Review

Die Remake-Welle rollt also immer noch fröhlich vor sich hin- und ein Ende scheint (noch) nicht in Sicht! Anstatt sich allerdings nur auf Filme zu beschränken, die nach oben hin noch Qualitätssteigerungspotential aufweisen, werden mittlerweile auch richtige Juwelen und Meisterwerke verhunzt, ähm, neu aufgelegt. Mit dem Remake von John Carpenters wegweisendem Klassiker "Halloween" hat man den Bogen nun endgültig überspannt!

Inhalt: Der kleine Michael Myers hat es schon schwer in seiner Heimatstadt Haddonfield. Keinerlei Freunde, als Familie eine vulgäre White-Trash-Sippe- da kann man durchaus zum Psycho werden! Und so zieht Michael einen blutigen Schlussstrich unter seine Probleme, metzelt einen fiesen Mitschüler und den Großteil seiner Familie, nur um daraufhin in der Klapsmühle zu landen. Dort nimmt sich ihm der etwas verschrobene Psychiater Dr. Samuel Loomis (Malcolm McDowell) an, der jedoch nicht zu dem Kind durchdringen kann. Zum Leidwesen von Michaels überforderter Mutter Deborah (der große Lichtblick des Films: Sheri Moon Zombie). Bald schon entwickelt der Junge eine regelrechte Obsession in Bezug auf Masken, die sein Gesicht verdecken, und verstummt zudem. Nach 15 Jahren Eingesperrtsein kommt es dann wie es kommen muss: Michael soll verlegt werden! Durch eine kleine Unachtsamkeit des Wachpersonals, ist es ihm möglich, ein Blutbad anzurichten und seinem "Gefängnis" zu entkommen. Loomis, durch die Vergangenheit tief geprägt, befürchtet nun das Schlimmste. Und er soll recht behalten, denn Michael ist direkt auf dem Weg nach Haddonfield, um sich seiner, mittlerweile zum Teenager gereiften Schwester Laurie (sehr schwach: Scout Tylor-Compton) anzunehmen, die gar nicht weiss, dass sie mit einem Massenmörder verwandt ist...

Am Anfang war man ja noch recht skeptisch, als bekannt wurde, dass "Halloween" neu aufgelegt werden sollte. Befürchtete man doch einen ähnlich überflüssigen Streifen wie Gus Van Sant´s "Psycho"-Remake. Als dann auch noch aufkam, dass Schock-Rocker Rob Zombie, der Regisseur des abgedrehten "Haus der 1000 Leichen", für die Inszenierung zuständig sein würde, waren die Meinungen unter den Fans endgültig geteilt. In Anbetracht der doch recht ordentlichen Neuauflagen der Vergangenheit ("TCM", "Dawn of the dead", "The hills have eyes" etc.), glätteten sich die Wogen allerdings und insgesamt recht wohlwollende Kritiken verhießen dann auch einen durchaus interessanten Film. Tja, wie man sich doch täuschen kann!

