Rob Zombie’s „Demystifying The Devil“
Was uns Rob Zombie mit seiner Interpretation von John Carpenters Kult-Slasher „Halloween“ darbietet, ist ein Psychogramm, eine Charakterstudie von Maskenmann Michael Myers und ein fast schon dokumentarisches „How To Become A Superstar Serial Killer“.
Man sieht Michael als kleinen Bub – einen „KISS“-Shirt tragenden Außenseiter – wie er von Alkoholiker-Vater erniedrigt und Mitschülern transaliert wird, wie er erste Perversionen entwickelt und seinen Hamster mittels Hammer plättet, wie dann die ganze aufgestaute Wut in seinen ersten Morden zum Ausbruch kommt, wie er dann in die Klapse eingeliefert wird, wo er schnell ein Schweigegelübde abschließt und von diesem Zeitpunkt an nicht mehr spricht…
…Stopp mal, aber war für euch grad das Lesen dieser Zeilen genau so langweilig wie für mich das Schreiben?
Mann, Rob: Mach halt aus Michael nicht so einen bescheuerten 08/15-Kriminellen, wie man ihn an jeder Straßenecke treffen kann!
Ich mein’: Der Vater Alkoholiker, die Mutter Stripperin, in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, dann auf die schiefe Bahn geraten… - also unorigineller geht’s ja wohl kaum. Ließt sich ja wie der Lebenslauf eines Durchschnittsdrogendealers oder -kifi’s.
Michael Myers ist also nur Killer geworden, weil man ihn als Kind nicht oft genug in den Arm genommen hat *heul heul* - …oh Mann, ich glaub’, ich kotz’ gleich!
Und Freddy? Freddy wurde von Mutti nicht mit der Brust gestillt und Jason hat nie die „He-Man“-Burg bekommen, die er sich immer so arg gewünscht hat, …oder was???
Schön, dann hatte Myers eben eine zerrüttete Kindheit, das Ding ist nur:
+++WEN INTERESSIERT’S???+++
Ich mein’, das Tolle an dem Original-„Halloween“ war doch, dass man keinen blassen Schimmer hatte, warum dieser lange Lulatsch mit der Maske auf einmal alle umbringt. Im ersten Teil war er ja einfach ein entflohener Irrenhausinsasse halb Mensch, halb purer Wahnsinn.
Bei Rob Zombie bleibt Myers Mensch, mutiert im Verlauf des Films höchstens zu einem dieser bulligen „Slipknot“-Typen, womit er optisch das derzeit angesagteste Schurken-Sterotypen-Outfit verliehen bekommt, das für mich aber schon wieder ein kleines Ärgernis darstellt. Ich mein’:
- der Typ trägt schwarze Klamotten,
- hat lange, strähnige Haare,
- hat als Kind Metal gehört
- spricht wenig
=> ER IST DAS BÖSE IN PERSON???
…Sorry Rob, aber das so 'ne miese These von dir untermauert wird, hätt’ ich dir jetzt echt nicht zugetraut. Gerade dir nicht.
Was kommt denn als nächstes: Ziehst du am 4. Juli mit Stars und Stripes durch die Strassen oder lobst das tolle, amerikanische Gesundheitssystem?
Mann Rob, was ist aus dir geworden…?
Ihr merkt schon, mich hat der Streifen dicke enttäuscht. Da helfen all die blutigen Kills nicht, die man hier tatsächlich zuhauf geboten bekommt, aber so was bekommt man ja anderswo auch.
Hier wär’s aber halt um Michael Myers gegangen – einer Horrorlegende, wenn ihr so wollt, deren Image mit den letzten Fortsetzungen eh schon merklich an Glanz verloren hat.
Und, sorry Rob, aber mit deinem Remake hast du dem alternden Myers-Mythos kein neues Leben eingehaucht. Im Gegenteil sogar: Obwohl Myers ausschließlich mit Maske rum läuft, wirkt er völlig demaskiert. Man kennt ja jetzt seinen Werdegang. Ist doch nur ein armer, mißverstandener Bub, bei dem vieles schief gelaufen ist.
...Sorry nochmal, aber genau so zerstört man Legenden. Wie der Dativ dem Genitiv ist nämlich auch zuviel Biografie und Hintergrundwissen dem Mythos sein Tod.
Meine Wertung:
Killer:
(+)(+)(+)(-)(-)
Kills:
(+)(+)(+)(-)(-)
Stereotype Psychostudie:
(+)(+)(+)(+)(-)
Spannung:
(+)(+)(-)(-)(-)
Innovation:
(+)(-)(-)(-)(-)
Nerv-Faktor, weil man Besseres erwartet hätte:
(+)(+)(+)(+)(+)[(+)]
Fazit:
Rob Zombies „Halloween“ ist kein Remake (das Wort „Remake“ beinhaltet für mich so Sachen wie „neue Ideen“, „neue Intention“, „Neuinterpretation“…),
sondern ein Abklatsch des alten Themas vermischt mit modernen Teenie-Horror-Elementen.
Dieser „Halloween“ reiht sich nahtlos an Blockbuster wie „House Of Wax“ oder das „TCM“-Remake an, ist nur wesentlich schlechter.
Für Leute, denen letztgenannte, hip gestylte Mainstream-Undinger schon übel aufgestoßen sind, wird dieser Rohrkrepierer hier gewiss auch kein Zuckerschlecken, denn:
„Halloween '07“ – das ist Horror für die breite Masse, nicht für Fans und nicht für Gourmets, die mit vollem Herzblut drin hängen.
Sehr, sehr schade.