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Im Zuge der Remake Welle hat es nun auch John Carpenters "Halloween" erwischt, welcher zusammen mit Sean S. Cunningham´s "Freitag der 13te" sicherlich zu den Refernzwerken der frühen "80iger" zu zählen ist, zumindest für das "Slashergenre", welches dadurch "salonfähig" wurde.

Die Geschichte um den 1978 ins Leben gerufende Michael Myers ist hinlängst bekannt, somit ist eine Neuinterpretation des knapp 30 Jahren alten Klassikers durchaus berechtigt und auch angebracht.
Carpenters Original genießt zurecht Kultstatus, ist sein Original Halloween doch von einer unübertroffenden Atmosphäre geprägt und einem stetig wachsenden Spannungsbogen, zudem der legendäre Score maßgeblich beiträgt.

Carpenter zeigte schon damals, daß der Faktor "Gewalt als Stilmittel" nicht zwingend erforderlich ist, um einem Film eine Authenzität und Atmosphäre zu verleihen. Das permanente Einbinden des erwachsenden Michael Myers, welcher sich von Anfang an des Films als gesichtloser Killer befindet, sorgt somit für eine prägnante Atmosphäre, da er ständig präsent ist.
Auch die Sichteinbung des Zuschauers, die Vorgehenweise aus den Augen des Killers zu sehen, ist phänomenal.

Die damals noch recht unbescholtenen Schauspieler um Jamie Lee Curtis und Donald Pleasence performten recht glaubhaft Ihre Rollen und man konnte sich mit Ihnen in gewisser Weise identifizieren und mit Ihnen mitfiebern.
All dies sind Bestandteile, die es heißt aufzugreifen, wenn man ein Remake dieses Klassikers neu interpretieren möchte um eben die Verfechter des Originals nicht zu enttäuschen.

Rob Zombie nahm sich dieser schier aussichtlosen Situation an
und hauchte dem inzwischen etwas angestaubten Michael Myers Mythos neues Leben ein. Und sein Mythos lebt!!!
Rob Zombie, der sich für "House of 1000 Corpses" und dessen Nachfolger "The Devils Reject´s" verantwortlich zeigte und somit einen Fuß im Filmgeschäft setzen wollte, konnte mit genannten Werken schon auf sich aufmerksam machen und sich außerhalb seines musikalischen Backgrounds bei "White Zombie" einen Namen machen.

Waren genannte Erstwerke doch noch eher kleinere B- Movies mit einem Beigeschmack von bunten und visuell verstörten und leicht zugedrogten Bildern, schien das Vorhaben, sich an einen solchen Klassiker wie Halloween zu wagen, schon recht verrückt.
Doch Zombie wollte keine 1:1 Kopie von Carpenter schaffen, sondern den Mythos "Myers" von seiner Intention beleuchten und somit nur gewisse Fragmente des Originals beibehalten.

So gestalten sich die ersten knapp 45 Minuten Rob Zombie typisch dreckig und rauh und mit seinem typischen Charme versehen. Das Umfeld des jungen Michael Myers wird durch seine nicht mehr intakte und zerüttete Familie geprägt. Von einer Familie kann man nicht sprechen, Kommunikation ist hier fehl am Platze. Es wird geschrien, geschimpft und beleidigt, so wie man das von Zombie kennt und erwarten durfte.

Und eben diese zerstörte Familienidylle nutzt Zombie, um ein Motiv für den unglaublichen Hass des Michael Myers herzuleiten.
War Michael Myers in Carpenters Original halt einfach "nur böse"
und wanderte motivlos durch die Gegend, so gibt Zombie ihm hier ein klares Motiv für seinen Hass, der aus der abgewrackten Familiensituation entstanden ist.

Somit ist die Marschrichtung für die erste Hälfte des Films gegeben. Der junge Michael bringt dann einen Teil seiner Familie
auf recht drastische Art und Weise um, was halt Carpenter nicht für nötig hielt; sein Michael funktionierte auch so.
Dennoch, durch dieses handeln untermauert Rob Zombie Michaels krankes "Sein", in das er getrieben wurde.
Als Michael seine Schwester zur Strecke bringt und sie mit letzter Kraft auf den Flur kriecht wird schnell kar; Zombie´s Halloween wird anders.

