Ein zweifelhaftes Vergnügen sind sicherlich Remakes, gerade wenn man sich die unantastbaren Konsorten vornimmt. Der Spagat zwischen Moderne und Klassik kann dementsprechend zu schmerzhaften Zerrungen führen. Ein Weg zum Dilettantismus ist unter diesen Umständen schnell kanalisiert. Mit „Halloween“ begibt sich Rob Zombie, der mit den Fireflys in „The Devil's Reject“ durchaus die Hölle im wahrsten Sinne des Wortes mit einem Gespür für Horror-Mechanismen weltlich brutzeln ließ, auf Carpenters Spuren - und tut sich damit keinen Gefallen.
Einen Mythos kann man nicht erklären. Michael Myers ist der langsam wandelnde, übermenschliche Killer, dessen illustrierte Hintergründe in erster Linie Fragen aufwerfen. Ein neuer Weg ist dann anmaßend und mitunter falsch, wenn beispielsweise der Unsterbliche, dem Carpenter mit seinen eindringlich markanten Klängen an sich erst diesen Status verliehen hat, plötzlich einer abgefuckten Hippie-Familie entspringt. Eigensinn ist hier deplatziert und kontraproduktiv, da man sich nur Feinde in der Hardcore-Gemeinde schafft. Der erste Fehler, den nicht einmal Michaels sexy anziehende Mutter Sheri Moon Zombie ausgleichen kann, steht im Protokoll des argwöhnischen Beobachters. Wie kann er nur, das Zombie?
Die Kurve wurde vorher aber eigentlich gekratzt, indem die notwendige Innovation auf den Tisch geknallt wird. Myers real und jung, mal gar kein demonstratives Monster, das später nur noch wütet. Interessant. Wäre da nicht nur der Mythos, die Legende. Man hört noch immer Dr. Loomis’ (Malcolm McDowell) Worte, die das personifiziert Bestialische im Original fachmännisch abstrakt beschreiben. Da steht er aber nun, der Junge. Einzig wirklich geachtet von Mama Sheri Moon Zombie, die man wiederum selbst gerne be(tr)achtet. Überdies ein Stiefvater, der dahin vegetierend säuft, zynisch alles und jeden fertig macht und jene Schwester, die gerne mal durch die Gegend hurt – im Sinne von Love and Peace. Hurra.
Den Psycho in Michael entdeckt man schnell – vielleicht eine Spur zu abrupt. Zitate und Ereignisse müssen auch irgendwie dynamisch abgehandelt werden, damit der zweite Teil, eine 1:1 Kopie des Originals, ganz im Geiste einer Huldigung vonstatten gehen kann. Der filmische Zwitter ist also des Remakes Lösung. Zeitsprünge und jugendliche Geschichten führen zu einer Verbeugung vor dem Original. Die nahezu zitierten Carpenter-Klänge sollen eine Brücke schaffen und weiß machen, dass hier niemand den Boden unter den Füßen verlieren möchte.
Das Ganze funktioniert dann allerdings eher schlecht als recht. Der Mythos ist dahin, jede weitere Kugel in Myers’ Körper demontiert ein Stück weit dessen absurde Lebenskraft. Ein forciert aufgesetztes Zitatenfestival dokumentiert dann eher jene zusätzliche Variable, die Zombie innovativ bringen wollte, damit er Eigenständigkeit demonstrieren konnte. Der Kreis schließt sich aber gerade deshalb nicht. Das Ganze wirkt dadurch eher wie ein Kreis mit platzierten Ecken, die den Unterschied ausmachen sollten.
Wozu die Chose dann, wenn Carpenter es wesentlich besser verstanden hat, diesen Michael Myers zu verkaufen? Das ist letztendlich die berechtigte Frage des Daseins. Zombie hat hier schlechte Karten und sollte eher seinen eigenen, kranken Fantasien visualisierend nachgehen. Die menschlichen Abgründe bieten noch so viel anrüchigen Stoff, der in ansprechender Ästhetik verfilmt werden kann. (4/10)