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Als Fahrer eines Geldtransporters in der Stadt der Engel wird Felix de la Pena (John Leguizamo) während eines Überfalls schwer verletzt. Er und seine Familie durchleiden während der Genesung seiner schweren Kopfverletzung eine schlimme Zeit. Zwar hat Felix den Kopfschuss wie durch ein Wunder überlebt, doch sind die psychischen Probleme, die eine solche Rekonvaleszenz begleiten, ein Alptraum. Hirngeschädigt sucht der Familienvater einen Ausweg aus der Krise und der kann für ihn nur der sein, die Männer zu finden, die ihm das angetan haben um sich an ihnen zu rächen. Die Polizei, die Felix zeitweise als potentiellen Mittäter handelt, gibt sich zwar alle Mühe, ihm und seiner Familie zu helfen, doch wird diese Hilfe brüsk zurückgewiesen. Er selbst will sich aus dem Würgegriff des Schicksals befreien - und zwar ohne fremde Hilfe.

Brad Furmans „The Take" ist eine durchaus interessante Milieustudie, die wieder einmal im Moloch Los Angeles angesiedelt ist. Die ständig wachsenden Viertel der spanisch sprechenden US-Amerikaner - wo alltäglich um ein Dasein als vollwertiger Bürger gekämpft wird - bieten, sofern wie hier sachlich und nüchtern inszeniert, eine durchaus passable und genuine Kulisse für den Kampf der Unterschichten gegeneinander. Zwar ist Felix auf der Seite der Uniformierten und damit Teil der Staatsmacht, doch kämpft seine Familie mit der Nachbarschaft, wo Drogen und Verbrechen die Jugendlichen verführen. Felix ist offensichtlich stolz darauf, es zu einem sicheren Job gebracht zu haben - um so paralysierter ist er, als seine Zukunft so mutwillig in Trümmer geschlagen wird.
 
John Leguizamo, den man immer häufiger in prominenten Rollen zu Gesicht bekommt und der sich hier einmal mehr als exzellenter Mime hervortut, kämpft sich den Weg nach oben frei. Zwar bietet „The Take" nur B-Film-Feeling, das allerdings auf hohem Niveau. Zum Nachteil gereicht Furmans Film dabei, dass er den Fokus zu sehr auf das Dramatische legt und dabei übersieht, dass sein Film schlicht nicht das Potential zum hochwertigen Drama besitzt. Die Darstellerriege erledigt ihren Teil zwar honorabel, doch verliert sich die Inszenierung vor allem in der Mitte und dem vierten Fünftel des Films zu sehr in seichten Gewässern oder gar unmotiviertem Geplätscher. Darsteller, Optik, Dialoge und Schauplatz sind hingegen äußerst ansprechend und sollten den Interessierten durchaus ein oder zwei Blicke riskieren lassen.
 
Der große Wurf ist „The Take" nicht, denn die Marschrichtung müsste dazu klarer sein. Wer einen Rache- oder Selbstjustizreißer erwartet, wird ebenso enttäuscht wie derjenige, der sich ein sorgfällig inszeniertes Drama erhofft. Wer hingegen B-Stangenware beim Milieufilm gewohnt ist und akzeptiert, der darf bedenkenlos zugreifen, denn Potential ist hier vorhanden - es wird nur nicht vollends ausgeschöpft.

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