Ben Stiller im Ehewahnsinn gefangen…20.07.2008
Es hieß bei unseren Vorfahren „drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht noch was bessres findet“. Wäre der Sportartikelhändler Eddie doch nur diesem klugen Rat gefolgt…aber nein, mit 40 noch unverheiratet, das geht gar nicht, zumal der Vater drängend zur Heirat treibt. Und so wirft Eddie alle Bedenken über Bord und ehelicht nach nur sechs Wochen die Volontärin Lila. Auf geht es in die Flitterwochen nach Mexiko, doch dort stellt sich die Braut als Fehlgriff heraus, dumm das, vor allem, wenn man sich parallel in eine andere verliebt. Also muß ein wenig jongliert werden, doch solche Spielchen gehen immer schief. Hier ist die Folge, daß Eddie zunächst illegal nach Amerika zurückkehren muß, dann auch noch seinen Laden bei der Scheidung verliert und die Dame seines Herzens leider einen anderen geehelicht hat. Aber natürlich hat Hollywood auch hier wieder einen Ausweg parat…leider.
Ach, dieser unselige Drang nach einem Happy-End, wieviel macht er nur immer kaputt, so schön wäre mancher Film, wenn man ihn den nur rechtzeitig enden ließe. Aber nein, das Publikum goutiert derartiges nicht, also muß irgendwie das gute Ende gestrickt werden. Hier führt das zu massiven Punktabzügen, doch das ist nicht die einzige Schwäche des Streifens, der nicht als so gelungen bezeichnet werden darf wie die erste Zusammenarbeit Verrückt nach Mary zwischen Regie und Ben Stiller. Also Kritikhammer raus und draufgehauen…zunächst einmal entbehrt die Flucht aus Mexiko zurück nach Amerika jegliche Logik. Wenn man als Tourist im Ausland seiner Papiere beraubt wird, geht man zur Botschaft. Ein Telefonat mit dem Vater könnte auch hilfreich sein…aber nein, Eddie muß herumlungern, Paß weg, Geld weg, Braut weg, und dann auf den üblichen Menschenschmugglerwegen zurück in die USA. Das ist weder lustig noch realistisch, sondern irgendwie bedenklich.
Genauso bedenklich ist die Darstellung Mexikos im allgemeinen. Mariachi überall, Sex mit Tieren, was hat die Regie da nur geritten? Überhaupt schreckt man vor keinem derben Effekt zurück, wenn es um das Thema Sex geht, ich bitte hier nur, den Abspann zu erdulden. Das paßt aber nicht zur Grundstimmung des Films, denn eigentlich ist dieser eine etwas leisere Komödie über die Sorgen eines Mannes mit 40. Wie man das richtig macht, zeigt uns der Film Jungfrau, männlich, 40, sucht…und schließlich ist das Verhalten der Filmfigur Eddie nicht zu tolerieren. Mag seine neue Ehefrau sich auch als noch so schräg entpuppen, Heirat ist Heirat, da sollte man zunächst mal versuchen, den Urlaub sauber zu ende zu bringen und dann daheim vielleicht die Konsequenzen zu ziehen. Aber eine andere anzugraben, während die eigene Frau mit schlimmem Sonnenbrand im Zimmer weilt, ist einfach nicht akzeptabel.
Vielleicht bin ich da zu hart, aber diese benannten Punkte vermiesen mir ein wenig das Vergnügen, was schade ist, denn der Film hat eine wirklich gute erste Stunde, eine gute erste zweite Hälfte und verschwendete dreißig Minuten Restlaufzeit. Er ist beileibe nicht schlecht, sondern unentschlossen, und mancher Witz ist nur drin, um ein jugendliches Publikum zum Jauchzen zu bringen, das aber auf sehr plumpe Art. Und ein kleiner Ratschlag noch an Retter in Spe: einen auf einem Fahrrad flüchtenden Handtaschendieb stellt man nicht frontal, sondern von der Seite. Insgesamt ganz nett, mit schönen Bildern von Fernweh und Sonnenuntergang, darstellerisch in Ordnung und zumeist amüsant - 7/10.