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Wenn wir mal ehrlich sind, verlaufen Tierhorrorfilme, insbesondere die mit Reptilien doch in 95% der Fälle nach dem selben Prinzip. Irgendwo, zumeist im Dschungel, wird eine kleine Gruppe von dem zumeist mutierten Viech angegriffen, nach und nach dezimiert und am ende explodiert das Tier, kommt in eine Schiffsschraube oder ähnliches. Dazu gibt es noch ein paar POV-Shots und fertig ist Killer Crocodile Teil 76 oder sonst irgendwas in die Richtung. So bleibt als Fan zumeist nur die Unterteilung in unterhaltsame und stinklangweilige Filme dieser Gattung. Und das 97er Schlangenhorror Spektakel „Anacondas“ macht einen gehörigen Spaß.

Die Story ist wieder mal die Alte. Ein Filmteam, das einen Dokumentarfilm über einen Eingeborenen Stamm im Dschungel drehen möchte macht sich mit einem Boot auf, einen Fluß in Südamerika hinauf zu schippern. Zwischendrin nehmen sie noch einen Gestrandeten mit und schon kann die Riesenschlange anfangen langsam aber sicher zum Mittagessen überzugehen. Da die Schlange als einziges Böses nicht ausreiht gibt es natürlich auch noch unter der Bootsbesatzung einen Feind. Der ist hier ausnahmsweise mal nicht ein stinkreicher Geschäftsmann, der versucht ein Atommülllager im Dschungel zu decken oder ähnliches sonder eben der aufgefischte Schlangenjäger Paul Sarone, der auf der Jagd nach der Riesenschlange ist. Deren Herkunft wird übrigens nie erklärt, ist aber auch nicht nötig. Damit hätten wir gleich zwei Bad-Guys (auch wenn einer davon eine gar grausamst animierte Schlange ist), Zeit für die Suche nach Helden. Die sind auch schnell gefunden und bereits nach wenigen Minuten dürfte klar sein, wer die lustige Bootsfahrt überlebt. Da wäre zum einen die Regisseurin des Doku Streifens, Terri Flores (Jennifer Lopez) und auch der Kameramann Danny Rich (ice Cube) steht bal als zweiter Held fest. Der Rest setzt sich aus mittlerweile durchaus bekannten Gesichtern zusammen und wird nach dem guten alten „10 kleine Negerlein“ Prinzip von der Schlange verfrühstückt. So finden sich neben den erwähnten auch noch Owen Wilson, Kari Wuhrer, Jonathan Hyde und Eric Stoltz ein.

Soweit also alles beim Alten im Tierhorror-Land. Das was diesen Film letztlich aus der Masse etwas heraushebt sind gleich mehrere Dinge. Zum einen weiß Luis Llosa wie man einen Film nicht mit unnützem Beiwerk unnötig aufbläst, sondern einen Film straff angezogen und auf Tempo ausgerichtet inszeniert. Nach 20 Minuten legt die Schlange los und der Film verringert sein Tempo nicht mehr bis zum Finale. So muss das inszeniert sein, da macht sich dann auch keiner ernsthaft Gedanken, ob die Handlung jetzt noch den Gesetzen der Logik oder der Physik (der berühmt berüchtigte Berg-auf fließende Wasserfall) folgt. Auch geht der Film für ein PG13 Rating ordentlich zur Sache und macht auch hier ein stimmiges Bild. Ein wahrer Glücksgriff war auch die Besetzung von John Voight als Paul Sarone. Der Mann reißt den Film von der ersten Sekunde seines Auftretens an an sich und geht aus jeder einzelnen Szene ganz klar als Sieger hervor. Keiner der ihm auch nur ansatzweise das Wasser reichen kann. Selten war ein Charakter ein so pures, fieses Arschloch. Da ist jede Szene eine Freude für den Zuschauer. Nur logisch das diesen Kotzbrocken nicht mal der Magen einer Riesenschlange halten kann.
Was den Unterhaltungswert des Films ebenfalls in einem enormen Maße anhebt ist die teilweise einfach unglaublich trashige Special Effects Arbeit, die geleistet wurde. Die Schlange wurde in nahezu allen Szenen, in denen sie komplett zu sehen ist am Computer animiert und auch wenn der Film mittlerweile 8 Jahre auf dem Buckel hat, muss man einfach sagen, das die CGI Effekte absolut lächerlich sind. Die Schlange sieht aus wie ein fliegendes Stück Plastik und ändert ihre Größe je nach belieben. Dazu noch absolut seltsame Bewegungen und fertig ist das Desaster, das den geneigten Fan natürlich in wahre Begeisterung versetzt. Wenig besser sind da auch die mechanischen Modelle der Schlange. Immer ist das Viech als das zu erkennen was es ist: Künstlich. Trotzdem der Film macht Spaß, keine Minute Leerlauf und ein Finale, das auch noch mit einer netten Explosion aufwarten kann, dürfte den Tierhorrorfan ebenso zufrieden stellen wie den B-Action Fan. Mit Horror hat das natürlich alles so gut wie nichts zu tun, keine Szene in der mal etwas passiert was man auch nur im geringsten als Schockmoment bezeichnen könnte und die Handlung ist schon fast erschreckend vorhersehbar. Dafür gibt es aber auch immer wieder witzige Einfälle, exemplarisch erwähne ich mal die Kameraansicht aus dem Rachen der Schlange als sie den Kopf über ein Opfer stülpt. Da muss man neidlos anerkennen, dass es sich hier zwar um (35 Millionen Dollar teueren) Trash handelt, aber zumindest um einfallsreichen und sehr unterhaltsamen Trash.

Die Darsteller stehen wie bereits erwähnt alle ganz klar im Schatten von John Voight, lassen aber zumindest im ansatz erahnen warum sie bis heute doch recht erfolgreich im Business tätig sind. Owen Wilson ist zwar sofort als potentielles Schlangenfutter auszumachen aber spaßig ist es schon ihm bei einem seinem ersten größeren Auftritte zu zusehen. Jennifer Lopez spielt ganz ordentlich und war damals noch am Anfang ihrer Karriere. Sie sieht gut aus, und zeigt schon im Ansatz das Talent, das sie ja durchaus hat. Eric Stolz wird bereits nach wenigen Minuten aus der Handlung genommen und hat von da an nur wenig zu tun, aber auch er schlägt sich ordentlich. Gleiches gilt auch für Kari Wuhrer, die hauptsächlich am Schreien ist und ansonsten wenig zu bieten hat, außer ihrem Aussehen natürlich. Wieder einmal ausgezeichnet schlägt sich ICe-Cube, der einfach der beste ist unter den Schauspielernden Hip-Hoppern und als einer der wenigen dieser Zunft auch über Schauspieltalent verfügt. Zu Begin gibt es auch noch einen kurzen Auftritt von Dany Trejo, so das für jeden was geboten ist.

„Anacondas“ ist ein spaßiger und durchweg unterhaltsamer Beitrag zum Tierhorrorgenre. Langweile kommt unter Garantie keine auf, man darf nur nicht den Fehler machen und eine Story suchen. Lieber sollte man sich an John Voight erfreuen, die miese CGI-Schlange belächeln, Ice Cube zusehen wie er mit der Schlange ringt und Jennifer Lopez in nassen Klamotten ist auch immer einen Blick wert. Absolut anspruchsloser Film, der aber bestens geeignet ist um einen relaxten Abend vor dem Fernseher zu verbringen und bei weitem nicht so schlecht wie er immer gemacht wird. 7 von 10 Punkten.

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