu präsentieren. Bei ihm wirken die White Trash Szenen nie aufgesetzt. Das ist in anderen Filmen leider viel zu häufig der Fall. Auch scheint er bei der Besetzung ein glückliches Händchen bewiesen zu haben. William Forsythe verkörpert Ronnie White einfach fantastisch. Man kann ja von diesem "Zombie-Kram" halten was man will, aber er hat es in dieser Rolle einfach drauf und spielt sie sehr überzeugend. Man müsste diesen Charakter regelrecht hassen, aber ich musste mich einfach ein paar mal über ihn schlapplachen. Seine Dialoge sind sowas von überspitz und asozial, dass sie schon fast als Parodie durchgehen könnten. Alleine schon: "Bitch, if you don't think I ain't makin' a mental list of all your fuckin' bullshit!" . Herrliche Leistung, Herr Forsythe!

Zu dem Thema: Warum muss Zombie ständig seine Frau in seine Filme stecken? Ganz einfach: sie ist geil! Nein, jetzt ehrlich. Ich fand sie als Deborah Myers wirklich gut. Klar, bekommt sie dafür niemals einen Preis, aber sowas ist auch nicht zu erwarten in einem Horrorfilm. Also, hier kann ich die negativen Meinungen nicht nachvollziehen.

Daeg Faerch spielt den jungen MM überraschend gut. Das hätte ich niemals gedacht. Überhaupt gefällt mit die erste Häfte des Films sehr gut. Ich war am Anfang auch gegen Zombies Ideen, aber sie konnten mich positiv stimmen. Doch es gibt auch Szenen mit Daeg, die einfach nicht funktionieren wollen. Das liegt nicht unbedingt an ihm selbst, sondern viel mehr an Zombies Drehbuch und den Dialogen. Da wäre z.B. die Szene mit ihm und Dr. Loomis draußen im Sanatorium. MM sagt ständig, das er das raus muss und Loomis sagt ihm, dass das nicht passieren wird. Die Art wie Daeg das sagt ist einfach nicht passend. Im Workprint sagt MM am Ende der Szene noch, dass er nichts mehr zu sagen hat. Das ist für Zombie die Erklärung warum MM nicht mehr redet 15 Jahre lang. Das ist einfach viel zu plump und auch viel zu schlecht eingebracht. Auch Daeg hatte offensichtlich dieses Gefühl und wusste nicht so recht wie er diese Zeilen rüberbringen sollte. Im Final Cut ist dieser Teil der Szene zum Glück nicht enthalten. Zwar fehlt nun die "Erklärung" für sein Schweigen, aber sie war einfach zu plump und zu schlecht eingebracht. Imo die richtige Entscheidung. Aber ansonsten ist das Schauspiel zwischen Daeg und McDowell richtig gut. Die Interviewszenen sind Zombie gut gelungen. Er hat keinen der beiden Schauspieler gesagt, was der anderen jeweils sagen wird. Dadurch waren alle Reaktionen echt und die Schauspieler mussten bei ihren Antworten improvisieren.

Überhaupt scheint das größte Problem des Films die große Menge des gedrehten Materials zu sein. Zombie ist bekannt dafür gerne mit neuen Ideen am Set aufzukreuzen und diese dann einfach zu drehen und andere dafür zu verwerfen. Zombie hat so viele gute Szenen für Halloween gedreht, die aber häufig leider nicht in die Zeitspanne passen! Die Szene in der Sheriff Bracket bei den Strodes anruft war ursprünglich anders. Man sah noch MM wie er sich in der Wohnung befindet und sein blutiges Werk betrachtet, während Brackett auf den AB spricht. Aber zu diesem Zeitpunkt müsste er schon ganz woanders sein. Ich glaube bei Annie oder so. Das ist Zombie recht oft passiert während des Drehs und somit mussten viele gute Szenen wegfallen. Sehr schade!

