Das Ergebnis der Analyse gleiche vorneweg:
Zuschauer sieht „Fanboys“ – amüsanten, aber harmlosen Film, könnte er sagen.
Filmfan sieht „Fanboys“ – schöner, lustiger Film von den richtigen Leuten gemacht.
Star Wars-Fan sieht „Fanboys“ – und schwenkt 85 Minuten extatisch den Lichtsäbel aus Plastik.
Machen wir uns also nichts vor, dieser Film wurde nicht für Blockbustermassen gemacht, sondern für den kleinen, aber hartnäckigen Haufen von Nerds, die sich eine Filmreihe zur Religion gemacht haben und bei denen die Filmindustrie sicher sein kann, daß sich jeder davon eine von den Scheiben dann auch in die Vitrine stellt.
Dieser kleine Roadtrip für einen schwer krebskranken Freund, der in einem Einbruch in die Skywalker-Ranch von George Lucas kulminieren soll, um vor dem sicheren Tod (und der Premiere in sechs Monaten) noch „Episode 1“ sichten zu können, ist eine an sich nicht sonderlich aufregende Angelegenheit.
Vielleicht sind die Geschmacksnerven von zu vielen blöden Teenagerfilmen auch schon zu abgenutzt, die reißerisch auch noch den letzten Fremdschämer mit Nabelschau wachschocken müssen, um so eine harmlos-fröhliche Amerikafahrt noch genießen zu können – andererseits ist es fast eine Erholung, einen leichten Chaostrip so unbeschwert genießen zu können.
Vier schräge Jungs (plus der obligatorischen Vernunft in Form einer Frau) sind also unterwegs durch die Staaten für einen fabulösen Einbruch und erleben so einiges, müssen in einer Schwulenbar notgedrungen strippen, landen kurz im Knast, legen sich ausgiebig mit Star-Trek-Fans an und hadern ansonsten nur mit ihrer Umwelt oder ihrem Status im Stadium der endlosen Verehrung für die SF-Serie.
Das ist weder extrem originell, noch sehr aufsehenerregend – es funktioniert einzig und allein über die eigenhändige Kenntnis von Star-Wars, den Schlüsselszenen, den Figurenkonstellationen und den ungelösten Fragen über Image und Coolness und ein wenig Wissen über Kirk, Picard und Co. sollte man auch noch in der Tasche haben, denn der Zwist zwischen den beiden Gruppen ist hier bisweilen das motivierende Element.
Selbstmurmelnd, daß da zahlreiche Gaststars in so einem Streifen wenigstens zu Tür hereinschauen, entweder in obligaten Nebenrollen (obwohl die Charaktere die Gesichter ja erkennen sollten), in Gestalt von Carrie Fisher oder Billy Dee Williams oder als sie selbst, wie der wohl sowohl legendäre, wie selbstparodistische Auftritt von William Shatner beweist.
Daß bei so einer Story auch Kevin Smith und Jason Mewes reinschauen müssen, ist natürlich Ehrensache, auch wenn ihrem Auftritt etwas mehr Ideenreichtum beisteuern hätte können.
Rätselhaft nur, warum ausgerechnet der sonst gern mitspielende Internetnerd Harry Knowles („Ain’t it cool-News“) nicht selbst auftritt, sondern von dem Darsteller Ethan Suplee gespielt werden muß, der den Job aber deckungsgleich durchzieht.
Der Witz an der Sache entsteht dann auch meistens durch die Konfrontation mit den Trekkern und der Anwendungen von Zitaten, Handlungen und Lebensweisheiten der Star-Wars-Figuren und dem ironischen Umgang mit dem Werk von George Lucas, wie die Sicherheitsleute auf seiner Ranch beweisen, die alle den gesichtslosen Polizisten aus seinem Klassiker „THX 1138“ gleichen (hier gibt sich „Darth Maul“ Ray Park die Kampfsportehre), während auch dieser Film offenbar nicht ohne einen (oder drei) Auftritte von Seth Rogen auskommt, die aber okay ausfallen.
„Fanboys“ ist natürlich retro, kommt eigentlich viel zu spät, hält aber seine Feel-Good-Attitüde munter bis zum Ende durch und vermeidet fast komplett das Drücken auf die Trändrüse, was beim Krebs-Thema nahe lag; irritiert aber mit einigen witzigen Ideen, wie den Personalakten, die Lucas offenbar von seinen durchgeknalltesten Fans führt. Aber das ist nur schlüssig, wenn man sich eben im Lucas-Universum wenigstens substanziell mittelmäßig auskennt, sonst verpuffen die Gags am Normalmensch-Unverständis, das wiederum verständlich wäre. Und fängt eben das ganze Dilemma des Filmemachers zur zweiten Trilogie im allerletzten Satz ein – und erfüllt damit genau die Erwartungen, die man rückblickend den ganzen Film gehegt hat.
Nerdiges Nischenkino, das einfach nur Spaß machen will und dies mit Geschmack tut – mögen die Einnahmen mit ihnen sein. (7,5/10)