Die Neuverfilmung eines nahezu rundum gelungenen Horrorklassikers wie Carpenters „Halloween“ kann nur ein nutzloses Unterfangen sein und grenzt eventuell an krankhafte Selbstüberschätzung seitens des Regisseurs, - ein Gedanke, der bereits vor der Sichtung reifte.
Denn schon das fast unbrauchbare Remake von „The Fog“ hätte Macher Rob Zombie eine Warnung sein müssen, dennoch erzählt er unbeirrt die Geschichte um Michael Myers neu und drückt dem Ganzen seinen recht eigenwilligen Stempel auf: Mit blutigeren und mehr Morden, einer anderen Gewichtung der Handlungselemente und einem reichlich abgeänderten Finale.
Gänsehaut stellt sich bei alledem nur einmal ein, nämlich als nach etwa zehn Minuten das originale Main-Theme von Carpenter ertönt, was nun mal kein Verdienst von Zombie ist, sondern vielmehr auf Erinnerungen ans Original beruht.
Von dem ist in der ersten Hälfte nicht mehr viel übrig geblieben, denn der Einstieg will aufzeigen, wie aus Michael (Daeg Faerch, agiert sehr glaubhaft) der stumme Killer wird.
Und dabei wird kaum ein Klischee ausgelassen: Vom brutalen Saufvater(herrlich abstoßend: William Forsythe), über Mutter (Sheri Moon), die nichts merkt und ohnehin kaum Zeit hat, dazu triezende Mitschüler und der Hang, spätere Morde an Menschen, zunächst an Tieren zu proben.
Ein typisches Opfer des „White Trash“.
Der Hass geht irgendwann so weit, dass Michael einen Mitschüler zu Tode knüppelt und kurz darauf fast seine komplette Familie umbringt.
Ein durchaus interessanter Ansatz, Michaels Beweggründe aufzuzeigen und ihm ein wenig Persönlichkeit zu verleihen , doch als er letztlich in der Psychiatrie landet und von Dr. Loomis (Malcolm McDowell, spielt durchweg souverän) therapiert werden soll, verkommen diese Ansätze schlussendlich zu Oberflächlichkeiten und psychologischen Widersprüchen.
Carpenter hat das seinerzeit geschickt angefangen: Myers wird nicht erklärt und er lässt sich somit schwer einstufen.
Zombie macht es umgekehrt, denn sein Meyers wird dem Betrachter zwar zugänglicher gemacht, verwickelt sich dadurch jedoch leicht in Widersprüche, die im Verlauf mehrfach auffallen.
Weiter gelingt Michael nach 15 Jahren Psychiatrie die Flucht, die ihn zurück zum Ort seiner Kindheit führt. Nun beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, denn Michael beobachtet bereits seine kleine Schwester Laurie Strode (Scout Taylor-Compton, spielt solide, ist aber kaum markant), während Loomis seiner Spur folgt.
Im letzten Abschnitt finden sich vermehrt Elemente aus Carpenters Original. Die verlassenen Straßen der Kleinstadt, Michael unter der Maske in Beobachtungsstellung, Laurie, die im Gegensatz zu ihren Freundinnen nicht auf Sex aus ist und stattdessen als Babysitterin tätig ist und nicht zu vergessen, die ruhigeren Passagen des Original-Scores, die regelmäßig erklingen.
Hier wirken einige Szenen fast wie ein Zugeständnis an die Fans des Originals, nur kann Zombie nicht mit dessen dichter Atmosphäre mithalten, dafür fallen einige Szenenwechsel wiederum zu schnell aus.
Zum Showdown dreht der Streifen hingegen noch mal deutlich an der Spannungsschraube, auch wenn sich dieser insgesamt ein wenig hinzieht (ein Killer ist nicht beim ersten Versuch totzukriegen). Das „neue“ Ende unterscheidet sich allerdings deutlich von dem des Originals und lässt dabei weitaus weniger eine Fortsetzung zu.
Im Endeffekt haben wir dennoch einen recht typischen Rob Zombie Film.
Einerseits wurde auf Biegen und Brechen seine Frau Sheri Moon mit Halbnacktszene untergebracht, zudem recht skurrile Erscheinungen, wie Danny Trejo und Sid Haig und natürlich ausgedehnte Gewaltszenen (die „Workprint“-Fassung enthält zusätzlich eine recht abstoßende Vergewaltigungsszene), die vor allem im ersten Drittel zu finden sind.
In diesen Bereichen wirkt das Ambiente ziemlich dreckig und erinnert nicht selten an frühere Zombie Filme, wozu auch die leicht hektische Kamera bei schnelleren Handlungsabläufen beiträgt.
Nur, untermauert das am Ende die Begründung für ein Remake?
„Modernisiert“ werden Anhänger von deutlicheren Gewaltszenen behaupten, denen Carpenters Film von 1978 zu blutarm daherkam.
„Halbgar“ ist meine Meinung, denn aus den alternativen Ansätzen wurde nichts Schlüssiges entwickelt und viele Aspekte werden zu oberflächlich angerissen.
Einem in sich runden Original kann man eben nichts hinzufügen, andernfalls muss man etwas völlig Neues daraus entwickeln und das ist Zombie eben nur zum Teil gelungen.
Zwar phasenweise recht unterhaltsam, im Gesamtbild aber keinesfalls ein Gewinn für die Horrorfilmwelt.
4,5 von 10