Aber auch die negativen Testscreenings hatten einen Einfluss auf Zombie Halloween. Er musste einige Re-Shoots machen. Dazu gehörte ein anderer Ausbruch, ein neues Ende und andere kleinere Szenen. Nur um mal ein paar zu nennen: Dr. Loomis kauft noch eine Waffe, die er gleich mitnimmt (schon mal was von 2 Wochen Wartezeit gehört, Herr Zombie?). Loomis klärt Brackett an einem anderen Ort über MM auf. Die Dialoge sind auch anders. Loomis erfährt anders, dass MM ausgebrochen ist. Bob wird anders getötet. Sein Tod erinnert nun mehr an das Original von Carpenter. Einige der Re-Shoots finde ich sinnvoll, andere wiederum nicht.

Ich habe den Workprint damals gesehen, weil ich nicht mehr warten konnte. Ich wünschte, ich hätte es nicht getan, denn er hat einige Szenen zu bieten, die ich umheimlich vermisse im Final Cut. Es sind nicht viele Szenen und auch eher kleinere Erweiterungen oder andere Einstellungen, aber sie machen die Szenen imo deutlich besser! Mr. Strodes Tod ist im WP wesentlich gelungener, da man noch sieht wie MM auf ihn zukommt. Mr. Strode erschreckt sich und hält ihn für einen Trick or Treater. Erst dann schlitzt Michael in die Kehle auf. Das ganze wirkt viel unheimlicher auf mich. In der KF ist Michael plötzlich da, ohne das man vorher auch nur ein Zeichen von ihm gesehen hat. Auch in der Szene, in der MM Laurie nach Hause folgt, gibt es zwei Einstellungen im WP, die einfach klasse sind. Man sieht wie die Kamera langsam frontal auf MM zoomt als er zwischen den Bäumen steht und Laurie vor ihrem Haus beobachtet. Dazu hört man sein schweres Atmen unter der Maske. Sehr unheimlich! Das größte Ärgernis ist allerdings die "Chase Scene" zwischen Michael und Laurie. In der Kinofassung sieht man die ganze Zeit nur Laurie um Hilfe schreien - keine Spur von Michael. Im WP hingegen sieht man Michael die ganze Zeit hinter ihr und er folgt ihr auch komplett bis zur Haustür. Der WP ist hier viel spannender. Ich frage mich, warum Zombie sich im Final Cut für die imo schlechteren Varianten entschieden hat. Der Ausbruch ist imo deutlich besser in der KF. Sie ist an einigen Stellen aber einfach straffer geschnitten. Doch ein paar Neuerungen im DC finde ich sinnvoll und passend. Eine Fassung aus allen 3 Versionen wäre mir also ehrlich gesagt am liebsten! Aber von den offiziellen Versionen finde ich die KF am besten.

Nach der gelungenen ersten Hälfte ist Michael wieder in Haddonfield und wir lernen Laurie Strode und ihre Freundinnen kennen. Hier ist schon ein kleiner Umbruch spürbar, wenn auch nicht wirklich nervig imo. Das größte Problem in der zweiten Hälfte ist einfach, dass Zombie hier keine eigenden Ideen mehr einbringt und praktisch das Original schnell runterspult. Er versucht die ganze Handlung von Carpenter in knappe 50 Minuten zu quetschen. Das wirkt dann doch etwas zu schnell abgefrühstückt! Doch trotzdem ist das Gebotene keineswegs schlecht. Zombie zeigt seinen Respekt vor Carpenter und hat sogar oft dieselbe Location benutzt. Zombie kommt zwar zu keinem Zeitpunkt an Carpenters Film heran, bietet uns aber trotzdem einen überdurchschnittlichen Slasher. Der Film ist also eine 50/50 Sache. Erst Neu und dann Remake. Ich kann beide Filme zum Glück differenziert genug sehen und deshalb eigenständig bewerten. Zombie hat einfach zu viele neue Aspekte miteingebracht um ihn mit Carpenters Version vergleichen zu können. Zombie hat hier also vieles richtig gemacht. Auch wenn einiges hätte besser sein können!

