Review

Die Farrelly-Brothers drehen mit Ben Stiller ein Remake eines Neil-Simon-Skripts, wem da nicht schon im Ansatz Angst und Bange wird, kann wirklich ruhig schlafen.
Simon, ein Künstler des geschliffenen und witzigen Dialogs trifft somit auf sich aus Gross-Out-Humor speisende Regiemittelmäßigkeit mit einem Loser-Darsteller, der außerhalb seines typischen kreativen Einzugsbereichs als Punchingball seiner Umgebung eigentlich gar nicht mehr wahrgenommen wird.
Daß das höchstwahrscheinlich schief gehen würde, war klar, aber es hätte deutlich schlimmer ausfallen können.

Der Plot an sich ist ein Musterbeispiel für den Aufbau einer verzwickten amurösen Situation: der einsame Single, der keine Frau abbekommt, dann eine trifft und relativ schnell heiratet, um erst in den Flitterwochen auf all die Macken und nervtötenden Kleinigkeiten aufmerksam zu werden, während er sich dort in eine Andere verliebt – die natürlich nicht mitbekommt, daß er frisch verheiratet ist.

Dazu kann man sich jetzt natürlich etwas Komisches einfallen, man kann es allerdings auch mit Grobschnitt versuchen – und die Farrellys machen hier beides in einem, was dem Film nicht gut tut und erst recht in eine Art kreative Zerrissenheit führt.

Stiller gibt mal wieder den totalen Pechvogel, der mit seiner Umwelt bald im Clinch ist und meistens den Kürzeren zieht, was hier jedoch um so nerviger rüberkommt, weil er eigentlich diesmal kein totaler Loser ist, sondern eigentlich recht gut situiert und eigentlich charmant.
Dagegen steht seine neue Ehefrau Leila, die zunächst sehr nett und freundlich rüberkommt und dann aus dem Stand auf Hochzeitsreise sich in eine Art wehleidigen Psycho verwandelt, bei dem man früher nach Details hätte fragen müssen. Sie hat Schulden, sie hat gekokst, ihr Freund war auf Droge, sie hat nervtötende Verhaltensweisen, kann schlecht rechnen und besonders intelligent ist sie auch nicht, abgesehen von ihrem Mangel an Einsicht. Dagegen steht dann die aparte Miranda, die Witz und Intelligenz ganz gut ausbalanciert hat, aber mit einem Familienclan reist, der erst mal überzeugt werden will, wenn man ihm nicht verschweigen muß, wie die Situation wirklich ist.

Dazu kommen natürlich noch ein paar nervige oder witzige (je nach Zuschauerniveau) Nebencharaktere wie ein komischer mexanischer Helfer; ein Teenagerzwillingspärchen, eine Mexiko-Band, die Großfamilie oder der noch potente eigene Vater (der übrigens von Stillers wahrem Vater Jerry Stiller („King of Queens“) gegeben wird.

Das führt zu einer endlosen Kette von Mißverständnissen (so geht auch noch das Gerücht um, Stillers Frau sei ermordet worden) und kleineren Peinlichkeiten, wobei der Grossoutanteil deutlich verringert wurde. Das macht den Film jedoch nur bedingt besser, denn immer wenn dann etwas in der Richtung zu sehen ist (Getränk suppt durch eine perforierte Nasenscheidewand, akrobatische Sexspielereien, eine Ratte als Kuscheltier, monströser Sonnenbrand oder in der überflüssigsten Sequenz ein hervorpoppender Klitorisring, als Malin Ackerman auf Stiller draufpinkelt, um einen Quallenbiss zu neutralisieren), paßt es nur noch schlechter zu den romantischen und flotten Szenen zwischen den gut harmonierenden Stiller und Monaghan.

Daraus wird ein filmischer Zwitter: immer wenn man denkt, der charmante Film würde Fahrt aufnehmen, geschehen Eddie (Stiller) jede Menge alberner Mißgeschicke und verbale Fehlleistungen und sofern man endlich das Handtuch werfen will, passiert wieder etwas wirklich Komisches aus Kleinigkeiten.

Andererseits hat man es nach gefühlten 10 Filmen endgültig leid, Ben Stiller noch als witzigen Punchingball zu sehen, dem gar nichts gelingt, denn alle Witze gehen immer auf seine Kosten und hier ganz besonders und es gibt kein schauspielerisches Schwergewicht (wie Robert de Niro), um dagegen zu wirken oder zu neutralisieren.
Wer „Verrückt nach Mary“ nach 10 Jahren immer noch für eine gute Komödie hält, wird auch hier seinen Spaß haben, wer aber denkt, daß sich diese Form der Milleniums-Comedy allmählich überholt hat, dem werden hier die Zähne lang. Neil Simon hat so einen Bastard jedenfalls nicht verdient. (4/10)

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