Review

Achtung, Text enthält Spoiler.

Cool, mal wieder Western gucken. Zwar nicht aus Italien (wie auch!?), aber immerhin. Aus den USA kamen ja immerhin eine handvoll halbwegs guckbarer Neo-Western, warum also dem Ding nicht ne Chance geben, wenn einem daheim eh mal wieder nur die Decke auf den Kopf fällt.

In „Todeszug nach Yuma" geht es darum: böse sein ist schlecht und man muss dafür sterben; gut sein ist toll und ist es sowieso immer wert, zu sterben.

Ach so, Handlung meine ich. Es geht darum: Russel Crowe spielt ne böse Sau von Bandenkopf, der auf regelmäßiger Basis Geldtransporte ausraubt. Christian Bale indes spielt nicht nur top und sympathisch, sondern auch einen armen und verschuldeten Farmer und Kriegsversehrten, der in die Geschichte um den üblen Russel hineinschliddert und sich prompt nach dessen Gefangennahme bereit erklärt, für ein bescheidenes Entgelt den Russel zu einem Bahnhof zu eskortieren, damit dieser dann per „Todeszug" (bööööser Titel!) nach Yuma und somit an den Galgen befördert werden kann. Und fertig gestrickt ist der Rahmen fürs klassische und fieberhaft verfolgbare Western-Surviveln.

Von Minute zu Minute wird's ärgerlicher in diesem bemüht gespielten Streifen, der zu Beginn so viel versprach. Kurz zur Habenseite: Christian Bale spielt 1A und wie schon gesagt ists alles ziemlich spannend und auch originär ohne großes Ausufern inszeniert. Zudem gibt's diverse lässige Balleraktionen (die mal nicht verraten werden), welche in einem Western natürlich obligatorisch sind. An dieser Stelle fällt mir aber leider schon nix mehr ein - nichts desto trotz: für Leute, die es gewohnt sind, nix zu hinterfragen und nur unterhalten werden wollen, reicht „Todeszug nach Yuma" dicke. Daran, dass ich mich wieder zu Tode geärgert habe, bin ich eigentlich selber schuld.

Egal, ich schreib aber trotzdem, was mir während des Verlaufs so unter anderem am meisten säuerlich aufgestoßen ist. Da wäre erst mal der Russel. Teure Schauspieler, die den Bösewicht mimen, wollen nun mal nicht gleich nach der ersten Gefangenname erschossen werden, wie es hier am plausibelsten gewesen wäre. Nee, man veranstaltet lieber einen gigantischen Heckmeck und verschifft ihn von A nach B. auf der Reise durchs wilde Land darf er dann auch schön selbstdarstellerisch sein und vor der Kamera Unfug treiben. So meuchelt er unbestraft gleich zwei Eskortenmitglieder nacheinander (unter anderem Easy Rider Peter Fonda), büxt aus, wird wieder gefangen, büxt aus, killt böse Apachen (quasi so im Nebengeschäft), wird wieder geschnappt, wieder gefangen genommen und so weiter und so fort. Der ganze Kack nimmt in der immer komischer UND vorhersehbarer verlaufenden Handlung kein Ende: am Ende lässt er sich dann freiwillig (hä? Was hab ich da versäumt?) vom Christian durch die mit feindlich gesinnten Cowboys überfluteten Stadt eskortieren, und als der tapfere Held (den er für seinen Sohn ja partout bis zum Tode abgeben muss) dann nach erfolgreicher Beendigung seiner Aufgabe noch abgeknallt wird, dreht er vollkommen ab und knallt seine Band nieder, die zwar nur in seinem Interesse gehandelt haben, aber ja böse mit seinem neu gewonnenen Freund und der restlichen Umwelt umgesprungen sind. Ach, und von Christians nervigem Sohn schwätzen wir besser erst gar nicht. Kurzum: ein riesiger Kokolores, der auf das übliche US-Werteschema zurückzuführen ist, macht den ganzen Film kaputt, aus dem so viel hätte werden können.
Ich mag jetzt nicht zu sehr in die Tiefe gehen, aber eins ist klar - die Geschmäcker werden hieran definitiv arg polarisiert. Entweder man stört sich nicht an moralischem Unfug oder doch.

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