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Wir schreiben das Jahr 1998 und in 199 Tagen, 3 Stunden und 33 Minuten wird der wohl sehnsüchtigst erwartete Film aller Zeiten in den Kinos starten: Star Wars Episode I. Grund genug für Linus, Windows und Hutch, ihres Zeichens die größten Star Wars Fans auf diesem Planeten, sich bereits jetzt in ehrfürchtiger Vorfreude zu üben und jede Sekunde bis zu dem ersehnten Tag wie auf glühenden Kohlen zu sitzen. Auf einer Kostümparty treffen die drei ihren Jugendfreund Eric wieder, der früher einmal ihre Leidenschaft für das Nerd-Dasein teilte, bis er sich für ein bürgerliches Leben entschied und inzwischen Gebrauchtwagen in der Firma seines Vaters verkauft. So hält er zunächst auch wenig von der Idee, mit seinen alten Freunden zu einem bereits lange geplanten Road Trip zu George Lucas' Skywalker Ranch aufzubrechen, um dort die erste Kopie von Episode I vor dessen Kinorelease sehen zu können. Als Eric jedoch erfährt, dass Linus unheilbar an Krebs erkrankt ist und die Premiere des neuen Films nicht mehr erleben wird, schließt er sich dem wahnwitzigen Himmelfahrtskommando seinem Freund zuliebe an. In der Begleitung von Fangirl Zoe begeben sich die vier Nerds auf eine aberwitzige Reise, die jedoch alsbald nicht nur von übel gelaunten Internet-Ikonen und schwulen Bikern, sondern auch von durchgeknallten Star Trek Fans erschwert wird...


Es gab in den letzten Jahrzehnten gewiss viele Filmreihen, die auf ihre Art Geschichte schrieben, neue Meilensteine setzten oder ganze Genres revolutionierten. Vor dem Erfolg einer ganz bestimmten Science-Fiction Saga, die über die Jahre unzählige Millarden Dollar einspielte und somit bereits rein finanziell gesehen als das erfolgreichste Filmprojekt aller Zeiten in die Geschichtsbücher einging, müssen sie jedoch alle den Hut ziehen. Die Rede ist natürlich von Star Wars, dessen Hype auch heute noch von Millionen von treuen Fans in der ganzen Welt am Leben gehalten wird, welche sich in den härtesten Fällen jedes noch so kleine Merchandising-Objekt aneignen, alle Filme im Schlaf mitsprechen können und den Krieg der Sterne regelrecht zu ihrer eigenen Religion erklärt haben. Mit Fanboys erschien nun vor kurzem eine Komödie in den deutschen Landen, die der treibenden Kraft hinter dem Star Wars Franchise endgültig auch ein Denkmal setzt: den Fans. Durch ein geschicktes Internet-Marketing war Fanboys bereits lange vor Erscheinen in aller Munde, bis sich schließlich die bekannten Weinsteins dem prädestinierten Kultfilm annahmen, um ihn auf die größtmögliche Massentauglichkeit zurechtzustutzen. Vor allem der Subplot um eine an Krebs erkrankente Hauptfigur sollte dabei der Schere zum Opfer fallen, was wiederum für groß angelegte Boykottaufrufe unter den Fans sorgte und die Weinsteins schließlich zur Besinnung brachten. Dennoch kam es zu kleineren Veränderungen am Film und Fanboys wurde weiter verschoben, bis die größte Welle der Vorfreude langsam verebbte und sich manch einer irgendwann nicht einmal mehr an den Titel des Films erinnern konnte. Scheinbar war die Macht jedoch mit dem Film, denn irgendwann erschien die Nerd-Komödie dann doch und stellte eindrucksvoll unter Beweis, dass ihr weder geldgierige Produzenten, noch eine immense Erwartungshaltung auch nur das geringste anhaben konnten.

Der Film führt sein Publikum zurück in das Jahr 1999, als Star Wars noch der angesagteste Shit war und sich die Vorfreude von Millionen Fans angesichts der in einem halben Jahr erscheinenden Episode: I förmlich überschlug. Linus, Hutch, Windows und Eric sind vier von ihnen und entsprechen in drastischster Weise genau dem Bild, das man von klassischen Star Wars-Nerds erwarten würde. Die Filme in jedem Dialog rezitierend und diskutierend, die in ein Zimmer umfunktionierte Garage bei Mama zuhause mit Fan-Merchandise vollgestopft, leben sie den Kult, um ganz nebenbei das Erwachsenwerden zu vergessen. Fanboys zeichnet ein glaubhaftes und fast schon liebevolles Portrait seiner Hauptfiguren und damit einer ganzen Subkultur, ohne sie dabei durch den Kakao zu ziehen oder ihr für viele sicherlich seltsames Leben in Frage zu stellen. Fanboys ist ein Film von Fans für Fans und sich dieser Tatsache dankenswerterweise zu jedem Zeitpunkt bewusst. Dabei muss man sich als Zuschauer letztendlich nicht einmal selbst als Star Wars Anhänger bezeichnen können, um einen Eindruck vom Lebensgefühl jener Nerds zu erhalten, für die jene Streifen ihr hauptsächliches Interesse darstellen. Natürlich greift Fanboys dabei das eine oder andere Mal in die Klischeekiste oder bedient sich kleinerer Überzeichnungen, was jedoch nichts daran ändert, dass der Film ein ungemein authentisches Gefühl entstehen lässt.