Mal abgesehen davon wie man zu der derzeitigen Welle an Neuverfilmungen im Allgemeinen und zu Carpenters Streifen im Besonderen stehen mag (für mich ist er ein Meisterwerk, das zum Immer-wieder-Sehen einlädt): Es ist offenkundig, dass der neue "Halloween" ein Sammelsurium für Häme und Schelte sein würde, wenn er nicht das Remake des hochgeschätzten Klassikers von 1978 wäre. Als Slasher ohne Bezüge zum Original, wäre dieses Filmchen einfach nur ein weiterer billiger, für den Direct to DVD-Markt geradezu prädestinierter 08/15-Schocker, nach dem kein Hahn krähen würde. Das ist natürlich schade, denn trotz der hohen Qualität des Ur-Films, wären die Möglichkeiten vorhanden gewesen, einen immerhin ordentlichen Streifen abzuliefern. Doch Rob Zombie verbaut sich dies durch zuviele Kardinalsfehler:
1. Da setzt er schon mal auf einen anderen Ansatz als das Original (nämlich darauf, Michael Myers in den Fokus zurücken und seine Kindheit näher zu beleuchten) und wirft diesen in der zweiten Hälfte dann komplett um. War der Killer zuvor noch eine, trotz seiner brutalen Handlungen, recht tragische Figur, vollzieht sich nun ein einschneidender Bruch, der in keinster Weise zu überzeugen vermag. Mit einem Mal wird Michael Myers nun als unheimliche, natürlich schweigsame Mordmaschine dargestellt und zum absolut Bösen personifiziert. Dadurch erfolgt natürlich eine starke Anlehnung an das Original. Was diese Darstellungsweise jedoch nicht besser macht, da der Stilbruch einfach zu groß und zu bemüht wirkt.
2. Nachdem der Film in der ersten Hälfte durchaus eigene Ideen besitzt(von denen allerdings nur die wenigsten gelungen sind), erfolgt absofort nur noch eine einfallslose Kopie des Carpenter-Streifens. Was soweit geht, dass sämtliche (!) Charaktere des Originals innerhalb von ca. 50 Minuten auftauchen dürfen. Es entsteht ein regelrechter Marathon, bei dem offenbar lediglich darauf geachtet wurde, den Bodycount so hoch wie möglich zu treiben (übrigens "dank" mäßiger Testvorführungen in den USA, wo die Zuschauer bemängelten, dass es zuwenig Opfer geben würde, worauf zusätzliche Nachdrehs anbeordert wurden). Das Geschehen läuft schlicht und ergreifend zu hektisch ab, als dass auch nur ansatzweise so etwas wie Suspense aufkommen kann.
3. Die Charaktere sind dermaßen überzogen und unsympathisch gezeichnet, dass man Rob Zombie am Liebsten davon abraten möchte, je wieder ein Drehbuch zu schreiben. Abgesehen von Malcolm McDowell (als Loomis), (ausgerechnet!) Brad Dourif als Sheriff Brackett und Sheri Moon Zombie (als Deborah Myers), erweckt so gut wie jede Figur im Zuschauer die pure Gleichgültigkeit. Besonders schlimm ist dies natürlich in Bezug auf Laurie und ihre Freundinnen, um die man ja eigentlich bangen soll, im Endeffekt aber nur Verachtung und im besten Fall Desinteresse übrig hat. Kein Wunder, wenn die Mädels derart nervtötend dargestellt werden, dass man ihnen das Ableben geradezu wünscht. Hier wird auch am Offenkundigsten wie gut das Orginal doch war. Werden Annie und Linda dort zwar als sexuell aktive junge Frauen mit Hang zum Übermut und Leichtsinn dargestellt, so sind sie doch zu keinem Zeitpunkt so unsympathisch wie im Remake. Hier haben die Mädels das Wort "bitch" geradezu auf die Stirn tätowiert und geizen nicht mit Gossensprache, die der von Michaels Familie in kaum etwas nachsteht. Dass sie beide zudem vom Killer nackt bzw. halbnackt attackiert werden, macht die Sache nicht besser. Im Gegenteil: hier lässt sich ein arg selbstzweckhafter Exploitationfaktor fesstellen, der dem Film mehr schadet als nützt. Ein großes Problem ist aber auch die Rolle der Laurie. Im Original die unbestrittene Heldin und neben Dr. Loomis Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, wirkt sie hier derart überflüssig, dass man nicht im Geringsten mit ihr mitfiebert. Zumal Scout-Taylor Compton eine echte Fehlbesetzung ist, nicht im Geringsten an die junge Jamie Lee Curtis heranreicht und wahrscheinlich schon mit der Nebenrolle in einer x-beliebigen Teenie-Soap heillos überfordert wäre. Ganz zu schweigen davon, dass ihr permanentes Dauergekreische und die allgemeine Unfähigkeit ihres Charakters mehr an den Nerven des Zuschauers zerren, als sämtliche Schockeffekte zusammen.

Apropos Schockeffekte: diese sind generell sehr breit ausgewalzt, heillos überzogen und so plump, dass man nicht mal mehr ein Schmunzeln dafür übrig hat. Lediglich der plötzliche Überfall auf Lauries Eltern kann hier überzeugen. Doch gerade mal ein gelungener Schreckmoment ist für einen solchen Film natürlich arg wenig.
Die Kopfschmerzen verursachende Kameraführung (war hier etwa ein Epileptiker am Werk?) und die alles in allem recht spannungslose Inszenierung von Zombie himself sind neben dem schlechten Skript zusätzliche Kritikpunkte.

Fazit: Rob Zombie´s "Halloween" ist der Beweis dafür, dass es jetzt endlich mal genug ist mit all den Remakes. Wenn ein eigentlich talentierter Regisseur, eine Neuauflage dermaßen verhunzt wie hier, sollte man schon die Notbremse ziehen. Leider Gottes war der Streifen (vor allem in den USA) ein respaktabler Erfolg, sodass uns wohl bald der Nachfolger ins Haus steht. Immerhin: den kann auch Zombie nicht mehr großartig in den Sand setzen, ist "Halloween 2" im Original doch ohnehin schon sehr mittelmäßig ausgefallen. Dieser Beitrag hier ist jedenfalls alles andere als ein Ruhmesblatt und in seiner Gesamtheit nur unwesentlich besser als der trashige "Halloween: Resurrection". Eine verdammt magere Ausbeute also und mit Sicherheit einer der enttäuschendsten Kinofilme des Jahres 2007!
3/10 Punkten

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