Review

Zugegeben. Wenn man eines seiner Lieblingsschauerstücke zu einem Remake verwurstet sieht, geht man alles andere als vorurteilsfrei daran, es zu sehen. Erst recht wenn ein Musiker mit dem Künstlernamen Zombie auf dem Regiestuhl saß.

Nun muss man eines sagen. Man macht jedenfalls eins bei diesem neuen „Halloween“ richtig: Man verfolgt mit der Geschichte einen völlig neuen Ansatz. Sie wird nun fast gänzlich aus der Sicht des Killers erzählt. Man sieht seine kaputte White Trash – Familie, seine ersten „Versuche“ als Tiermörder und auch seine ersten Morde als Kind sehr ausführlich (ja, davon gibt’s hier mehrere). Dr. Loomis (Malcolm McDowell) Therapieversuche und seine Beziehung zu Myers werden deutlicher gezeigt und ebenso sein Ausbruch 15 Jahre später. „The Story of Michael Myers“ wäre wohl der passendere Titel hierzu gewesen, aber der war vielleicht schon durch Bootlegs etc. zu präsent.

Erst in der zweiten Hälfte gerät der Film dann wirklich zum Remake, wenn die Vorbereitungen für die „Babysitter“ – Nacht an Halloween der drei Teenies Laurie, Annie und Linda gezeigt werden, während Myers sie beobachtet und Loomis den Sheriff zu warnen versucht. Teilw. wurden hier sogar Szenenabläufe und Einstellungen aus dem Original kopiert.

Als Kritik bleibt zunächst einmal die Frage erlaubt, warum es für den Ansatz, den Werdegang des Killers genau zu schildern, unbedingt „Halloween“ und Michael Myers gebraucht hat. Die Antwort darauf ist klar, weil es sonst deutlich weniger Leute interessiert hätte. Das Problem ist nur, dass dieser Ansatz auch nicht viel mehr als ein Ansatz ist. Bezüglich Michaels kaputten Hintergrundes werden letztlich nur Klischees (Mutter als Stripperin, hänselnde Mitschüler, versoffener Stiefvater usw.) bedient. Die paar Sitzungen in der Psychiatrie sind zwar nett gemeint, bringen aber auch kaum was, außer das eine Schizophrenie bei Michael angedeutet wird (was vor allem die Fortsetzungen des Originals auch taten). Die wichtigsten Fragen bleiben auch hier unbeantwortet. Warum tötet Michael? Was will er von seiner Schwester 15 Jahre später? Und vor allem: Wie konnte aus einem so schmächtigen Jungen nach 15 Jahren Gefangenschaft ein solcher 2 – Meter Hüne werden?

Wer das Leben eines Psycho – Killers ausgeleuchtet sehen will, sollte also doch lieber bei „Maniac“ oder „Henry – Portrait of a Serial Killer“ bleiben.

Was Rob Zombie ansonsten mit seinem „Halloween“ an Horror auffährt, steht ganz im Zeichen des Terrorfilms. Wenn Michael Myers seine Opfer tötet, dann geschieht dies möglichst grausam. Dabei geht es weniger darum explizite Gewaltdarstellungen zu zeigen (obwohl das Blut schon reichlich fließt) sondern viel mehr darum, die Opfer möglichst leiden zu lassen. Und natürlich gibt es der Opfer viel mehr als im Original. Ob man dem Film das als Qualität anrechnen kann ist fraglich, er ist halt sehr hart (und darauf kommt’s ja heutzutage an, nicht wahr!!!)
Zur Atmosphäre lässt sich eigentlich nur sagen, dass sie, vor allem in der Halloween – Nacht, einigermaßen düster ist, im Sinne von „Nacht = dunkel“. Von Carpenters altem Soundtrack wurden zwei Stücke recycelt, das Halloween – Thema und das Shape Stalk’s – Thema, allerdings wird besonders das Hauptthema alles andere als geschickt eingesetzt. Dafür gibt’s für die Hardcore – Fans zweimal den Song „Don’t fear the reaper“ im Hintergrund zu hören.

Inszenatorisch ist das bestenfalls als solide zu bezeichnen. Wenn Michael seine Opfer jagt, raubt einem die aktuell so beliebte Wackelkamera wieder mal die Orientierung.

Zu den Darstellern und ihren Figuren lässt sich sagen, dass sie durch den Umstand, dass Michael so sehr im Vordergrund steht, kaum Gelegenheit bekommen, aus ihren Schablonen auszubrechen. Selbst Dr. Loomis verkommt zur größeren Nebenfigur (mit unwürdigem Abgang). Unter den Teenager – Girls sind einem als Zuschauer eins wies andere, absolut scheißegal, und das gilt auch für Laurie (Scott Taylor – Campton). Entweder konnte oder wollte Zombie es einfach nicht realisieren, dass ein gutes Slasher - Movie davon abhängt, ob man mit dem Final – Girl mitfiebern kann. Dafür dürfen diesmal sogar zwei der „Chicks“ ihre blanken Brüste präsentieren. Nebenbei sei angemerkt, dass Rob Zombie die Fäkalsprache in diesem Film echt in neue Höhen treibt, was ich auch als störend empfand. Immerhin ein netter Gag, Danielle Harris (ehemals als Michaels kleine Nichte Jamie vor ihm auf der Flucht) als eine der Mädchen zu verpflichten.

Es ist im Übrigen schon beeindruckend, was Rob Zombie hier als erwachsene Darsteller auffährt und teilw. für nur wenige Minuten verheizt. Neben McDowell finden sich hier immerhin Brad Dourif, Udo Kier, Danny Trejo und Ken Foree (den altgediegenen Horror – Fans aus „Dawn of the Dead“ bestens bekannt) auf der Darsteller – Liste. Doch zieht man aus ihnen Nutzen? Nö!

Wenn man ehrlich ist muss man sagen, dass Rob Zombie hier eigentlich nur einen halbgaren Neuansatz der Story als Alibi verwendet um einen weiteren Terrorfilm in die Kinos zu bringen, der weder spannend, noch gruselig, noch sonst was ist und stattdessen den Zuschauer durch seine betont grausamen Gewaltdarstellungen bei der Stange hält.

3 / 10

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