Fanboys ist die geschickte Verknüpfung mehrer Genres und bedient sich Elementen von Komödie, Road- und Buddy-Movie und zuletzt auch des Dramas. Zusammengewürfelt und mit unzähligen Hommagen an Star Wars versehen, ergibt das im Endeffekt einen absolut charmanten Film über Freundschaft, Zusammenhalt und einer gemeinsamen Leidenschaft. Durch die Krebserkrankung einer der Hauptfiguren erhält Fanboys zudem eine leicht tragische Note, doch natürlich steht die humorvolle Komponente zu jedem Zeitpunkt klar im Vordergrund. Die unglaubliche Anzahl verschiedenster Anspielungen nicht nur auf Star Wars, sondern auch auf zahlreiche andere Filme dürften jedem leidenschaftlichen Cineasten die Freudentränen in die Augen treiben, womit natürlich eine gewisse Filmkenntnis vorausgesetzt ist, um bei Fanboys auch wirklich herzhaft lachen zu können. Das ständige zitieren und anspielen gerät dabei des Weiteren niemals zum platten Gimmick, sondern funktioniert durchgehend gut und wechselt sich vereinzelt mit dem typischen Humor eines Roadmovies oder einer Teenie-Komödie, so dass auch ein an Star Wars nicht sehr interessiertes Publikum hier noch viele Lacher vorgesetzt bekommt. Gerade die Konfrontation der Star Wars Fans mit den offensichtlich verfeindeten Trekkies sind dabei immer wieder wahre Highlights, die für einen Lacher nach dem anderen zu sorgen wissen. Für weitere Beigesterungsstürme sorgen dann noch zahlreiche Gastauftritte bekannter Schauspieler aus dem Star Wars Universum oder dem aktuellen Filmgeschehen. Neben Carrie Fisher, Billy Dee Williams und William Shatner haben es zudem noch bekannte Namen wie Seth Rogen, Kevin Smith oder Danny Trejo in den Film geschafft, so dass man bisweilen aus dem Staunen kaum noch herauskommt, wer sich da so alles in Fanboys blicken lässt.

Der Film funktioniert über seine Laufzeit von 86 Minuten insgesamt wunderbar und ohne jegliche Längen und verbreitet durchgehend gute Laune. Die Geeks stolpern auf ihrer Reise quer durch die USA von einer misslichen Situation in die nächste, was natürlich dem Klischee eines Roadmovies entspricht und beispielsweise in der Szene mit den schwulen Bikern schon etwas ausgelutscht erscheint. Ansonsten gibt es hier jedoch keinen Grund zur Klage, weder bei der gekonnten Inszenierung, noch bei den fabelhaft besetzten Schauspielern. Sam Huntington, Chris Marquette, Dan Fogler und Jay Baruchel verkörpern ihre Rollen derart glaubhaft, dass man ihnen die aus dem Leben gegriffenen Fanboys, die man so auch im Comicladen um die Ecke treffen könnte, auch tatsächlich abkauft.

Insgesamt ist Fanboys der wahrgewordene, feuchte Traum eines jeden.. nunja, Fanboys eben. Wer die Leidenschaft der vier Hauptcharaktere für Star Wars teilt, wird sich in den 86 Minuten des Films in den 7. Himmel versetzt sehen, während jedoch auch alle anderen dem Werk eine verdiente Chance zukommen lassen sollten. Viel zu charmant und liebenswert kommt diese sehr prominent besetzte Zusammenkunft aus Teenie-Komödie und Roadmovie mit zahlreichen Anspielungen auf Film und Fernsehen daher, als dass man Fanboys nicht irgendwo einfach gern haben könnte. Der Film bietet neben unzähligen Lachern auch sympathische Aussagen über Freundschaft und das Erwachsenwerden und kann alles in allem uneingeschränkt weiterempfohlen werden.



Fanboys
USA 2008, 86 Min.
Freigabe: FSK 12
Regie: Kyle Newman

Darsteller: Sam Huntington, Chris Marquette, Dan Fogler, Jay Baruchel, Kristen Bell, Thom Bishops, Charlie B. Brown, Ernest Cline, David Denman, Hugh Elliot, Carrie Fisher, Will Forte, Seth Rogen, Kevin Smith, William Shatner, Danny Trejo

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