Review

Was ist Rob Zombie´s Halloween? Eine getreue Neuverfilmung eines Klassikers? Eine freie Interpretation von Carpenter´s "Halloween" von 1978? Oder ein Prequel, eine Vorgeschichte zum 1. Teil von Halloween? Von allem ein bisschen ist Rob Zombie´s neuestes Kinowerk. Zombie versucht die Kindheit des kleinen Michael Myers zu beleuchten, sein schwieriges familiäres Umfeld, seine ersten Morde. Die Antwort auf die Frage " Wie wurde aus dem kleinen Jungen Michael der seelenlose Killer hinter der Maske" bleibt Zombie dem Zuschauer dennoch leider schuldig. Schade, weil gerade das ein interessanter Ansatz war, der in allen vorherigen Teilen kaum oder nur wenig Beachtung gefunden hat. Michaels Mutter - eine Stripperin. Michaels Vater - ein gewalttätiger Trinker. Michaels ältere Schwester - ein billiges Luder. Michael tötet seinen Vater und seine ältere Schwester und dessen Gespielen - jedoch nicht wie im Original die ganze Familie. Seine jüngere Schwester verschont er - auch seine Mutter. Die Morde sind recht brutal, auch der erste Mord an einem älteren Schüler wird drastisch dargestellt und zeigt Michael als unbarmherziges, mitleidloses Wesen. Da, wo Zombie mit der Vorlage relativ offen und frei umgeht, da, wo der Film Zombies eigene Handschrift trägt, auch in den drastischen Gore-Szenen, die im Original völlig fehlen, kommt er "echt" rüber. Rob Zombie´s´Halloween eben. Allerdings versucht Zombie im zweiten Teil immer mehr, das Original zu kopieren. Die Morde etwa sind dem Original 1:1 entnommen - Michael Myers hebt einen Mann hoch und rammt ihm das Messer in den Bauch und lässt ihn dort hängen. Eine Kultszene - allerdings ist das Carpenter und nicht mehr Zombie. Michael Myers tötet einen weiteren jungen Mann und zieht sich dessen Gespenterkostüm an und geht damit zu der Bettkumpanin des Jungen. Auch wieder eine Kultszene - aber auch wieder Carpenter. Warum Zombie im ersten Teil so frei mit der Vorlage umgeht, aber im zweiten Teil dann so sklavisch an der Vorlage sich entlangwurstet, bleibt ungeklärt. Da wird aus der freien Interpretation des Stoffes eben eine getreute Neuverfilmung. Meinen Geschmack trifft sie dann nicht. Im zweiten Teil hätte ich mir mehr Rob Zombie gewünscht und weniger John Carpenter. Auch das Herumschleichen von Michael, das plötzliche Auftauchen und Verschwinden - auch das ist der Vorlage 1:1 entnommen. Was im Original genial ankommt, wirkt im Remake deplaziert, phantasielos und belanglos. Im zweiten Teil bekommt man als Halloween-Fan Lust, sofort in die nächste Videothek zu gehen und John Carpenter´s Halloween auszuleihen. Die Drastik der Gewalt im ersten Teil wird vom zweiten Teil nicht mehr übertroffen - im Gegenteil werden die Tötungsszenen dort eher runtergespult als zelebriert. Insgesamt scheint mir, dass Zombie sich nicht sicher war, was er eigentlich drehen wollte - eine Neuverfilmung eines Klassikers, eine freie Neuinterpretation oder ein Prequel?
Mir scheint, dass, wenn Rob Zombie sich auf eine der drei Möglichkeiten im Vorfeld festgelegt hätte, dass dann auch ein wesentlich besserer Film herausgekommen wäre. Doch der Versuch, in einen einzigen Film 3 völlig verschiedene filmische Ansätze zu packen, um es einem breiten Publikum recht zu machen, scheitert - und letzlich ist Rob Zombie´s Halloween weder das eine noch das andere. Ein Versuch. Ein Entwurf. Dem man sicher würdigen muss. Aber bewundern muss man ihn nicht.

Details
Ähnliche Filme