Mit der Besetzung in der zweiten Hälfte bin ich auch äußerst zufrieden. Scout Taylor-Compton finde ich persönlich sehr sympathisch und ihre Darstellung der Laurie mag ich auch sehr. So einfach ist das. Scout ist imo die richtige Besetzung für diese Rolle! Danielle Harris, die schon in H 4 + 5 zu sehen war, kehrt hier zurück und zwar als Annie. Kaum zu glauben wie prächtig sie sich entwickelt hat. Überhaupt ist es einfach schön sie nochmal in einem Halloween Film zu sehen. Kristina Klebe (Lynda) bleibt etwas blass, und gibt die typische "Bitch" ab. Nunja, was soll ich dazu sagen. Ihre Rolle verlangt kein großes Schauspieltalent und ihr Körper kann überzeugen^^. Kommen wir nun zu dem Mann der Stunde: Tyler Mane. Er ist verdammt groß (2,06 m) und wirkt äußerst brutal in seinem Vorgehen. Er verkörpert den neuen MM wirklich gut. Das ist meine ehrlich Meinung. Auch die neue kaputtere Maske weiß zu gefallen. Klasse finde ich auch die Szene, in der man erfährt wie er zu dem Overall gekommen ist: Big Joe Grizzly vs. Michael Myers (wann kommt endlich das Spin-Off ???). Der super sympathische und charismathische Ken Foree glänzt hier in einem tollen kleinen Cameo. "I'm Joe Grizzly, bitch!"
Ich muss schon sagen, dass ich Tyler Manes MM irgendwie unheimlich finde, aber auf eine ganz andere Art und Weise als in Carpenters Original. Aber Nick Castle ist und bleibt imo einfach DER MM!

At last, but not least: Malcolm McDowell. Um es kurz zu machen, er ist nicht Donald Pleasence und er kommt auch zu keinem Zeitpunkt an seine Leistung heran! McDowell sagt, er hätte nie einen Halloween Film gesehen, und somit verkörpert er Dr. Looims zu 100% so wie er ihn sich vorstellt. Das macht er nicht schlecht, und er ist auch ein klasse Schauspieler, aber hier versagt wieder einmal Zombies Drehbuch. Es gibt Szenen, in denen er total klasse ist. Aber in anderen ist er wiederum total verloren und die Dialoge sind grauenvoll. Wie gesagt sind die Sanatorium Szenen zum Großteil klasse, aber die Szenen nach Michaels Ausbruch oder die Szene wo er am Ende mit Laurie im Auto sitz ("Was *that* boogeyman?" - "As a matter of fact, I do believe it was.") sind einfach schlecht. Doch das liegt an Zombies Dialogen. Er ist in diesen Szenen einfach zu nah am Original und er will diese legendären Zeilen einfach in seinen Film quetschen. Doch er scheint kein Gespühr dafür zu haben, wo sie passen und wo nicht. Das passiert zum Glück nur ziemlich selten und fällt bei einer Laufzeit von 105 bzw. 116 Minuten auch nicht wirklich schwer ins Gewicht, aber das hätte Zombie anders lösen können/müssen. Insgesamt gebe ich deswegen aber jetzt keinen wirklichen Punktabzug, weil der Film einfach gut unterhält und ein überdurchschnittlicher Slasher geworden ist. Ich denke vieles liegt aber auch an dem Druck, der auf Zombie lag. Er musste gewisse Erwartungen erfüllen. Gerade bei solch einem Film wie Halloween. Hätte er nichts geändert, wäre der Film überflüssig gewesen. Hätte er zu viel geändert, hätten die Fans ihn gehasst. Aber mir sagt das Gesamtresultat auf jeden Fall zu.

Zombie hat den Film zudem noch mit einen schönen Soundtrack untermalt, wie ich finde. Und eine tolle Optik hat er auch zu bieten, wie auch schon in House of 1000 Corpses und TDR. Allerdings weiß Zombie nicht so recht wie er das 2,35:1 Format nutzen soll. Das hat er gründlich vermasselt! Zombie, schau dir nochmal Carpenters Halloween an und dann weißt du hoffentlich, wozu dieses Bildformat gedacht ist. Ich hoffe sein neuer Kameramann für H2 hat mehr Ahnung davon.

Fazit: Rob Zombies Halloween erreicht zu keinem Zeitpunkt auch nur annährend die Atmosphäre und die Spannung des Originals, ist dafür aber sehr unterhaltsam und ein überdurchschnittlicher Slasher. Jedenfalls ist er imo besser als die meisten anderen neuen Horrorfilme. Zusammen mit Teil 1, 2 und 7 der beste Halloween Film!

8/10

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