Fragmente des Originals, vor allem beim Score wurden übernommen und um gewisse Nuancen erweitert, somit ist der Fan recht schnell wieder im Geschehen und lässt Erinnerungen an damaliges Geschehen wieder revue passieren.
Im Grunde ein nicht uninteressanter Aspekt, hat doch gerade die erste Hälfte des Films, recht weinig mit Halloween zu tun, wirkt aber durch Zombies hinzutun recht karnk und verstört und nicht minder intensiv oder gar unspannend.

Die 2te Hälfte gestaltet sich dann doch deutlich "Halloween"-lastiger, da auch gewisse Kills einfach übernommen wurden.
Der Bodycount und Härtegrad wurde deutlich angehoben, ist aber noch ausbaufähig, da sich hier nicht der übliche "Terror" abspielt, wie er in der letzen Zeit primär eingesetzt wurde.

Auffällig in jedem Fall ,die neue Präsenz des Michael Myers.
Michael Myers wirkt roher, rabiater und unkontollierbarer als jemals zuvor.
Vor allem sein äußeres Erscheinungsbild und seine enorme physische Präsenz machen deutlich, daß hier schon ein 2ter Jason Voorhees am Start ist. Seine machtige Statur und rabiates Vorgehen ist dann doch deutlich anders, als noch in den Vorgängern, was ihn deutlich gefährlicher erscheinen lässt.

Der Look des Films ist gerade in der 2ten Hälfte recht düster.
Dennoch, auch hier schimmern wieder die VideoClip ästhetischen Wurzeln des Herrn Zombies hervor, da auch hier die neue Moderne wieder zum Vorschein kommt.
Nicht so glatt und auf hochgalnz poliert wie noch beim ebenfalls sehr guten TCM Remake, aber dennoch schon der heutigen Zeit angepasst ohne aber einen rauhen Unterton zu vernachlässigen um somit noch etwas "dreckiges" beizubehalten.

Die Schaupieler um Malcolm MC Dowell alias Dr. Loomis sind bemüht, fallen aber gegenüber dem Origial etwas ab.
Vor allem der Charakter der Laurie Strode wurde mit Scout Taylor- Compton etwas nervig besetzt.
Auch Danielle Harris, die schon die Jamie in Halloween 4 und 5 spielen durfte, wirkt etwas deplaziert.
Tyler Mane als neuer Michael Myers überzeugt in jeder Situation, während Daeg Faerch mit seinem eher aufgesetzten bösen Blick etwas abflacht, aber bemüht und nicht belanglos rüber kommt.
Sheri Moon Zombie als Michaels strippende Mutter hat optisch noch einiges zu bieten, wird aber nicht längerfristig in den Film eingebunden.
Mc. Dowell als Dr. Loomis spielt Michael´s Arzt sehr überzeugend und hat mir neben Tyler Mane noch am besten gefallen.

Für viele ein zwiespaltiges Vergnügen.
Stören sich die einen an der Art und Weise, wie Zombie seine Art und Weise nutzt, um dieses Klassiker neu zu interpretieren, sind andere widerum nahezu euphorisch begeistert, von der neuen Marschroute des Films.
Alleine schon die Tatsache, sich an ein solches Kaliber wie "Halloween" zu wagen ist schon mit Beifall zu bekennen.

Aber diese Art von Remake überzeugt auf ganzer Linie, weil eben nicht nur Original Fragmente übernommen wurden, sondern weil der Film seinen eigenen Charme besitzt, auch wenn er nicht dieses typische Halloween Flair mitbringt, was beispielsweise "Der Fluch des Michael Myers" noch mitbrachte.
Ein rauher und dreckiger Unterton bestimmen das Gesamtbild, begleitet von dem besten Michael Myers, der jemals Haddonfiled in Angst und Schrecken versetzt hat.

Eine Fortsetzung wäre nicht nur wünschenswert, sondern erscheint auch als sehr wahrscheinlich, zumal der Film einen recht beachtlichen Erfolg in den USA aufweisen konnte.
Und da gerade das Ende so inszeniert wurde, daß ein Loomis, Myers und Co problemlos wieder dabei sein könnten, kann man nur hoffen, daß diese auch wieder geschieht.
Bis dahin kann man sich aber die Zeit problemlos mit einem der besten Remakes der letzen Zeit, die mögliche Wartezeit verkürzen.
Ganz klar neben dem Original der beste Halloween.

9,5/10 Punkte mit Tendenz zur 10!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

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